Hamburg. Unterkunft in den Messehallen wird aufgestockt +++ Hunderte Flüchtlinge warten in Wandsbek +++ Der Newsblog.

Der Krieg gegen die Ukraine dauert nun schon zwei Wochen. Seit Beginn am 24. Februar sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes UNHCR schätzungsweise 2,1 bis 2,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Derweil setzt Russland seine Angriffe auf ukrainische Städte fort. Der Westen versucht, Moskau mit wirtschaftlichem Druck zum Einlenken zu bringen.

Seit Tagen kommen auch in Hamburg Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine an. Angesichts des weiter großen Zustroms wird nun die Kapazität der Notunterkunft in den Messehallen erhöht. 250 weitere Plätze würden in einer angrenzenden Halle geschaffen, hieß es am Mittwoch.

Die Reaktionen zum Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:

2098 Flüchtlinge bislang in Hamburg registriert.

Nach Angaben der Innenbehörde wurden seit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2098 Vertriebene in Hamburg registriert. Allerdings seien die Registrierung noch nicht in allen Fällen abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass weit mehr Kriegsflüchtlinge in der Stadt sind, wie Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) bereits Dienstag betonte.

Inzwischen seien mehr als 1100 Menschen in städtischen Unterkünften untergebracht worden, meldete die Innenbehörde am Mittwoch. In den Messehallen wurde die Kapazitätsgrenze von 950 Plätzen erreicht. 250 weitere Plätze würden in einer angrenzenden Halle geschaffen, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz. Er sprach von einer Notlösung. „Das ist im Prinzip ein Lager aus Feldbetten. Wir hoffen, dass wir es in diesem Maße nicht brauchen.“

Bereits zum Wochenende und zu Beginn dieser Woche wurden zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Registrierung der Ankommenden herangezogen. Aktuell kümmern sich rund 60 Personen rund um die Uhr um die Erfassung der Geflüchteten. In jedem Registrierungsprozess sind häufig wichtige und detaillierte Fragen zur Lebenssituation und Zukunft der Betroffenen zu beantworten, weshalb jedes Gespräch Zeit in Anspruch nimmt.

Behörden reagieren auf Flüchtlingsansturm in Registrierungsstelle

Nach dem Ansturm Hunderter ukrainischer Kriegsflüchtlinge auf eine neue Registrierungsstelle in Hamburg-Wandsbek haben die Behörden die Notbremse gezogen. „Am Standort des Amts für Migration an der Hammer Straße kommt es zu längeren Wartezeiten bei der Registrierung“, twitterte der Senat am Mittwochnachmittag. „Schutzsuchende, die privat untergebracht sind, werden gebeten, in den kommenden Tagen vorzusprechen. Nachteile entstehen dadurch nicht.“

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Bereits am Vormittag hatten sich lange Schlangen vor der neuen Registrierungsstelle gebildet. Die Behörden hatten Flüchtlinge, die bereits über eine private Unterkunft verfügen, aufgefordert, sich dort registrieren zu lassen, nachdem es in der zentralen Ankunftsstelle in Rahlstedt am Wochenende bereits zu stundenlangen Wartezeiten gekommen war.

Flüchtlings-Koordination: Senat soll Bundeswehr um Hilfe bitten

Vor dem Hintergrund voll belegter Notunterkünfte hat die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft den rot-grünen Senat aufgefordert, die Bundeswehr bei der Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge um Hilfe zu bitten. „Hamburg muss jetzt umgehend weitere Unterkünfte in der ganzen Stadt schaffen“, sagte Fraktionschef Dennis Thering am Mittwoch. „Jedoch scheinen auf die Schnelle nicht genügend Wohncontainer vorhanden zu sein, weil Hamburg offenbar trotz der Erfahrungen aus 2015 weiterhin über keinen entsprechenden Grundvorrat verfügt.“

Eine erst am Montag fertiggestellte Notunterkunft in den Messehallen war bereits in der Nacht zum Mittwoch voll belegt. Dort sollen nun 250 zusätzliche Feldbetten aufgestellt werden.

