Boberg/Büsum. Menschen behandeln und sie gleichzeitig bergen: Das üben Boberger Ärzte und das Team des Rettungshubschraubers jetzt an der Nordsee.

Knapp ein Jahr ist es her, da erhielt der in Boberg stationierte RettungshubschrauberChristoph Hansaneue Technik: Mit Hilfe einer Seilwinde können sich die Notärzte seitdem auch in schwieriges Gelände abseilen, um Menschen zu helfen.

Nun wird diese neue Technik ausführlich erprobt: Vier Tage lang sind die ADAC Luftrettung und die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Boberg in Büsum, um dort an der Nordseeküste Spezialeinsätze mit der neuen Rettungswinde zu trainieren.

Ärzte und Piloten trainieren die Rettung mit Christoph Hansa

Die Übung ist groß angelegt: Auch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG, das Technische Hilfswerk und das Hafenamt im Kreis Nordfriesland sind dabei. „Wir kündigen diese Trainings extra an, damit sich in der Region Büsum niemand Sorgen machen muss, wenn der Rettungshubschrauber öfter fliegt“, sagt nun Pressesprecher Jochen Oesterle von der ADAC Luftrettung. Beteiligt an der Übung sind bis Freitag, 25. August, Piloten, Notärztinnen und Notfallsanitäter.

Die Crew von Christoph Hansa besteht laut ADAC bei Windeneinsätzen aus drei Personen: Neben Pilot und Notarzt übernimmt nun der Notfallsanitäter zusätzlich die Funktion als Windenoperator an Bord. Geprobt wird nun das Absetzen des Notarztes direkt an der Einsatzstelle, das Aufnehmen eines Betroffenen in Rettungsschlingen sowie das Aufnehmen eines Verletzten oder Erkrankten im Luftrettungssack.

Behandlung und Bergung mit der Seilwinde werden geübt

Das sind anspruchsvolle Flugmanöver, denn der Hubschrauber muss möglichst ruhig über der Einsatzstelle schweben. Der Notarzt seilt sich dann zu einer Simulationspuppe ab. Diese muss nach der „Erstversorgung“ im Bergesack wieder in die Maschine gehievt werden. Die Herausforderung ist es stets, die Bergung des verletzten Menschen und die notfallmedizinische Behandlung in Einklang zu bringen.

Die Luftretter trainieren das Manöver zweimal jährlich, in diesem Jahr erstmalig im hohen Norden. Zum Einsatz kommt die Rettungswinde in unwegsamen Geländen, wie etwa Waldgebieten, an der See und in den Bergen. Aber auch im Katastrophenfall, wenn der bodengebundene Rettungsdienst den Unglücksort nicht erreichen kann. Auch am 13. August kam die Winde zum Einsatz, als in Lohbrügge, als ein Kleinkind aus dem vierten Stockwerk gestürzt war und der Hubschrauber nicht so schnell einen Landeplatz fand.

2023 ist Christoph Hansa bereits 62 Windeneinsätze geflogen. 2022 rückte er zu 1320 Einsätzen aus. Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 35 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. Dahinter folgen mit 22 Prozent Unfall-Verletzungen.