Bergedorf. Musik, Theater, Kabarett, beste Technik: Die Spielzeit 2023/24 im Lichtwarktheater Bergedorf bietet eine Vielzahl an Höhepunkten.

Mit Gustav Peter Wöhler eröffnet ein liebgewonnener Dauergast am 23. September 2023 den Reigen, die Türen dicht macht am 28. April 2024 Kabarettist Florian Schroeder: Das neue Lichtwarktheater im Körberhaus steht vor seiner ersten vollständigen Spielzeit 2023/24 auf der neuen, mit der modernsten Theatertechnik ausgestatteten Bühne der Stadt Hamburg. Die 50 Programmpunkte bieten dabei jede Menge Hochkaräter und machen Hoffnung, dass sich Bergedorfs Theater zum absoluten Publikumsmagneten entwickeln könnte.

Die Vorarbeiten sind gemacht, die Termine stehen, die Kreuzchen im Programmheft bestimmt zahlreich gesetzt: Intendant Axel Schneider und Gastspielmanager Peter Offergeld von der Stäitsch Theaterservice GmbH, die bei der Vorstellung des Spielplans auf der Bühne Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann einrahmen, betonen zwar, nicht alle Auftritte nennen zu können – doch kommt es einem so vor, als hätten sie zumindest 47 von 50 Höhepunkten in einer knappen Stunde angesprochen. Das drückt nicht nur Fülle, Frequenz und Genrevielfalt aus, sondern offenbart gleichzeitig, wie zufrieden die Verantwortlichen mit Programm und neuer Spielstätte sind

Lichtwarktheater Bergedorf: Gustav Peter Wöhler eröffnet Saison

Denn der neue Ort realisiert nun auch Produktionen, die so nicht auf der Bühne im Haus im Park möglich, zumindest qualitativ nur eingeschränkter umsetzbar gewesen wären. Das liege insbesondere an der üppigeren Bühnentiefe im Lichtwarktheater, die sich vorteilhaft auf Produktionen wie „Backbeat - Die Beatles in Hamburg“ oder „Bergedorf singt“ auswirken werde, die artistische Elemente auch etwa in „Albers ahoi Varieté“ ermögliche. „Gekonnt hätten wir alles im Theater im Park, doch manche Bühnenbilder wären dann auch arg gequetscht gewesen“, sagt Axel Schneider.

Da wäre gleich ein Programmliebling genannt: Schon am 30. September 2023 heißt es „Bergedorf singt“. Eine stimmliche Massenorgie, bei der es richtig abgehen darf, „bei der am Ende jeder aufsteht und tanzt“, verspricht Peter Offergeld. Moderator Sören Schröder gibt einen Oldie, einen aktuellen Popsong oder sonst was vor – und die Masse beginnt mitzusingen.

Lichtwarktheater Bergedorf: Wöhler, Salut Salon, David Bowie: Musik ist überall

Das hat das Publikum bestenfalls schon eine Woche vorher am 23. September 2023 getan, wenn Schauspieler Gustav Peter Wöhler mit seiner Band die Liebe ins Zentrum seines Abends stellt. Heißt dann „Love is the drug“. Schon gleich einer der Höhepunkte für Peter Offergeld, der meint: „Ein Garant für ein volles Haus.“

So viel Musik in diesem famosen Saal mit 450 Sitzplätzen: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys (21. Januar 2024) und die international extrem erfolgreichen Ladys von „Salut Salon“ (2. März 2024) finden gewiss Gehör. Ein besonderer Ausreißer kommt von Sven Ratzke mit seiner David-Bowie-Interpretation „Where are we now“ (15. Februar 2024). Nur eine Stimme, nur ein Flügel, ein Wechsel aus Klassikern und neu geschriebenen Stücken, „die aus dem Universum des Meisters stammen könnten“, preist Peter Offergeld die besondere Hommage an den 2016 verstorbenen Musiker an.

Zuschauer gucken Schauspielern im Lichtwarktheater Bergedorf beim Umkleiden zu

Verlassen wir die Musik – in ein Top-Theater gehören doch wohl auch Theaterstücke. Das Ohnsorg-Theater ist eine Institution, versorgt alle Platt-Liebhaber mit insgesamt sechs Vorstellungen von „Frau Bachmanns kleine Freuden“ (17., 18. Oktober 2023), „Dat Frollein Wunder“ (13., 14. Februar 2024) sowie „Der letzte Pinguin“ (19., 20. März).