Bei absehbar ansteigenden Flüchtlingszahlen müsse die Stadt die Bundeswehr um Unterstützung bitten, „um zumindest für einen kurzen Übergang Aufenthalts- und Übernachtungszelte auf geeigneten Plätzen anbieten zu können“, sagte Thering. „Ich erwarte vom Senat jetzt volle Transparenz darüber, wie die Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge organisiert werden soll und welche Unterkünfte ab welchen Zeitpunkt zur Verfügung stehen.“

Niemand dürfe in der Stadt ohne Unterbringungsangebot bleiben, sagte Thering. „Dazu reichen wir als CDU dem Senat auch weiterhin die Hand.“ Zugleich sei auch der Bund in der Pflicht, die Verteilung der Flüchtlinge aus der Ukraine zwischen den Bundesländern zu organisieren.

Mannschaftsbus des HSV Hamburg holt Geflüchtete von der Grenze

Auch der HSV Hamburg (HSVH) unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine auf ihrem Weg nach Hamburg. "Am Freitag macht sich HSVH-Busfahrer Mirko Großer mit dem Mannschaftsbus des Handball-Erstligisten auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze und holt dort Frauen und Kinder ab", teilte Andreas Pröpping, Sprecher des Handball-Vereins, mit. Der Bus werde unter anderem durch Spenden des HSV Hamburg, der Mannschaft und des Fanclubs finanziert.

"Die Busse werden im Laufe des Wochenendes zurück in Hamburg erwartet und die Ukrainer und Ukrainerinnen werden zur zentralen Erstaufnahme nach Rahlstedt gefahren, um sich in Deutschland offiziell anzumelden", so Pröpping. Im Vereinsheim des THCC Rot-Gelb könnten einige der Geflüchteten anschließend untergebracht werden.

Zusätzlich zum HSVH-Mannschaftsbus soll noch ein zweiter Bus in Richtung Polen aufbrechen. "Da die Kosten für diesen Bus noch nicht gedeckt sind, freut sich der HSVH über jeden, der oder die das Projekt unterstützen will", sagt der Vereinssprecher. Unter dem Stichwort „Ukraine-Busse“ nimmt der Verein auf dem Konto DE91 2005 0550 1032 2201 11 (Handball Sport Verein Hamburg e.V., Hamburger Sparkasse) anlassbezogene Spenden entgegen.

HHLA holt Angehörige von Beschäftigten in Odessa nach Hamburg

Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA holt Angehörige von Beschäftigten seiner Terminaltochter im ukrainischen Odessa in die Hansestadt. Wohnen werden die Geflüchteten vorübergehend bei HHLA-Mitarbeitenden. „Im Hauptgebäude des Unternehmens kamen rund 80 Frauen, Kinder und ältere Menschen, die sich für eine Flucht aus ihrer Heimat entschieden haben, mit zwei von der HHLA gecharterten Reisebussen an“, teilte das Unternehmen mit. „Ein dritter Bus mit weiteren 40 Geflüchteten wird in den nächsten Tagen erwartet.“

Geflüchtete Familien von Mitarbeitern des HHLA Terminals in Odessa kommen am Mittwoch in Hamburg an.
Geflüchtete Familien von Mitarbeitern des HHLA Terminals in Odessa kommen am Mittwoch in Hamburg an. © Roland Magunia / FUNKE Foto Services

Rund 70 HHLA-Beschäftigte sowie deren Verwandte und Nachbarn haben sich den Angaben zufolge auf einen Aufruf hin gemeldet und eine Unterkunft im eigenen Heim zur Verfügung gestellt. „Die deutschen Beschäftigten bieten den Geflüchteten nicht nur ein "Zuhause" für die erste Zeit, sondern sind auch erste Ansprechpartner und Begleitung für die anstehenden Behördengänge“, hieß es. Unterstützt würden sie von HHLA-Mitarbeitenden mit ukrainisch-russischen Sprachkenntnissen. „Zusammenhalt und sich aufeinander zu verlassen, das sind Merkmale unserer Unternehmenskultur, die sich in diesen schwierigen Zeiten genauso bewähren wie im Arbeitsalltag“, sagte HHLA-Chefin Angela Titzrath.

Erdgasförderung vor Borkum? Nabu übt Kritik – Minister will Gespräche

Umweltschützer kritisieren Überlegungen der niedersächsischen Landesregierung, nun doch neuen Erdgasförderungen nahe des Wattenmeers vor der Insel Borkum zuzustimmen. Damit könnte aus Sicht der Befürworter angesichts des Ukraine-Kriegs die Abhängigkeit von russischen Gas-Lieferungen verringert werden. „Diese Überlegungen kann man zwar als Kurzschlussreaktion nachvollziehen, aber von der Landesregierung erwartet der Nabu mehr Weitsicht“, teilte der Landesvorsitzende des Umweltschutzverbands Nabu in Niedersachsen, Holger Buschmann, am Mittwoch in Hannover mit.

