Ahrensburg. Dreispringerin Lea Baudisch (Ahrensburger TSV) auf dem Sprung nach vorn: Die 16-Jährige holte ihre nächste Medaille.

Manchmal muss man einen kleinen Schritt zurückmachen, um anschließend bereit für einen noch größeren Sprung nach vorn zu sein. Was bei vielen Veränderungen im Lebenslauf gilt, trifft insbesondere im Leistungssport zu. Diese Erfahrung hat jetzt auch Lea Baudisch gemacht. Die 16 Jahre alte Dreispringerin vom Ahrensburger TSV gewann bei den gemeinsamen Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein in der Leichtathletik-Halle Alsterdorf die Bronzemedaille (U18) mit 10,77 Metern – nur einen Zentimeter hinter der zweitplatzierten Hanna Eitemüller vom Hamburger SV. Es siegte Sophie Brosius (SC Rönnau 74) mit 11,26 Metern.

Was für die meisten ein Riesenerfolg gewesen wäre, empfand die ehrgeizige Sportlerin zunächst als Niederlage, schließlich gehört das Ahrensburger Sprungtalent anno 2024 zu den „Alten“ unter den „Jungen“. Lea, Jahrgang 2007, tritt nämlich in der Altersklasse U18 nunmehr auch gegen ein Jahr jüngere Konkurrentinnen an – und in der technisch anspruchsvollen Disziplin deshalb über weniger Trainings- und Wettkampferfahrung verfügen. Nicht zuletzt hatte sich die Elftklässlerin, die im Hamburger Stadtteil Tonndorf wohnt, mit ihren Ergebnissen aus dem vergangenen Jahr in die Favoritenrolle gesprungen.

Im vergangenen Jahr gewann die Ahrensburgerin einen kompletten Medaillensatz

2023 errang Lea einen kompletten Medaillensatz: Neben Gold bei den Meisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein gewann sie überraschend Silber bei den norddeutschen U20-Titelkämpfen sowie Bronze bei den norddeutschen U18-Finals. Dabei konnte Lea, die viermal pro Woche intensiv trainiert, ihre persönliche Bestleistung auf beachtliche 11,52 Meter steigern, was in der Leichtathletik-Szene alle Experten aufhorchen ließ.

„Dass ich nun 75 Zentimeter unter dieser Marke geblieben bin, ist natürlich auf den ersten Blick enttäuschend. Doch mein Trainer war gar nicht mal so unzufrieden mit der Leistung, weil wir in diesem Winter die Dreisprung-Technik etwas umgestellt haben“, zeigte sich Lea bereits kurz nach dem Wettkampf versöhnlich. „Bevor derartige Veränderungen auch zu größeren Weiten führen können, dauert es eben seine Zeit“, reflektierte die eloquente Gymnasiastin. „Ich habe volles Vertrauen in meinen Coach Wladimir Kronhard, der mir im Einzeltraining immer genau erklärt, warum wir welche Übungen machen“, berichtete Lea. Der Diplom-Sportlehrer lernte das Leichtathletik-Abc einst in der Sowjetunion.

Saisonhöhepunkt sollen die Deutschen Meisterschaften werden

Die nächste Gelegenheit, die neu gelernten Bewegungsabläufe im Wettkampf anzuwenden, hat das ATSV-Talent bereits Anfang Februar. Dann finden – ebenfalls in Hamburg-Alsterdorf – die norddeutschen Hallenmeisterschaften der Erwachsenen und Jugend U20 statt. Saison-Höhepunkt sollen für Lea die nationalen B-Jugend-Titelkämpfe Anfang Juli in Mönchengladbach sein.

„Mein Vorbild ist Yulimar Rojas“, sagt Lea und untermauert damit ihre Ambitionen, irgendwann sogar mal international starten zu wollen. Die 28 Jahre alte Dreispringerin aus Venezuela ist gleich in mehrfacher Hinsicht die Größte ihres Metiers: 2021 gewann die 1,92 Meter lange Modellathletin, die als 16-Jährige erstmals bei den Südamerika-Meisterschaften in Erscheinung trat, mit neuer Weltrekordweite von 15,67 Metern die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen (Tokio). Darüber hinaus wurde sie viermal Weltmeisterin. Trainiert wird Rojas vom kubanischen Weitsprung-Olympiasieger Ivan Pedroso – im wohlig-warmen Barcelona.

Mehr geht wohl kaum. Und wahrlich ein schöner Traum für eine 16 Jahre alte Schülerin, die sich bei den Landesmeisterschaften zwischen jedem Versuch bei 14,5 Grad in eine dicke Decke kuschelte. Schuld war eine ausgefallene Heizung in der Halle.