Neuallermöhe. Die 40-Jährige gehörte früher zu den besten Basketballspielerinnen Hamburgs. Heute begeistert sie Jugendliche für ihren Sport.

Basketball ist mehr als nur ein Sport. Es ist eine Lebenseinstellung. Niemand weiß das besser als Diyar Moore. Die heute 40-jährige Bergedorferin gehörte als Jugendliche zu den besten Basketballspielerinnen Hamburgs, feierte mit der TSG Bergedorf Erfolge. „Einmal haben wir bei einem Turnier im schwedischen Lund das Finale erreicht“, erinnert sie sich. „Da wurden Nationalhymnen gespielt und jede Spielerin wurde mit Namen vorgestellt. Das war schon etwas Besonderes.“

Nun möchte sie an der Gretel-Bergmann-Schule in Neuallermöhe, wo sie als Erzieherin arbeitet, ihre Leidenschaft an die Jugendlichen weitergeben und hat dafür ein Projekt gegründet. Gleichzeitig ist sie auch Basketball-Trainerin bei ihrem Heimatverein, der TSG Bergedorf, und kümmert sich dort um die fünf- bis achtjährigen Minis. Mit großem Erfolg: Zwei Gruppen mit insgesamt 15 Kindern gibt es bereits. Für ihr Engagement wurde Diyar Moore kürzlich bei der TSG zur „Ehrenamtlichen des Monats“ gekürt.

Diyar Moore bringt einen Hauch von Kalifornien nach Neuallermöhe

An der Gretel-Bergmann-Schule bietet sie ihr Basketball-Projekt ab der fünften Klasse aufwärts an, also ab zehn Jahren. Die Jugendlichen für ein freiwilliges Training nach der Schulzeit zu begeistern, ist eine herausfordernde Aufgabe. „Die Jungs sind für dieses Rumzocken, wie es beim Basketball üblich ist, eher zu haben“, verrät sie. „Die Mädchen verabschieden sich oft in der Pubertät, wenn es nicht einen starken Mannschaftskern gibt, der sie bei der Sache hält.“

Jugendbasketball: Jungs lieben das Zocken, Mädchen schätzen einen harmonischen Mannschaftskern.
Jugendbasketball: Jungs lieben das Zocken, Mädchen schätzen einen harmonischen Mannschaftskern. © picture alliance / Pressebildagentur ULMER | ulmer

Im Training kann Diyar Moore ihre Erfahrungen aus den USA einbringen, wo sie 15 Jahre lang gelebt hat. Nach dem Ende ihrer Schulzeit in Bergedorf konnte die Welt für sie gar nicht groß genug sein. Sie ging zunächst als Au Pair nach New York, zog dann weiter in die 80.000-Einwohner-Stadt Mountain View in Kalifornien. „Das war die beste Zeit meines Lebens“, blickt sie zurück. Sie heiratete, bekam zwei Kinder, und als die Ehe in die Brüche ging, kehrte sie zurück nach Deutschland.

In der großen Pause powern sich die Jugendlichen aus

Woher die alleinerziehende Mutter eines zehnjährigen Sohnes und einer siebenjährigen Tochter nun die Zeit für ihr ehrenamtliches Engagement nimmt, das weiß sie selbst nicht so genau. Dass es sich lohnt, ein bisschen amerikanisches Flair nach Neuallermöhe zu bringen, dessen ist sie sich aber gewiss.

Die Gretel-Bergmann-Schule ist eine sportbetonte Schule und bietet daher beste Bedingungen für ein solches Projekt, wie Tom Greiff herausstreicht. „Wir haben zum Beispiel auf dem Schulhof ein Basketballfeld mit federndem Boden“, erzählt der Lehrer für Deutsch, Geschichte, Geografie und Theater. „Da gibt es Jugendliche, die essen in der großen Pause nichts, die gehen nicht auf Toilette, die powern sich die ganze Zeit beim Basketball aus. Das ist wirklich faszinierend.“

80 bis 85 Prozent der Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund

Gleichzeitig ist es ein herausforderndes Umfeld. 80 bis 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Diyar Moore fordert sie heraus, gibt ihnen neue Ziele. Mit einer Mannschaft der Gretel-Bergmann-Schule nimmt sie gerade an der jr. NBA-League teil, einem Jugendturnier nach dem Vorbild der nordamerikanischen Profiliga.

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Als „Team Los Angeles Lakers“ versuchen sie gegen die Konkurrenz aus den anderen Hamburger Schulen zu bestehen. „Was nicht so leicht ist, weil bei uns praktisch nur Fünftklässler spielen, während die anderen auch Sechstklässler dabei haben“, erläutert sie. Ende Februar spielen die „Lakers“ an ihrer eigenen Schule gegen die „New York Knicks“ (Stadtteilschule Bergedorf) und „Utah Jazz“ (Stadtteilschule Öjendorf). Dann ist es wieder Zeit für etwas kalifornisches Flair in Neuallermöhe.

Auch die TSG Bergedorf profitiert vom Basketball-Projekt an der Schule

Die TSG Bergedorf, bei der Diyar Moore für die 2. Damen in der Stadtliga spielt, profitiert mit. Auf 400 Mitglieder ist die Basketball-Abteilung des Großvereins bereits gewachsen, ist damit aktuell die mitgliederstärkste Sparte. 700 sollen es möglichst in den kommenden Jahren werden. Doch das klappt nur dank des Einsatzes von Ehrenamtlichen wie Diyar Moore, die wie keine andere für den Basketballsport lebt.