Ebenfalls von besonderem Schauwert ist „Achtsam morden“ (2., 4. November 2023). Drei Schauspieler spielen 19 Rollen, der Zuschauer kann an beiden Bühnenseiten zwei Akteuren beim Umkleiden für eine weitere Rolle zusehen, die es jeweils auf die Sekunde zu ihrem Einsatz schaffen. Auch die Beziehungskomödie „Schuhe, Taschen, Männer“ (8. November) wird ihr Publikum finden, gewiss wie das Geschwister-Melodram „Die Vodkagespräche“ (25., 26. November) – hier trinken Karoline Eichhorn und Catrin Striebeck den flüssigen Zungenlöser und streiten mit der Zeit über Politik, Kindheit. Liebe, Familie, Verlust.

Warum „Die Laborantin“ des Intendanten absolute Empfehlung ist

Axel Schneiders persönliche Empfehlung für das Theater-Genre: „Die Laborantin am 13. Oktober ist ein Muss im Spielplan, obwohl es um ein ernstes Thema geht.“ Das Stück mit Babylon-Berlin-Star Lily Fichtner kümmert sich um die kritisch gesehene Künstliche Intelligenz und ihren Durchschlag auf unser Leben.

Gustav Peter Wöhler kommt mit seiner Band ins Lichtwarktheater und spielt Liebeslieder: „Love is the drug“.
Gustav Peter Wöhler kommt mit seiner Band ins Lichtwarktheater und spielt Liebeslieder: „Love is the drug“. © Christine Fenzl | Christine Fenzl

Auch zu Weihnachten und Silvester ist das Lichtwarktheater bestens belegt, etwa wenn „Die Weihnachtsgeschichte“ (3. Dezember 2023) durch zwei deutsche Filmstars wie Samuel Finzi und Herbert Knaup verkörpert wird. Eine weitere Neuerung: „Wir planen jetzt mit fünf statt bisher drei Kindervorstellungen zur Adventszeit, weil wir gemerkt haben, dass es nach Corona eine fast explosionsartige Nachfrage von Kindern nach Theaterkarten gab“, sagt Axel Schneider. Insofern: „Das Dschungelbuch“ (11., 12. Dezember 2023) taugt total als Familienstück und dürfte schnell ausverkauft sein. Zum Jahreswechsel wird’s übrigens magisch im Lichtwarktheater: „Mellow Magic“ (31. Dezember 2023) verwischt die Grenzen zwischen handgemachter Magie und interaktiver Illusionen.

Intendant Schneider wird nicht müde zu betonen, dass die vergangene Spielzeit „eine ganz schwierige“ war, die trotzdem das Bergedorfer Potenzial offenlegte. Trotz Spielstättenwechsel mitten in der Saison: Begonnen wurde noch im Theater im Park, nach dem Jahreswechsel ging es dann in die Holzhude 1. Auch Corona-Nachwehen wie Verschiebungen, Ausfälle und schleppende Ticket-Nachfrage für gewisse Stücke waren spürbar. In der Branche wurde schon eine neue Maxime ausgerufen: „50 ist das neue 100“: In Krisenzeiten sind demnach halb volle Theater schon gute Ergebnisse

Schneider gibt Ziele der Lichtwarktheater-Saison aus

„Einziger Lichtblick“, meint Axel Schneider und entschuldigt sich schon vorab für das Wortspiel, „war das Lichtwarktheater“. Dort wurde nicht nur alles gespielt, was im Plan stand. Mit 14.200 Besuchern bei 50 Aufführungen in der gesamten vergangenen Theatersaison erreichte Bergedorf mit 62 Prozent ein sehr gutes Ergebnis. Laut Schneider sind überdies 15 Bergedorfer Veranstaltungen „fast oder komplett ausverkauft“ gewesen. Auch beim Tag des offenen Theaters sei das Haus quasi „überrannt“ worden. Dennoch macht die Stäitsch für Anstehendes in Realismus: „Das Ziel zur nächsten Saison ist, die Zuschauerauslastung zu stabilisieren und Kooperationen zu intensivieren“, erklärt Axel Schneider.

Schwesternliebe hart am Glas: Karoline Eichhorn,und Catrin Striebeck_führen die „Vodkagespräche“.
Schwesternliebe hart am Glas: Karoline Eichhorn,und Catrin Striebeck_führen die „Vodkagespräche“. © Joachim Flicker, Renaissance-Theater Berlin | Joachim Flicker, Renaissance-Theater Berlin

Erfreulich: Die Ticketpreise bleiben für die Auftritte in Hamburgs modernstem Spielhaus auch für die kommende Saison unverändert. Der Vorverkauf für die neue Saison startet Anfang Juli zunächst an der CCB-Theaterkasse sowie online unter theater-bergedorf.de, ab 15. August dann auch direkt an der Theaterkasse im Körberhaus.