Curslack. Die Initiative für hochwertige und nachhaltige Fleischproduktion nimmt Fahrt auf. Wann es mit der stressfreien Schlachtung losgeht.

Stressfreies Schlachten ohne Tiertransporte – das ist das Ziel einer Gruppe von Landwirten aus den Vier- und Marschlanden. Und dem sind sie nun ein gutes Stück näher gekommen: 41 Personen – darunter Rinderhalter wie Martin Lüdeke (Curslack) und Frederik Schmoldt (Altengamme), private Anleger und ein großer Schafzüchter aus dem Landgebiet – haben nun eine Verarbeitungs- und Vermarktungsgesellschaft gegründet. Spätestens in der Vorweihnachtszeit soll es die erste „teilmobile Schlachtung“ geben.

Dahinter verbirgt sich das Konzept, dass ein Schlachter auf den Bauernhof kommt und die Rinder dort tötet. Danach werden die toten Tiere sofort (möglichst innerhalb einer Stunde, maximal zwei Stunden) zu einem nahe gelegenen Schlachthaus befördert, dort zerlegt und weiterverarbeitet. Die Initiatoren haben erkannt, dass immer mehr Verbrauchern eine tierwohlgerechte Haltung am Herzen liegt.

Tierwohl in der Landwirtschaft: Stressfreies Schlachten auf dem Bauernhof

Mit Holger Behrens haben sie bereits einen Metzgermeister mit im Boot. Ein Gebäude haben die Landwirte auch bereits im Blick. „Es befindet sich in den Marschlanden auf einer zentral gelegenen Gewerbefläche“, sagt der 45-Jährige. Der Eigentümer habe sein Geschäft an dem Standort aufgegeben. Der Mietvertrag sei noch nicht unterschrieben. Eine Umnutzung werde noch beantragt. Ob man dauerhaft in dem Mietobjekt bleibe oder später doch einen Neubau hochzieht sei unklar.

Doch zuvor steht einiges an Aufwand: So gründeten die Rinderhalter jüngst eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). „Das Prozedere ist nicht so zeitaufwendig wie die Gründung einer GmbH. Wir wollen schnell handlungsfähig sein“, sagt Schmoldt. Und eine GbR könne ebenfalls von Fördermitteln der Stadt Hamburg profitieren, um die sich die Verarbeitungs- und Vermarktungsgesellschaft nun bemühen wolle.

Zerlegebetrieb in einem angemieteten Gebäude in den Marschlanden

Der Nachteil: Die Mitglieder einer GbR müssen persönlich mit ihrem eingebrachten Kapital haften, wenn das Unternehmen rote Zahlen schreibt. „Deswegen wollen wir das Unternehmen später, wenn wir mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um das Schlachthaus zu bauen und um Maschinen anzuschaffen, in eine GmbH umwandeln“, sagt der Altengammer Rinderhalter.

Mit 41 Gesellschaftern sei man sehr zufrieden, betont Frederik Schmoldt. „Ursprünglich waren wir einmal von nur halb so vielen ausgegangen.“ Die 41 Gesellschafter seien allesamt gleichberechtigt, einen Vorsitzenden gebe es nicht. „Es wurde lediglich eine Gruppe von Kümmerern auserkoren“, sagt Schmoldt, der selbst zu dieser Gruppe gehört. Schmoldt und seine Mitstreiter wollen „bis zum Herbst den Papierkram abgewickelt haben“ und dann mit dem Umbau eines angemieteten Gebäudes beginnen.

Neben Selbstvermarktung auch Onlinehandel des Rindfleischs denkbar

Gearbeitet werden soll auf mehreren Schienen: Die GbR wolle als Dienstleister auftreten und Lohnschlachtung für Selbstvermarkter anbieten, „in erster Linie für eingetragene Gesellschafter“. Davon könnten später „möglicherweise“ auch externe Kunden profitieren. Außerdem sei geplant, dass Mitglieder der GbR ihre Rinder über die Gesellschaft schlachten und vermarkten lassen.

Der Schlachter habe bereits Kontakte, die an einem Verkauf des hochwertigen, regionalen Fleischs interessiert seien. Es werde auch überlegt, in den Onlinehandel einzusteigen und das Fleisch in Kühlpaketen zu versenden. Kantinen seien weitere mögliche Abnehmer. „Ideen gibt es genug, aber wir müssen den Markt erst einmal analysieren“, sagt Schmoldt.

Verwertet und vermarktet werden soll das ganze Rind bis hin zum Fell

So oder so, das Ziel sei, das ganze Rind zu verwerten und vermarkten. Dies sei zum einen nachhaltig, beschere dem Halter zum anderen höhere Einkünfte. Sogenannte Schlachtabfälle sollten in dem geplanten Betrieb etwa zu Hundefutter verarbeitet werden, aus den Tierfellen könnten Handtaschen und Schuhe produziert werden.