Der Naturschutzverband bemängelte, dass Maßnahmen zur Energiewende und zum Schutz des Klimas noch immer zu langsam voran gingen. „Wir befinden uns tatsächlich in einem Dilemma. Und es rächt sich nun, dass die Landesregierung, aber besonders die vergangenen Bundesregierungen, nicht genug für eine naturverträgliche Energiewende getan haben“, teilte Buschmann weiter mit. Nach Ansicht des Nabus bräuchte es „naturverträgliche Lösungen“, die die Energieversorgung einerseits sichern, aber auch das Klima und Ökosysteme schützen.

Schleswig-Holstein: Kleine Krebspatienten aus der Ukraine im Uniklinikum

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein versorgt derzeit in Kiel zwei an Krebs erkrankte Kinder aus der Ukraine, die in ihrer Heimat nicht mehr behandelt werden konnten. An dem Klinikum haben mittlerweile auch 17 Pflegekräfte aus der Ukraine, die sich vor Kriegsausbruch beworben hatten, ihre Stelle angetreten, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht.´

Um Menschen in der Ukraine gezielt mit medizinischen Gütern zu unterstützen, hatte das Klinikum zudem eine Hilfsaktion gestartet. Am Dienstag erreichten die ersten beiden Lastwagen die zentrale Annahmestelle des ukrainischen Gesundheitsministeriums in Lwiw. Von dort aus wird das Material an verschiedene Krankenhäuser im Land verteilt.

Lesen Sie auch: An Krebs erkrankte Kinder aus der Ukraine erreichen das UKE

Lufthansa Technik stoppt Service für russische Fluggesellschaften

Die Wartungstochter der Lufthansa hat mit dem Beginn der Sanktionen umgehend sämtliche Dienstleistungen für russische Kunden eingestellt. Das sagte der Vorstandschef der Lufthansa Technik, Johannes Bußmann, am Mittwoch bei der Präsentation der Jahreszahlen in Hamburg.

Blick auf die Werkshallen auf dem Gelände der Lufthansa Technik AG.
Blick auf die Werkshallen auf dem Gelände der Lufthansa Technik AG. © picture alliance/dpa

Im Moment habe Lufthansa Technik Verträge mit rund einem Dutzend Fluggesellschaften in Russland. Der Servicestopp für diese Kunden betreffe rund 400 Flugzeuge und bedeute einen Umsatzausfall von rund 240 Millionen Euro.

Flüchtlingsunterkunft in den Messehallen schafft zusätzliche Plätze

Angesichts des weiter großen Zustroms ukrainischer Kriegsflüchtlinge nach Hamburg wird die Kapazität der Notunterkunft in den Messehallen ausgeweitet. 250 weitere Plätze würden in einer angrenzenden Halle geschaffen, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz am Mittwoch. Er sprach von einer Notlösung. „Das ist im Prinzip ein Lager aus Feldbetten. Wir hoffen, dass wir es in diesem Maße nicht brauchen.“ In der Nacht waren 400 weitere Flüchtlinge an den Messehallen angekommen, womit alle 950 regulären Plätze besetzt waren.

Die Unterkunft in der riesigen Messehalle war erst am Montag vom DRK fertiggestellt worden. Sie besteht aus durch Trennwände abgegrenzte, nach oben offene Kabinen, in denen jeweils zwei Doppelstockbetten, Schränke, ein Tisch und Stühle aufgebaut sind. Zudem gibt es einen Catering-Bereich und Sanitär-Container. Die Messehallen sollen nur als Übergangsunterbringung dienen, bis die Flüchtlinge auf andere Unterkünfte in der Stadt verteilt werden können. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet, sagte Kaminski.

