Kirchwerder. Teilweise verbindet sie eine lebenslange Freundschaft. Beim Klassentreffen in der Vierländerei gab es jetzt ein Wiedersehen.

Eine lebenslange Freundschaft verbindet Erika Tamm und Margreth Funk, deren Eltern am Neuengammer Hinterdeich nebeneinander wohnten. Bereits als Zweijährige spielten die Mädchen miteinander, wurden gemeinsam im Jahre 1948 in der Schule Kirchwerder eingeschult und am 24. März 1957 nach neunjähriger Schulzeit entlassen. 66 Jahre später feiern sie mit weiteren neun ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern ein fröhliches Klassentreffen in der Vierländerei am Kirchwerder Elbdeich.

Organisatorin Margreth Funk (81) erzählt: „Das erste Klassentreffen haben wir 25 Jahre nach der Schulentlassung gefeiert. Danach gab es erneut eine lange Pause, krankheitsbedingt habe ich die Organisation gemeinsam mit Erika Tamm erst wieder 2016 in die Hand genommen. Seitdem treffen wir uns jedes Jahr.“

Schule Kirchwerder: Klassentreffen nach 66 Jahren

Von den ehemals 31 Mitschülerinnen und Mitschülern leben heute noch 16, fast alle im näheren Umkreis, in Bergedorf, Kirchwerder oder Geesthacht. Bernd Runge, der früher zur See gefahren ist, heiratete eine Schweizerin und lebt seitdem in der Schweiz. Zum Klassentreffen kommt er nicht mehr, zu weit ist die Anreise.

Erika Tamm und Margreth Funk blicken auf eine ähnliche Lebensgeschichte zurück. Beide bekamen Kinder und Enkelkinder, waren berufstätig. Erika Tamm ist nunmehr seit 62 Jahren verheiratet, arbeitete zuerst als Großhandelskauffrau, später in einer Steuerberatungskanzlei. „Meine große Leidenschaft ist das Reisen, Mallorca, Gran Canaria, Rhodos, Kreta und viele andere Ziele haben mein Mann und ich bereist, in ganz Deutschland waren wir natürlich auch unterwegs“, sagt die begeisterte Tischtennisspielerin. Sie wohnt noch immer am Neuengammer Hinterdeich, ihr Mann und sie hatten dort am Haus der Eltern angebaut.

Nach dem Stricken wurde das Licht gelöscht

Margreth Funk hatte in Geesthacht ein Handarbeitsgeschäft: „Mein Bruder und ich haben schon als Kinder gestrickt, da war es klar, dass ich einmal ein solches Geschäft eröffnen würde. Lesen war bei unseren Eltern nicht erlaubt, nach dem Stricken wurde das Licht gelöscht.“ Bestätigend nickt Erika Tamm: „Lesen galt früher als verlorene Zeit.“ Erst in der Coronazeit entdeckte Margreth Funk ihre Leidenschaft für das Lesen: „Da hatte ich anfangs fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen.“ Ihr großes Hobby ist jedoch das Bridgespiel, sie leitet die Geesthacht Gruppe des Bridgeclub Sachwald-Aumühle.

Außerdem hilft sie ihrem Sohn, der mehrere Seniorenheime in Geesthacht führt, bei der Organisation der Feste, schreibt und fotografiert für die Zeitung, die vierteljährlich an die Bewohner verteilt wird. Ein immer noch überaus aktives Leben führen die beiden Damen, ebenso wie die anderen, die bei Kaffee und Kuchen fröhlich miteinander klönten. „Es gibt jedes Jahr bei den Treffen wieder viel Neues zu berichten“, so Funk, ihre regelmäßigen Telefonate mit Freundin Erika dauern mindestens eine Stunde: „Wir sind immer im Austausch miteinander und sehen uns oft.“

Während des gemütlichen Kaffeetrinkens schwelgen die ehemaligen Klassenkameraden in Erinnerung, gedenken der nicht Anwesenden und der vielen Klassenfahrten, die sie gemeinsam unternommen haben. Mit einem „Weißt Du noch...“ begann auch die Geschichte der Klassenreise, die zu Fuß von Kirchwerder über Lauenburg nach Ratzeburg ging: „Erzählt das mal den Kindern von heute, das kann niemand mehr verstehen“, sagt Margreth Funk und lacht.