Bergedorf. Während die Frauenfußball-Weltmeisterschaft zu Ende geht, tun sich die Vereine schwer, Mädchen eigene Angebote zum Kicken zu offerieren.

Der Sommer ist traditionell die Zeit der Fußball-Jugendcamps. In Hamburg führen nicht nur der Hamburger SV und FC St. Pauli regelmäßig an allen möglichen Standorten Fußball-Camps für den Nachwuchs durch. Auch viele Vereine des Heimatgebietes bieten mittlerweile solche Veranstaltungen an.

Ganz aktuell startet der SV Nettelnburg/Allermöhe am Montag ein Fußball-Feriencamp für fünf- bis siebenjährige Kinder. Das Timing könnte kaum besser sein: Am Sonntag geht mit dem Finale Spanien-England die Frauen-Fußballweltmeisterschaft zu Ende. Alle Kinder, die in den vergangenen Wochen die Spiele verfolgt haben und dabei selbst Lust bekommen haben, es einmal mit dem Fußball zu probieren, können nun gleich ihre Ballkünste erproben.

Spezielle Angebote für Mädchen gibt es bei den Sommercamps kaum

Doch oft sieht die Zusammensetzung solcher Veranstaltungen dann so aus: 50 Jungs und ein bis zwei Mädchen. Doch das müsse nicht unbedingt ein Nachteil sein, sagt Anna Hepfer, Grundschullehrerin aus Ochsenwerder und frühere 2. Bundesliga-Spielerin beim Hamburger SV. Sie hat als Kind jahrelang in Jungs-Teams gekickt. „Die Jungs gucken einen immer erst ein bisschen blöd an, aber wenn sie dann merken, dass du kicken kannst, ist es okay“, erzählt sie.

Wer jedoch nicht das Selbstbewusstsein und Talent einer Anna Hepfer hat, für den könnte ein reines Mädchen-Camp passender sein. Doch solche Veranstaltungen gibt es bislang kaum. Der FC St. Pauli bietet regelmäßig reine Mädchencamps an, der HSV nicht. Werder Bremen hat sie „als Neuheit“ frisch im Programm, der FC Bayern München hält eines am 26./27. August ab, und der VfL Wolfsburg hat als Trendsetter schon 2021 sein erstes Mädchencamp organisiert.

Auf dem Land ist vom Boom im Mädchenfußball nicht viel zu merken

Aus gutem Grund: Von 2020 bis 2023 stieg die Zahl der Fußball spielenden Mädchen in Deutschland von 60.000 auf 100.000 auf fast das Doppelte an. „Bei einem ländlichen Verein wie dem unseren kommt von dem Boom im Mädchenfußball aber nicht viel an“, sagt Dirk Borstelmann, B-Mädchen-Trainer beim SC Vier- und Marschlande. Drei Mädchenteams hat der Verein aktuell, von denen immerhin zwei auf dem Elferfeld spielen.

„Es wäre gar nicht so schwer, noch mehr fußballbegeisterte Mädchen zu gewinnen“, ist Borstelmann überzeugt. „Aber uns fehlen Trainer und Betreuer, um neue Teams aufzumachen. Die Eltern engagieren sich nicht mehr. So verpufft bei uns der Sommer-Effekt von der Frauen-WM.“