Kirchwerder. Galerieholländer in Kirchwerder wird für 100.000 Euro instand gesetzt. Was Deutschlands einziger Mühlenbaumeister dabei erlebte.

In und an der Riepenburger Mühle geht eine rund 100.000 Euro teure Restaurierung in den Endspurt. Die Fassade des Cafés wurde neugestaltet, Handwerker haben die Galerie (Gehweg um die Mühle) mit neuen Planken ausgestattet und mit Holzpech, einer Naturfarbe zum Imprägnieren, gestrichen. Teile von Flügeln und Kappe sind ebenfalls bemalt worden. Doch weil das Wetter häufiger nicht mitspielte, stehen weitere (Maler-)Arbeiten noch aus.

Arbeiten in und an Riepenburger Mühle sollen Anfang April beendet werden

Auch wurden einige Ersatzteile erst mit monatelanger Verzögerung geliefert. Zudem hat Olaf Rieck, Mühlenbauer aus Niedersachsen, auch in anderen, gewerblich betriebenen Mühlen sehr viel zu tun. Er wird deshalb vermutlich noch bis Anfang April am Kirchwerder Mühlendamm 75 A im Einsatz sein. Eigentlich war geplant, die Arbeiten bis Ende 2022 abzuschließen.

Axel Strunge, Vorsitzender des Vereins Riepenburger Mühle, hat um Aufschub gebeten, denn die Restaurierung des 1828 erbauten Galerieholländers wird aus mehreren Töpfen bezahlt – Geld, das eigentlich bereits ausgegeben sein sollte. Die Hälfte stammt aus Kulturmitteln des Bundes, 30 Prozent vom Denkmalschutzamt und 20 Prozent aus Eigenmitteln des Mühlenvereins, der erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen hatte.

Rieck, dessen Ururgroßvater als Zimmermann am Bau der Rieck-Haus-Mühle mitgewirkt hat („Aber die Namensgleichheit ist zufällig“), ist Inhaber der auf Mühlenbau spezialisierten Firma Pätzmann, die bei dem Projekt in Kirchwerder als Generalunternehmer auftritt. „Wir betreuen die Riepenburger Mühle bereits seit 1869, haben hier diverse Restaurierungen durchgeführt“, sagt Rieck. Nach eigener Auskunft ist er der einzige noch aktive Maschinenbaumeister mit Fachrichtung Mühlenbau in ganz Deutschland. „Ich habe zumindest von keinem anderen gehört.“

Preise haben sich innerhalb kurzer Zeit verdreifacht

Auf Spezialteile wie Mehllaufrohre mussten die Handwerker rund 20 Wochen warten. „Zwischen Bestellung und Lieferung hat sich der Preis verdreifacht“, sagt Rieck. „Zum Glück galt der Preis vom Tag der Bestellung.“

Ein weiterer Bestandteil der Restaurierung ist die Wiederherstellung eines zweiten Windmahlgangs. Er wurde 1950 aus Platzgründen ausgebaut. Künftig soll Roggenmehl über einen Mahlgang und Weizen- und Dinkelvollkornmehl über den anderen gemahlen werden. „Der Mahlstein, ein Süßwasserquarz, stammt aus der Champagne“, sagt Strunge. Der Klüver (stehende Antriebswelle) aus Eisen ist wiederum der gleiche, der bis 1950 im Einsatz war. Strunge hatte das 1867 vom Eisenwerk Lüneburg hergestellte Stück vor zehn Jahren zufällig auf einem Pferdehof in der Nachbarschaft entdeckt. „Der hat mir den knapp 400 Kilogramm schweren Klüver noch am selben Tag mit seinem Trecker zur Mühle gebracht.“