Hamburg. Dr. Peter Unger hat die Klinik für Kardiologie Bergedorf aufgebaut. Jetzt geht der Mediziner in Ruhestand. Die Nachfolge bringt Neues.

So wirklich mag er das Lob für seine großen Verdienste um das Bethesda Krankenhaus am Glindersweg in Bergedorf nicht annehmen: „Ein Chefarzt ist nicht der Alleskönner. Es ist das Team, durch das unsere Klinik für Kardiologie an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einsatzfähig ist“, sagt Dr. Peter Unger. „Wir alle zusammen stehen dafür ein, dass alle Menschen im Großraum Bergedorf bei Herzproblemen und Herzinfarkten schnelle, hoch qualifizierte Hilfe bekommen.“

Ein Projekt, das Peter Unger vor zehn Jahren mit einer kleinen Mannschaft gestartet hat: „Am 2. Januar um Mitternacht übernahm ich die Herzkatheter-Bereitschaft. Es war mein erster Arbeitstag in Bergedorf“, erinnert sich der renommierte Mediziner, der aus der bestehenden Abteilung am Glindersweg eine komplette Klinik für Kardiologie machen sollte.

Bethesda Krankenhaus: Chefarzt der Kardiologie geht in den Ruhestand

Am 15. Januar 2024 wechselt Peter Unger in den Ruhestand – und übergibt seine Klinik mit acht Ärzten, weiteren zehn Experten in der lebensrettenden Funktionsdiagnostik und einer eigenen Station mit 34 Betten in neue Hände. Nur ganz nebenbei merkt er im Gespräch mit unserer Zeitung an, dass es mit Dr. Ingo Büchner und Dr. Karsten Schenke gleich zwei Nachfolger sein werden, die ihn auf dem Chefposten der Klinik für Kardiologie im Agaplesion Bethesda Krankenhaus ersetzen werden.

„Mit 68 Jahren ist es Zeit, diese Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, weiß der Mediziner, der mehrfach seinen Vertrag verlängert hat, um eine Klinik übergeben zu können, die innerhalb des Bethesda Krankenhauses mit allen Bereichen eng verzahnt ist und extern bei den niedergelassenen Ärzten, wie auch den Bergedorfern selbst einen guten Ruf genießt.

Lieber blaue OP-Kleidung als weißer Chefarzt-Kittel – das ist Dr. Peter Unger

„Die Klinik für Kardiologie behandelt heute rund um die Uhr akute Herzinfarkte, zudem alle Formen von Herz-Rhythmus-Störungen oder Bluthochdruck“, beschreibt Peter Unger, den man im Bethesda Krankenhaus eher in blauer OP-Kleidung mit Atemmaske antrifft als im weißen Chefarzt-Kittel. „Das ist praktischer, weil ja immer wieder akute Fälle mit Verdacht auf Herzinfarkt eingeliefert werden. Dann zählt jede Sekunde. Also bin ich lieber gleich in Arbeitskleidung.“

Im Bethesda hat Unger schon in der Notaufnahme einen Kardiologen platziert, der alle eingelieferten Patienten auf mögliche Herz-Kreislauf-Probleme hin überwacht. Hat er einen Verdacht, wird der Betroffene weiter kardiologisch überwacht, egal auf welche Station er wegen anderer Behandlungen kommt.

In der Notaufnahme des Bethesda ist immer ein Herzspezialist anwesend

Entsprechend eng ist die Zusammenarbeit der Kardiologie im Bethesda auch mit der Intensivmedizin und der Neurologie, einschließlich des Schlaganfall-Zentrums. Um die Qualität der Behandlung zu garantierten, hat Peter Unger seine Klinik umfangreich zertifizieren lassen. Neben dem Titel als „Chest Pain Unit“ (Behandlung akuter Brustschmerzen) darf sie sich auch „Cardiac Arrest Center“ nennen, ist also für alle Formen von akutem Herzstillstand gerüstet.

Lorenz Meincke, Vorstandsvorsitzender der ev. Stiftung Bethesda, lobt das Engagement von Dr. Peter Unger.
Lorenz Meincke, Vorstandsvorsitzender der ev. Stiftung Bethesda, lobt das Engagement von Dr. Peter Unger. © bgz | Ulf-Peter Busse

„Nur für umfangreiche Operationen müssen wir heute noch in Hamburger Spezialkliniken verlegen. Für alles andere bleiben die Patienten bei uns in Bergedorf“, sagt Peter Unger nicht ohne Stolz. Dass es dem Spezialisten gelungen ist, das alles in nur zehn Jahren aufzubauen, liegt an seiner Erfahrung aus dem Albertinen Krankenhaus in Schnelsen. Dort hatte der gebürtige Boltenhagener, der seine Karriere als Mediziner 1981 am Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin begann, bereits in den 1990er-Jahren die Kardiologie aufgebaut.

Dr. Unger überzeugte die Bethesda-Geschäftsführung gleich bei der ersten Begegnung

Als 2012/13 auch das Bethesda Krankenhaus in Bergedorf seine Herz-Kreislauf-Abteilung zur kompletten Klinik ausbauen wollte, stellte sich der Leitende Oberarzt Dr. Unger aus Schnelsen mit einem Konzept vor, das die hiesige Geschäftsführung gleich überzeugte: „Wir waren sprachlos. Wenn er nur die Hälfte seiner Pläne umsetzen könnte, es wäre ein Traum“, erinnert sich Lorenz Meincke, heute Vorsitzender des Krankenhaus-Trägers Evangelische Stiftung Bethesda. „Aber Peter Unger machte alles wahr – und sogar noch mehr.“

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Auch der neue Chefarzt fühlte sich nach seinem Amtsantritt in jener Januar-Nacht 2014 schnell wohl: „Das Albertinen Krankenhaus war damals schon so riesig geworden, dass jede Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen und Kliniken zu einem bürokratischen Akt wurde.“

Im Bethesda sei das bis heute „zum Glück“ anders, sagt der Vollblut-Mediziner, der mit Beginn seiner Tätigkeit vor zehn Jahren auch mit seiner Familie nach Bergedorf zog, kaum 500 Meter Luftlinie entfernt vom Krankenhaus. „Hier funktioniert interdisziplinäres Arbeiten noch auf Zuruf. Das führt in jedem Fall zu schnelleren und oft auch besseren Lösungen für den Patienten“, ist Peter Unger überzeugt.