Energie- und Umweltminister Albrecht offen für mehr Ölförderung

Schleswig-Holsteins Energie- und Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) hält eine vorübergehende Steigerung der Ölförderung auf der deutschen Plattform Mittelplate für möglich. „Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine bin ich überzeugt, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollten, den Bezug von Energieträgern aus Russland zu reduzieren und durch andere Quellen zu decken“, teilte der Minister am Mittwoch mit. „Das gilt auch für eine mögliche Erweiterung der Förderung an der Mittelplate.“

Allerdings stehe einer Erweiterung der Förderung an der Mittelplate der gesetzlich verankerte Schutz des Nationalparks entgegen, so Albrecht. Zusätzliche Fördermengen wären daher nur genehmigungsfähig, wenn gleichzeitig ein frühes und festes Enddatum für die Förderung festgelegt würde. „Sollte sich Wintershall/DEA zu einem Förderende spätestens 2035 – was ich persönlich sehr hoffe - bereiterklären, könnten kurzfristig zusätzliche Mengen gefördert werden.“

Ukraine: Erste Geflüchtete auf Sylt untergekommen

„Auf Sylt sind durch private Hilfsaktionen bereits Kriegsflüchtlinge in Privatunterkünften aufgenommen worden“, sagte Nicolas Häckel (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Sylt, dem Abendblatt. Die Anzahl der Geflüchteten, die bereits auf der Insel sind, kann Häckel nicht nennen, "da es sich um private Aufnahmen handelt." Der Bürgermeister sagte weiter. „Wir bereiten uns gut auf Flüchtlingszuweisungen durch den Kreis Nordfriesland vor, noch ist diese nicht erfolgt.“

Espressobar in Eimsbüttel eröffnet wegen Kriegs später

Das Ladenlokal ist gemietet, die Vorbereitungen sind weit fortgeschritten. Aber jetzt haben Inna Zamikhovska und Slava Zamikhovskyy die Eröffnung ihrer Espressobar Black Hat Coffee in Eimsbüttel erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. „Der Krieg in unserer Heimat hat alles verändert. Wir sind immer noch geschockt und machen uns Tag und Nacht große Sorgen um die Menschen, die den Angriffen ausgesetzt sind“, sagt Slava Zamikhovskyy.

Inna Zamikhovska und Slava Zamikhovskyy von der Espressobar Black Hat Coffee.
Inna Zamikhovska und Slava Zamikhovskyy von der Espressobar Black Hat Coffee. © Black Hat Coffee

Der 37-Jährige stammt wie seine Frau aus der Ukraine. Ihre Familien leben in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer und in dem kleinen Ort Balta an der Grenze zu Moldawien. „Wir suchen gerade nach Wegen, unsere Eltern und Verwandten aus dem Kriegsgebiet zu holen“, sagen die Eheleute. Der Laden am Eppendorfer Weg hat da im Moment keine Priorität.

Zahl der Kriegsflüchtlinge in Schleswig-Holstein steigt

Auch in Schleswig-Holstein steigt die Zahl der eintreffenden Kriegsflüchtlinge weiter. Offiziell wurden in den Landesunterkünften bisher etwa 1200 Personen erfasst, wie das Innenministerium am Mittwoch mitteilte. Derzeit hielten sich dort etwa 700 Menschen aus der Ukraine auf, rund 500 seien bereits auf Kommunen verteilt beziehungsweise privat untergekommen, wie ein Ministeriumssprecher sagte.

In Schleswig-Holstein stehen derzeit 2500 Plätze für eine vorläufige Unterbringung ukrainischer Geflüchteter in vier Landesunterkünften in Boostedt, Neumünster, Rendsburg und Bad Brahmstedt, wo sich auch die zentrale Registrierungsstelle befindet, zur Verfügung.

In den Unterkünften werden die Ankommenden auch medizinisch untersucht und bei Bedarf gegen das Coronavirus geimpft. Nach dem Willen der Landesregierung sollen die Menschen möglichst schnell auf die Kommunen verteilt werden. „Es melden sich in den Kommunen schon jetzt viele Privatpersonen, die anbieten, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen“, so der Sprecher. „Jede passende Unterkunft ist willkommen.“

Desy beendet Zusammenarbeit mit Russland

Das Hamburger Forschungszentrum „Desy“ (Deutsches Elektronen-Synchrotron) beendet seine Kooperation mit Russland. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine sei ein Angriff auf die europäische Friedensordnung, sagte „Desy“-Leiter Helmut Dosch, der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 10. März). Dass sich die Wissenschaft aus dem Konflikt heraushalte, sei deshalb nicht mehr möglich.

