Bergedorf. Von Heimspielen in der Fremde, „Elstern“-Qualitäten und einer Kunstrasen-Phobie: Kurioses von der Fußball-Kreisliga bis zur Oberliga.

Der Hamburger Fußball-Verband hat richtig spekuliert. Zum Start nach der Winterpause konnten im Bergedorfer Raum von der Oberliga bis zur Kreisklasse alle 32 angesetzten Partien ausgetragen werden. Somit war der Fußball-Auftakt ein voller Erfolg. Höchste Zeit also, allerhand Kurioses aus den verschiedenen Ligen in unserer Kolumne „Abpfiff“ zusammenzutragen.

Ex-Profis mit Kunstrasen-Phobie

Es ist schon erstaunlich. Ausgerechnet das erfolgreichste Team im Hamburger Amateurfußball liefert im Moment eine der seltsamsten Negativ-Serien ab. Welcher Fan des Oberliga-Serienmeisters TuS Dassendorf erinnert sich noch an den 27. April 2022? Damals gewannen die Blau-Weißen durch Tore von Mattia Maggio, Martin Harnik und Dennis Bergmann mit 3:1 beim HEBC. Was aber niemand ahnte: Es sollte bis heute der letzte Dassendorfer Oberliga-Sieg auf Kunstrasen gewesen sein. Seit neun Monaten ist dem Branchenprimus auf dem Kunstgeläuf kein Dreier mehr geglückt. Zuletzt kamen die Dassendorfer nun beim HEBC nicht über ein 0:0 hinaus. „Diese Serie ist wirklich nicht erklärbar“, schüttelt TuS-Sportchef Jan Schönteich ratlos den Kopf. „Wir gewinnen Pokal- oder Testspiele auf Kunstrasen, aber in der Liga klappt es nicht. Wir müssen den Bock jetzt mal umstoßen.“ Die nächste Chance dazu wartet am 18. Februar ausgerechnet beim Lokalrivalen SV Curslack-Neuengamme. Zuvor empfangen die Dassendorfer am Sonnabend TuRa Harksheide (13 Uhr, Wendelweg) – zum Glück auf Naturrasen.

Den Torschrei schon auf den Lippen gehabt

In der Kreisliga ging es gleich mit einem Spitzenspiel los. Spitzenreiter TuS Aumühle-Wohltorf schlug den Tabellendritten SC Wentorf II durch ein Tor von David Wefel (51.) mit 1:0 und hat jetzt sieben Punkte Vorsprung auf Rang drei. „Wer soll Aumühle das noch nehmen? Sie sind einfach gut und stehen zurecht oben“, sagte Wentorfs Trainer Andreas Weng hinterher. „Gratulation zum Aufstieg!“ Doch davon wollte TuS-Coach Rainer Seibert nichts wissen: „Nein, davon brauchen wir heute nicht zu reden. Wir sind gut im Rennen, aber wir gucken von Woche zu Woche.“

Efrem Alebachew hatte für die Wentorfer die Riesenchance zur Führung auf dem Fuß, fand seinen Meister aber in Keeper Schobeß
Efrem Alebachew hatte für die Wentorfer die Riesenchance zur Führung auf dem Fuß, fand seinen Meister aber in Keeper Schobeß © Maurice Herzog | Maurice Herzog

Und wer weiß schließlich schon, wie alles gekommen wäre, hätte Wentorfs bester Torschütze Efrem Alebachew (neun Saisontreffer) die Nerven behalten, als er in der ersten Hälfte allein auf Aumühles Keeper Leo Schobeß zulief. Da hatten die Gäste den Torschrei bereits auf den Lippen. Alebachew vergab jedoch, während es TuS-Stürmer Wefel später besser machte (51.). Einmal in Führung brachte Aumühle das 1:0 mit „cleverem Zeitspiel der alten Hasen im Team“ (Seibert) gekonnt über die Zeit. „Der Schiedsrichter hat gesagt, dass er alles nachspielen lässt. Statt der sechs Minuten hätten es gerne zwölf sein können“, ärgerte sich Weng.

