Dassendorf. Der Umbruch beim Oberliga-Meister hat begonnen. Über die Hälfte des Kaders ist älter als 30 Jahre. Wer die neuen Hoffnungsträger sind.

Die „Serrahn Deern“ hatte gerade den Bergedorfer Hafen verlassen, da griff Jan Schönteich im Salon der Barkasse, auf der die TuS Dassendorf die Hamburger Meisterschaft feierte, zum Mikrofon. Es waren emotionale Worte, die der 54-Jährige an die Sponsoren, Helfer, Funktionäre und Spieler richtete. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die „Schale“ jedes Jahr ins „schönste Dorf“ geholt werde, erklärte Schönteich. Viel Herzblut und Einsatz seien dafür vonnöten.

Als der frühere Spieler und Trainer der TuS zu den Verabschiedungen kam, hatte er einen Kloß im Hals. Mit Marcel Lenz musste er einem Leistungsträger der vergangenen Jahre Adieu sagen. Der 35-Jährige beendete aus beruflichen und privaten Gründen – er wurde vor einigen Monaten Papa – seine Laufbahn. „Wir werden in den nächsten Jahren leider weitere verdiente Spieler verabschieden müssen“, blickte Schönteich voraus, hielt kurz inne und ergänzte dann wehmütig: „Davor graut es mir bereits jetzt.“

Serie Anstoß: Gesicht der Mannschaft wird sich ändern

Ein Umbau des Kaders ist perspektivisch allerdings unausweichlich. Viele langjährige TuS-Stützen wie Rinik Carolus (35), Sven Möller, Henrik Dettmann, Kristof Kur­czynski und Amando Aust (alle 32) sowie die Ex-Profis Martin Harnik (35), Maximilian Ahlschwede (32) und Zhi-Gin Lam (31) sind bereits im fortgeschrittenen Fußballer-Alter. Wie lange sie ihre Knochen noch auf Oberliga-Niveau halten werden, ist ungewiss.

Fakt ist: Das Gesicht der Mannschaft, in der nur elf von 23 Spielern unter 30 sind, wird sich in den kommenden Jahren ändern. Schönteich, Ligamanager Alexander Knull und Coach Jean-Pierre Richter stehen vor der Aufgabe, den Umbruch möglichst sanft und geräuschlos zu vollziehe, ohne dass der sportliche Erfolg dabei auf der Strecke bleibt.

„Wir müssen wieder besser Fußball spielen“

Rundum glücklich waren die Verantwortlichen trotz des neuerlichen Titelgewinns mit der vergangenen Saison nicht. „Wir haben nicht den Fußball gespielt, dass mal ein paar Zuschauer mehr ins Stadion kommen, sondern eher Zuschauer vergrault“, sagte Richter selbstkritisch. Schönteichs Analyse fiel noch drastischer aus: „Wir haben den Titel und sollten eigentlich zufrieden sein. Sind wir aber nicht. Unser Rückrundenverlauf war echt bescheiden. Wir müssen wieder besser Fußball spielen.“

Begeisternd waren die TuS-Auftritte zuletzt nur selten. Das gründete zum großen Teil auf Verletzungen und coronabedingten Spielausfällen, durch die das Team keinen Rhythmus fand. Doch eben nicht nur. „Man sagt ja, Erfolg beginnt dort, wo die Komfortzone aufhört. Und wir waren da zu sehr drin. Wir müssen da raus. Das gilt für alle: das Management, die Trainer und die Spieler. Wir müssen zulegen“, sagte Schönteich und versprach: „Das werden wir.“

Neuzugänge sind die Hoffnungsträger der Mannschaft

Hausaufgaben haben die Verantwortlichen gemacht. Mit Keeper Sebastian Kalk (Bramfelder SV), dem früheren Schweizer Erstliga-Profi Jordan Brown (Eintracht Norderstedt) und dem Regionalliga-erfahrenen Oliver Doege (SV Curslack-Neuengamme) wurden drei Akteure geholt, die den Eindrücken aus der Vorbereitung nach sofort Stammspieler sein werden. Hinzu kommt mit Linus Feldpausch ein Talent aus der eigenen zweiten Mannschaft, das in den Testpartien durch unbekümmertes Auftreten auf sich aufmerksam machte. „Er fällt trotz des großen Sprunges von der Kreis- in die Oberliga gegenüber den anderen nicht ab“, lobt Richter den Youngster.

Eine Woche vor dem Pflichtspielstart am Sonnabend im Lotto-Pokal beim Meiendorfer SV (14 Uhr, Meiendorfer Straße) wurde noch Tarec Blohm verpflichtet. Der 24-Jährige trug bereits von 2019 bis 2020 das TuS-Trikot. Über die Stationen Barmbek-Uhlenhorst, VfB Lübeck II und SV Todesfelde kehrt er nun an den Wendelweg zurück. „Wir haben tolle Neuzugänge, das sind richtig gute Jungs“, freute sich Richter.