Bergedorf. Trotz Temperaturen von bis zu 30 Grad bewältigten die 1139 Starter ihre Runden beim Bergedorfer Citylauf problemlos. Warum das so war.

Auf die Bergedorfer ist Verlass! Viele Anwohner sorgten am Sonntag beim 10. Bergedorfer Citylauf bei Temperaturen von knapp 30 Grad mit Gartenschäuchen und Getränkeständen entlang der Strecke für Abkühlung. Die Läuferinnen und Läufer nahmen es dankbar an. „Das viele Wasser hat enorm geholfen“, lobten Justyna Kwiatkowska und Jule Argembeaux von der TSG Bergedorf unisono, die beim Hauptlauf über zehn Kilometer die beiden schnellsten Frauen waren.

Vielleicht war es ja auch die Hitze, die ein Rekord-Meldeergebnis verhindert hatte. Mit 1139 Läuferinnen und Läufern blieb die Veranstaltung, die von der TSG Bergedorf gemeinsam mit unserer Zeitung ausgerichtet wird, unter der Bestmarke von 1297 Aktiven im Jahr 2018.

Bergedorfer Citylauf: Die Aktiven haben sich gut eingeschätzt

Doch viel wichtiger war: Trotz der schwierigen Bedingungen gab es kaum Zwischenfälle, weil alle ihre Kräfte gut einschätzten. „Erstaunlich wenig“ hätten sie zu tun gehabt, hieß es von den Erste-Hilfe-Kräften des Arbeiter-Samariter-Bunds, die nur viermal Schürfwunden und Ähnliches versorgen mussten.

Jonas Voß freut sich über ein paar Tropfen Wasser von oben.
Jonas Voß freut sich über ein paar Tropfen Wasser von oben. © Hanno Bode

Felix Grelak aus Lüneburg, der Sieger bei den Männern, hatte sich eine kluge Taktik zurecht gelegt. „Ich hatte mir wegen der Hitze fest vorgenommen, nicht loszuballern wie ein Bekloppter“, schilderte er. So ließ Grelak anfangs nicht nur die vielen Staffelläufer ziehen, sondern auch seinen Hamburger Konkurrenten Leander Wieland ziehen. Doch schnell wurde klar, dass Grelak nicht zu schlagen sein würde. Schon zur Hälfte des Rennens hatte der Sportler der LG Dorsten eine Minute Vorsprung auf den Rest des Feldes herausgelaufen. Im Ziel lag der 36-Jährige dann in 37:04 Minuten sogar noch deutlicher vor Jonas Hafemann (Erdinger Active Team/38:36), Dirk Geurink (BG Klinikum Hamburg/38:37) und Leander Wieland (39:26).

Wie die Kinder, so der Papa: Wie Felix Grelak zum Sieg im Hauptlauf kam

Dass Grelak überhaupt an den Start gegangen war, hatte er seinen Kindern zu verdanken. „Mein siebenjähriger Sohn Elan und meine fünfjährige Tochter Malia (5) wollten unbedingt beim Kinderlauf mitmachen. Also sind wir hier“, erzählt er. Grelak, der mit Bergedorfs Laufidol Steffen Benecke trainiert, ist elffacher Hamburger Meister und hat sich auf Extrem-Wettbewerbe wie den Ironman oder den Strongman Run spezialisiert, den größten Hindernislauf der Welt. „Ich liebe das Leben, und ich liebe die Herausforderung“, betont der Doktor der Naturwissenschaften und der Mathematik.

Von der Stimmung in Bergedorf war Grelak begeistert. „Wenn ich Leute überrundet habe, haben sie oft geklatscht und mich angefeuert“, schilderte er seine Eindrücke von der Strecke. So konnte er auf der Schlussrunde sogar noch zulegen. Seine nächste große Herausforderung wird weniger warm, aber deutlich nasser: „Im August schwimme ich beim Wakenitzman 14 Kilometer durch den Fluss Wakenitz.“

Das Bergedorfer Erfolgskonzept: Volkslauf als Familien-Event

Logisch, dass einen wie Grelak die Hitze nicht schocken konnte, erstaunlich aber, dass auch die vielen Hobbysportler die Herausforderung so gut meisterten. Sportler wie Björn Stange, Antje Ninnemann oder Linda von Dein, die allesamt deutlich über eine Stunde für die vier Runden durch die Bergedorfer City benötigten, kräftig angefeuert von den Töchtern Mona Henriette Stange (8) und Carlotta Luise von Dein (8).

Die hatten zuvor schon beim Kinderlauf mächtig vorgelegt. „Das ist halt eine schöne Familienveranstaltung“, betonte Linda von Dein. Antje Ninnemann bedauerte, dass es – außer beim Kinderlauf – aus Kostengründen keine Medaillen für die Finisher gab. „Aber es ist auch so eine großartige Veranstaltung.“

Auf und neben der Strecke gab es viel Leidenschaft fürs Laufen

Das Familien-Erlebnis spielte für viele die Hauptrolle, auch für Familie Korbel aus Reinbek. Vater Björn und Mutter Susann feuerten gemeinsam mit Tochter Nele (6) den Sohn Lukas an, der wenige Tage zuvor seinen zehnten Geburtstag gefeiert hatte. „Eigentlich sind 2,5 Kilometer ja ein wenig lang für Kinder in diesem Alter“, schätzt Leichtathletik-Trainer Björn Korbel. „Aber das Laufen ist die große Leidenschaft von Lukas.“

Vorbilder nicht nur für die eigenen Kinder: Björn und Susann Korbel mit den Sohn Lukas (10) und Tochter Nele (6)
Vorbilder nicht nur für die eigenen Kinder: Björn und Susann Korbel mit den Sohn Lukas (10) und Tochter Nele (6) © Volker Gast

Als Sportabzeichen-Prüfer bei der TSV Reinbek begeistern Susann, die 2022 beim Citylauf die Fünf-Kilometer-Strecke absolvierte, und Björn Korbel regelmäßig Menschen für Sport und bringen sie an ihre Leistungsgrenze. Dafür sind sie selbst die besten Vorbilder. Beim „Megamarsch Ostsee“ wanderten sie im April mit 1800 Gleichgesinnten 50 Kilometer an der Ostseeküste von Scharbeutz nach Grömitz. „Es war ein unglaubliches Erlebnis“, schwärmen sie.

Am 9. Juni 2024 steigt der 11. Bergedorfer Citylauf

Diese Begeisterung für Sport ist es, die viele Teilnehmer am Bergedorfer Citylauf antreibt. Hoffentlich wird das auch bei der elften Auflage am 9. Juni 2024 wieder so sein. Wir freuen uns darauf!