Bergedorf. Spannende Ausflugsziele am Pfingstmontag: So öffnet in Bergedorf der Galerieholländer. Was dort und anderswo zu erleben ist.

„In einer Mühle lebte ein alter Müller, der hatte weder Frau noch Kinder, und drei Müllerburschen dienten bei ihm...“ Wer dieses Märchen der Brüder Grimm kennt, kann sich ganz wunderbar in alte Zeiten hineinträumen, den Staub riechen und die Mäuse flitzen sehen. Fast wie anno dazumal, bloß gänzlich ohne Mäuse, zeigt sich noch heute die Bergedorfer Mühle an der Chrysanderstraße 52 a. Mit ihren hübschen Flügeln ragt sie 25 Meter in die Lüfte und ist eines der Bergedorfer Wahrzeichen.

Pünktlich zum Deutscher Mühlentag, dem Aktionstag der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, ist das Technikdenkmal wieder geöffnet: Pfingstmontag, 29. Mai, werden von 11 bis 17 Uhr Führungen angeboten, drehen sich die Mahlsteine, dürfen Kinder ihr eigenes Korn mit der Handmühle mahlen. Dazu werden auf der Terrasse im ersten Stockwerk hausgemachte Kuchen angeboten, gibt es Kaffee, kühle Getränke und Grillwürste.

Deutscher Mühlentag: Bergedorfer Mühle lockt an Pfingstmontag

Das alles bietet der 1995 gegründete Verein Bergedorfer Mühle, der das Bauwerk, das der Stiftung Denkmalpflege gehört, technisch betreut. Und natürlich auch gern über die Geschichte des Galerie-Holländers berichtet, der 1831 vom Bergedorfer Lohgerber Martin Biehl erbaut wurde, zum Mahlen von Eichenrinde (Lohe). Nach dem Niedergang der Lohgerberei wurde die Mühle 1880 sodann zur Kornmühle umgebaut, in den Folgejahren kamen mehrere Lagerräume und das Müllerhaus hinzu.

Immerhin schon 192 Jahre lang steht die Bergedorfer Mühle an der Chysanderstraße.
Immerhin schon 192 Jahre lang steht die Bergedorfer Mühle an der Chysanderstraße. © BGZ | Mühlenverein

1909 übernahm die Familie Jürs den Betrieb, der viel erweitert und modernisiert wurde: So entstand neben der Mühle das Maschinenhaus mit dem Dieselmotor von 1926. Doch 1967 endete der Mahlbetrieb. Seither sind für das Denkmal immer wieder Erhaltungsmaßnahmen notwendig.

Neben der dauerhaften Wartung und Pflege haben sich die rund 140 Vereinsmitglieder ein großes Projekt vorgenommen: „Es steht eine große Renovierung des Flügelkreuzes an, das wir professionell streichen und reinigen lassen müssen“, sagt Vereinsvorsitzender Andreas Güldner und rechnet mit Kosten von 15.000 Euro.

Spendenwillige sind also nicht nur am Pfingstmontag willkommen, sondern auch an allen Sonntagen im Juli und August, wenn die Mühle zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet ist. Wer vorab neugierig ist: Ein 360-Grad-Rundgang findet sich auf der Homepage unter www.bergedorfer-muehle.de.

In den Vierlanden sind Rieck-Haus und Riepenburger Mühle dabei

In den Vierlanden sind zwei Mühlen beim Deutschen Mühlentag dabei. Im Freilichtmuseum Rieck-Haus am Curslacker Deich 284 kann die letzte in den Vier- und Marschlanden erhaltene und funktionsfähige Feldentwässerungsmühle bewundert werden. In dem fast 500 Jahre alten Rieck-Haus steht zudem eine zweite Mühle, eine alte Grützmühle, mit der früher Getreide für Mensch und Tier geschrotet wurde, denn Getreidebrei gehörte damals für beide zu den Grundnahrungsmitteln. Buur Ernie alias Ernst Korth erklärt den Besuchern Pfingstmontag zwischen 11.30 Uhr und 17 Uhr alles über Funktion und Bedeutung der Grützmühle und der Feldentwässerungsmühle für die Landwirtschaft und das Alltagsleben der Bauern.

Bei der Riepenburger Mühle am Kirchwerder Mühlendamm 75 handelt es sich nach Auskunft von Axel Strunge vom Mühlenverein „um den ältesten erhaltenen Handwerksbetrieb Hamburgs“, weil die Windmühle seit 1318 durchgehend in Betrieb sei. Strunge: „Außerdem ist sie eine von wenigen Mühlen in Deutschland, die seit 2019 den Titel des immateriellen Kulturerbes für Handwerksmühlen trägt.“

Im Freilichtmuseum Rieck-Haus am Curslacker Deich 284 steht die letzte in den Vier- und Marschlanden erhaltene und funktionsfähige Feldentwässerungsmühle.
Im Freilichtmuseum Rieck-Haus am Curslacker Deich 284 steht die letzte in den Vier- und Marschlanden erhaltene und funktionsfähige Feldentwässerungsmühle. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Nach monatelanger Restaurierung und Sanierung wird nun in dem Galerieholländer wieder gemahlen, berichtet der Mühlen-Experte. Wie das vor sich geht, können Besucher am Pfingstmontag zwischen 10 und 18 Uhr erleben. Neben Mahlvorführungen wird auch Mehl verkauft, ist für das leibliche Wohl gesorgt.

Omnibusverein bietet Rundfahrt zu Mühlen im Oldtimer-Bus an

Der Eintritt in die Mühlen ist frei. Wer angemessen anreisen möchte, macht eine „Mühlentour“ mit dem rosafarbenen Oldtimer-Bus des Hamburger Omnibus-Vereins. Die Tour startet um 9.20 Uhr am Hamburger Rathausmarkt. Es werden verschiedene Mühlen in und rund um Hamburg angesteuert, die Reisegruppe hält sich dort jeweils einer Stunde auf. Um 13.50 Uhr hält der Bus am Rieck-Haus und um 15 Uhr an der Riepenburger Mühle. Gegen 18 Uhr endet die Tour am Rathausmarkt. Tickets für die Fahrten können bis zum 28. Mai per E-Mail an anmeldung@hov-bus.de reserviert werden. Der Fahrpreis beträgt 19 Euro. Weitere Infos finden sich per Mausklick auf www.hov-bus.de unter „Events“.