Bergedorf. Das Technik-Denkmal am Serrahn in Bergedorf könnte bald wieder Waren vom Wasser an Land heben. Welche Ideen die Politik hat.

Seit 120 Jahren steht der alte Kran nun schon am Serrahn. Doch das Technik-Denkmal,das gerade erst aufwändig saniert wurde, lädt schon lange keine Waren mehr auf oder ab. Das soll sich nun ändern – zumindest, wenn es nach der Politik geht: Die Bergedorfer Bezirksversammlung möchte prüfen lassen, ob eine Wiederinbetriebnahme des Hafenkrans möglich ist. Ein entsprechender Antrag der Bergedorfer Koalition wurde jetzt einstimmig beschlossen.

Die Idee hinter dem Antrag sei, die geschichtliche Bedeutung des Industriedenkmals hervorzuheben, begründete Sonja Jacobsen (FDP) die Initiative – „selbstverständlich, wenn dies im finanziellen Rahmen verhältnismäßig und sinnvoll ist“. Da die Serrahnstraße gerade erst saniert und dort ein neues Hotel gebaut wurde, sei der Einsatz für den Kran folgerichtig, denn er sei ein Industriedenkmal, „das eng mit der Arbeitergeschichte und der Industriegeschichte des Bergedorfer Hafens verbunden ist“.

Bergedorfs historischer Hafenkran könnte wieder betrieben werden

Auch der historische Ewer, der vor Jahren am Serrahn gebaut und in Betrieb genommen wurde, sei schließlich eine Attraktion, so Jacobsen, die Bergedorfs „großes touristisches Potenzial“ heben möchte. Sie könnte sich regelmäßige Schauvorführungen vorstellen, etwa mit Be- und Entladen des Ewers.

Unklar ist allerdings, ob die Technik wieder fit gemacht werden kann. Denn der kreisrunde 5-Tonnen-Kran wurde immerhin schon vor 120 Jahren am Serrahn aufgestellt. Mit Inbetriebnahme schrieb er sozusagen Geschichte, erklärt Bootsbaumeister Gorch von Blomberg im jüngsten Lichtwarkheft: Der von der „Düsseldorfer Kranbaugesellschaft Liebe-Harkort m.b.H.“ gebaute Kran zählte damals zu den allerersten Elektrokränen, die jemals in Deutschlands Häfen zum Einsatz kamen.

Bergedorfs Hafenkran 1902 im Einsatz. Die Waren wurden mit Schuten an den Umschlagsort gebracht.
Bergedorfs Hafenkran 1902 im Einsatz. Die Waren wurden mit Schuten an den Umschlagsort gebracht. © Kultur- & Geschichtskontor | Kultur- & Geschichtskontor

Ursprünglich waren in Bergedorf drei Kräne im Einsatz

Das Arbeitsgerät bekam sofort sehr viel zu tun. Neben Holz, Getreide, Kohle und anderem Schüttgut, das mit Schuten über die Elbe sowie den Schleusengraben von und nach Hamburg bewegt wurde, hob der Kraftprotz Motoren, Maschinen und sogar ganze Barkassen der Bergedorfer Jastram-Werke. 1927 schaffte die Stadt Bergedorf einen zweiten Kran an, später sogar noch einen dritten. Geblieben ist heute nur der eine.

Um ihn nun wieder in Betrieb nehmen zu können, soll nun Kontakt mit dem Museum der Arbeit in Barmbek aufgenommen werden, das selbst einen historischen Kran am Osterbekkanal betreibt. Mit dem technischen Know-how der Barmbeker könnte geprüft werden, ob es möglich ist, die Elektrik wieder in Gang zu bringen. Auch die Eckdaten sollen geprüft werden: Was kostet es? Welche Folgekosten fallen an? Ist ein Zusammenwirken mit dem Ewer möglich? Das alles soll dann im Wirtschafts- und im Kulturausschuss vorgestellt werden. Sonja Jacobsen: „Ein Nutzungskonzept muss selbstverständlich Teil der Überlegungen sein.“

Linke und CDU: Fester Träger für das Projekt Hafenkran wäre sinnvoll

Der Vorstoß fand die Zustimmung aller Fraktionen – obwohl mehrere Fraktionen durchaus noch Fragen sahen. „Damit der Kran genutzt werden kann, braucht es Kräfte“, stellte Michael Mirbach (Die Linke) fest. Ob das ehrenamtlich passieren solle und wenn ja, durch wen? „Das ist ein wichtiger Aspekt und noch nicht ganz zu Ende gedacht“, meinte er.

Auch André Wegner (CDU) würde es „sinnvoll finden“, wenn sich ein fester Träger für das Projekt fände, zumal es ja womöglich ein „Zuschussgeschäft“ werden könne. Eine Diskussion im Ausschuss sei durchaus sinnvoll, meinte ebenso Grünen-Fraktionschef Heribert Krönker, der allerdings betonte, dass der Kran „gar nicht komplett lahm liegt: Er kann schon manuell bis zu 1,5 Tonnen bewegen“.

Für Sonja Jacobsen ist die Trägerfrage Teil des Nutzungskonzepts. Der zweite Schritt solle aber nicht vorm ersten getan werden, meinte sie – nun gehe es zunächst um die Machbarkeit. Einstimmig wurde die Verwaltung beauftragt, das zu prüfen.