Erfolgreiches Heimspiel in der Fremde

Schon seit Jahren drängt die Fußball-Abteilung des FC Voran Ohe auf den Bau eines Kunstrasenplatzes, der am Kalksandsteinwerk entstehen soll. „Wie nötig das ist, zeigt sich jetzt mal wieder. Der Kunstrasenplatz wurde uns von der Gemeinde ja schon vor langer Zeit in Aussicht gestellt, aber es verschiebt sich immer wieder“, ärgert sich Ligatrainer Matthias Wulff. „Besonders für unsere ganzen Jugendmannschaften ist das ein Desaster. Sie können über Wochen und Monate nicht auf unserem Platz trainieren und spielen.“ Da also das Kicken am Amselstieg im Moment witterungsbedingt nicht drin ist, tragen die Oher ihre Heimspiele in der Fremde aus: auf der Anlage der TSV Reinbek.

Mit Erfolg: Der VfL Lohbrügge wurde mit 4:0 vom Platz gefegt. Und so hat auch Wulff seinen Frieden mit der Situation gemacht. „Die haben ein wirklich hübsches Vereinsheim in Reinbek, in dem wir noch lange gefeiert haben“, schildert er schmunzelnd.

Von der Schlei an die Dove-Elbe

Wer im Winter starke Neuzugänge verpflichten möchte, muss seine Augen überall haben. Zum Beispiel beim TSV Kappeln, wo Niklas Bruhn und Tobias Hein das Kicken gelernt haben. Beide laufen nun für den Bezirksligisten SV Nettelnburg/Allermöhe auf. Bruhn sorgte gleich für Furore, als er beim 2:1-Heimsieg gegen den TuS Hamburg die 1:0-Führung erzielte. Doch was bringt zwei Fußballer zu einem Wechsel von der Schlei an die Dove-Elbe? „Beide sind Studienkollegen von Fynn Spors“, verrät SVNA-Teammanager Jan Arp. Spors stammt aus der Jugend des SVNA, spielte danach für den FC Bergedorf, SV Börnsen und SC Vier- und Marschlande, bevor er 2019 seine Karriere beendete.

Zwei „Elstern“-Spieler haben nichts verlernt

Wo wir gerade bei Ehemaligen sind: Zwei frühere „Elstern“-Spieler schossen die HT 16 in der Landesliga zum 2:1-Erfolg beim Oststeinbeker SV: Gökhan Iscan und Dieter Forkert.

Gökhan Iscan (hinten), hier im Trikot des SV Curslack-Neuengamme, tunnelt Jonas Kastl.
Gökhan Iscan (hinten), hier im Trikot des SV Curslack-Neuengamme, tunnelt Jonas Kastl. © Hanno Bode | Hanno Bode

Iscan kickte von 2009 bis 2011 für den FC Bergedorf 85, Forkert von 2013 bis 2016. Ansonsten jedoch haben ihre Karrieren nicht viele Gemeinsamkeiten. Während der 28-jährige Forkert sehr vereinstreu ist, aber es nie in die Oberliga geschafft hat, kickte „Wandervogel“ Iscan in 16 Jahren für zwölf Clubs, darunter die Oberligisten Lüneburger SK, SC Victoria und SV Curslack-Neuengamme.

Keine Kohle fürs Kicken beim SC Wentorf

Beim Düneberger SV schossen die früheren Wentorfer Justin Rönnau und Arwid Dykier ihre Farben zum 3:1-Sieg gegen Rahlstedt. „Für beide haben wir keinen einzigen Euro Ablösesumme verlangt“, verrät SCW-Trainer Slavec Rogowski. Weil die Wentorfer umgekehrt aber auch keine Ablösen zahlen, mussten sich Rönnau und Dykier einst beim SV Nettelnburg/Allermöhe aus eigener Tasche auslösen, um zum SCW wechseln zu können. Es hat sich für sie gelohnt.