Bergedorf. Josie Krone und Simon Plitzko (TSG Bergedorf) zählen zu den großen deutschen Hoffnungen. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein.

Einfach mal loslegen. Von jetzt auf gleich alles raushauen. Das fällt Josie Krone nicht leicht. „Die ersten zwei, drei Schritte meines Anlaufs, die sind eine große Baustelle“, gibt die 19-jährige Dreispringerin der TSG Bergedorf selbstkritisch zu. Zu zögerlich geht die Leichtathletin die Sache oft an. Trotzdem gewann sie überlegen die deutschen Junioren-Meisterschaften in der Altersklasse U20 in Dortmund. Jeder ihrer drei gültigen Versuche hätte zum Sieg gereicht, der beste landete bei 13,08 Metern.

Einfach mal loslegen. Von jetzt auf gleich alles raushauen. Das ist für Simon Plitzko kein Problem. „Ich gehe den Wettkampf eigentlich immer ganz direkt an“, betont der 19-jährige Weitspringer der TSG Bergedorf. Kein Zögern, kein Taktieren, keine Sicherheitssprünge. Und wenn es mal hakt, macht ihn das so schnell nicht nervös. So wie bei den deutschen Junioren-Meisterschaften, als er zunächst auf Rang zwei lag, dann übertrat. Doch Plitzko machte sich keinen Kopf, flog im dritten Durchgang auf die neue persönliche Bestleistung von 7,77 Metern. Das war der Titel.

Josie Krone & Simon Plitzko: Auf dem Sprung in die Leichtathletik-Weltspitze der Junioren

Josie Krone und Simon Plitzko gehören zu den größten deutschen Hoffnungen im Sprungbereich. Trainiert werden sie von Nachwuchs-Bundestrainer Mario Kral, der früher selbst ein glänzender Weitspringer war. Seine Bestweite liegt bei 7,99 Metern. Nur für die Acht vor dem Komma reichte es nie. „Ich hoffe, dass das nun einer meiner Athleten nachholt“, betont er.

Simon Plitzko von der TSG Bergedorf ist das größte deutsche Weitsprung-Talent.
Simon Plitzko von der TSG Bergedorf ist das größte deutsche Weitsprung-Talent. © Ralf Görlitz | Ralf Görlitz

Seitdem die Leichtathletik-Abteilung der TSG Bergedorf unter der Federführung von Trainer Jürgen Krempin, der einst 400-Meter-Europameister Ingo Schultz in die Weltspitze führte, das TSG TopTeam ins Leben gerufen hat, hat sich auch das Sprung-Trio dem Bergedorfer Großverein angeschlossen. Am Ostersonnabend geht es ins Trainingslager auf die Kanareninsel La Palma. Dort will das Trio die Grundlage für eine erfolgreiche Sommersaison legen.

Sprint, Kraft- und Techniktraining unter südlicher Sonne

Das große Ziel sind die Junioren-Weltmeisterschaften vom 26. bis 31. August in Lima. Während Plitzko dort in die Top 8 kommen möchte, wäre für Krone schon die Teilnahme ein Erfolg. Denn die 19-Jährige muss in den kommenden Monaten eine Doppelbelastung stemmen. Zum einen ist da der Leistungssport mit fünf bis sechs Trainingseinheiten pro Woche, zum anderen macht sie ihr Abitur an der Stadtteilschule Eppendorf. Prüfungen in Deutsch, Englisch, Pädagogik und Biologie stehen auf dem Programm.

Doch La Palma ist zunächst noch einmal die Möglichkeit, sich noch einmal zehn Tage lang ausschließlich auf den Sport zu konzentrieren. Kraft- und Techniktraining sind unter südlicher Sonne zu absolvieren, und immer wieder Sprints. „Nach sportwissenschaftlichen Erkenntnissen ist im Weitsprung 70 Prozent der Leistung auf die Schnelligkeit zurückzuführen, 30 Prozent auf die Technik“, erläutert Kral.

In der Schülerstaffel für die Leichtathletik entdeckt worden

Seine Schnelligkeit ist eine der großen Stärken von Simon Plitzko. „Als Jugendlicher habe ich zunächst Fußball gespielt, so wie viele Leichtathleten“, erzählt er. „Als wir es dann mit unserer Schülerstaffel von der Stadtteilschule Meiendorf bei Jugend trainiert für Olympia zum Sportfest Istaf nach Berlin geschafft haben, wurde mir empfohlen, in einen Leichtathletik-Verein zu gehen. Da war ich so ungefähr elf Jahre alt“, erinnert Plitzko sich.

Trotz glänzender Voraussetzungen war es für den 19-Jährigen ein steiniger Weg in die deutsche Spitze. Mit 16 laborierte er an Knieproblemen, eine Operation war nötig. Er kam zurück, schaffte es zur U18-Europameisterschaft 2022 in Jerusalem, wo er den achten Platz belegte. „Praktisch ohne Training“, wie er sich erinnert.

Simon Plitzko: „Das Gefühl zu fliegen ist beim Weitsprung einfach cool“

„Simon hat ein enormes Talent“, lobt Coach Kral, „Aber leider Gottes geht mit so etwas ja eine gewisse Faulheit einher. Da hat er jetzt aber wunderbar die Kurve gekriegt.“ „Das stimmt, früher habe ich jede Ausrede genutzt, um mich vor dem Training zu drücken“, gibt Simon Plitzko zu. Aber als ich dann die Norm für die U20-Europameisterschaft verpasst habe, hat mich das so geärgert, dass ich beschlossen habe: Jetzt aber richtig.“

Auch interessant

Im Herbst möchte er eine Ausbildung bei der TSG Bergedorf beginnen. Bis dahin gilt sein ganzes Augenmerk dem Sport. „Das Gefühl zu fliegen ist beim Weitsprung irgendwie cool“, beschreibt er die Faszination seiner Disziplin. Während Naturtalent Simon Plitzko in der Leichtathletik viele Dinge zufliegen, muss sich Josie Krone viele Trainingsinhalte mühsam erarbeiten. „Josie ist voll Power, aber sie schafft es oft nicht, diese Power zu nutzen“, analysiert Kral.

Im Bereich der WM-Normen sind die beiden Bergedorfer bereits jetzt unterwegs

Daran wollen sie auf La Palma arbeiten. „Bei ihr kann man technisch noch sehr viel machen“, ist Kral überzeugt. „Sie braucht dieses Sprungerlebnisgefühl, um zu lernen. Wenn sich etwas gut für sie anfühlt, dann speichert sie es ab.“ Nach einigen Sportfesten im Mai steht am 22./23. Juni mit der Bauhaus-Junioren-Gala in Mannheim für die beiden Talente die erste ganz große Bewährungsprobe an. Spätestens bei den deutschen U20-Meisterschaften vom 26. bis 28. Juli in Koblenz müssen sie dann auf dem Höhepunkt ihres Leistungsvermögen sein, um das Ticket nach Lima zu lösen.

Die Chancen sind gut. Mit seiner Bestweite von 7,77 Metern hat Simon Plitzko die Norm für die Junioren-WM (7,56 Meter) locker im Griff. Und auch Josie Krone liegt mit ihren Bestleistungen im Weitsprung (6,19 Meter) und Dreisprung (13,08 Meter) bereits im Bereich der WM-Normen (6,20 Meter/12,95 Meter) Wobei ihr Herz vor allem am Dreisprung zu hängen scheint. „Diese drei Mal hintereinander, die man durch die Luft fliegt, das ist der Spaß an dem Ganzen.“