Helmut Dosch ist der Leiter des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Archivbild).
Helmut Dosch ist der Leiter des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Archivbild). © picture alliance / dpa

Bei einem der Prestigeprojekte des Instituts, dem Röntgenlaser XFEL, hat das Ende der Kooperation auch finanzielle Konsequenzen. Russland ist Mitgesellschafter bei dem Projekt. Zurzeit werde geprüft, welche Möglichkeiten es gebe, diese Beteiligung auszusetzen, so Dosch. Daran, dass es auch ohne russische Gelder weitergehen wird, habe er keine Zweifel. Die Beteiligten wollten es Putin nicht gönnen, „ein Großprojekt in Turbulenzen zu stürzen“.

Neu ist für den Wissenschaftler das Ausmaß der Sanktionen. „Weltweite Kooperation ist Bestandteil unserer DNA. Selbst im Kalten Krieg erhielten wir die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern jenseits des Eisernen Vorhangs aufrecht“, sagte Dosch. Die jetzigen Maßnahmen seien nicht gegen russische Wissenschaftler, sondern gegen russische Organisationen gerichtet. Mit den russischen Kollegen versuche man, so gut es gehe, weiter Kontakt zu halten.

"Deutlich mehr als erwartet“: 300 Meter lange Schlange vor Registrierungsstelle

Vor der zentralen Ausländerbehörde in Wandsbek verteilen freiwillige Helfer am Mittag Lebensmittel an die geflüchteten Ukrainer. Gegen 12.30 Uhr stehen etwa 300 Menschen in der Schlange. „Als ich heute morgen um 7 Uhr zur Arbeit gefahren bin, standen die Menschen schon hier. Die Schlange war dort schon so lang, wie sie jetzt auch ist. Es ist kalt, deshalb verteilen wir vor allem Tee“, erzählt Helferin Silvia Bell, Leiterin der Kita Rantzaustraße. Gegen 11.30 Uhr wurde für die Wartenden eine mobile Toilette aufgestellt. Dort standen auch eine Stunde später noch etwa 30 Personen an.

Vor der Registrierungsstelle malen Kinder mit Kreide Ukraine-Flaggen.
Vor der Registrierungsstelle malen Kinder mit Kreide Ukraine-Flaggen. © HA/ Johannes Kramer

Kyrylo Korsun, Vertreter des Nordukrainischen Hilfsstabes, gibt vor Ort Anweisungen, um freiwillige Helfer zu finden: „Wir suchen Geflüchtete, die gerade Zeit haben, um zu helfen. Wir brauchen vor allem Übersetzer. Die Leute stehen hier schon seit 5 Uhr. Es sind deutlich mehr, als wir erwartet hatten.“

Eine junge Hamburgerin, die ihre Verwandten aus der ostukrainischen Stadt Dnipropetrowsk empfangen hat, bemängelt vor allem die Hygiene-Bedingungen: „Wir stehen hier seit 6.30 Uhr. Alle sind dicht an dicht, es werden kaum Masken getragen. Wenn hier nur ein paar Personen Corona haben sollten, würde sich das enorm ausbreiten.“

Alle dreißig Minuten erscheint ein Shuttlebus vor der Behörde in Wandsbek. Der Bus pendelt seit 8 Uhr zwischen dem Bargkoppelweg, Nahe der Aufnahmestelle in Rahlstedt, und der Hammer Straße. Das Angebot werde aber nur geringfügig genutzt, wie ein Busfahrer um 13.30 Uhr erzählt: „Insgesamt haben wir bislang 30 Leute aus Rahlstedt hierher gebracht.“ Gegen 14.30 Uhr schickte die Polizei nach Abendblatt-Informationen das Gros der Wartenden weg. Nur der Teil, der noch eine Chance habe, heute einen Termin zu bekommen, sollte bleibe, hieß es vor Ort.

Flüchtlingsunterkunft in den Messehallen bereits voll belegt

Die neu geschaffene Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge in den Hamburger Messehallen ist bereits voll belegt. In der Nacht seien weitere 400 Menschen mit Bussen zu der Unterkunft gebracht worden, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz am Mittwoch. Damit sei die Kapazität von 950 Plätzen ausgeschöpft. „Mehr geht nicht“, sagte er. Es würden aber Möglichkeiten geprüft, weitere Plätze auf dem Gelände bereitzustellen.

Die Unterkunft in der riesigen Messehalle war erst am Montag vom DRK fertiggestellt worden. Sie besteht aus durch Trennwände abgegrenzte, nach oben offene Kabinen, in denen jeweils zwei Doppelstockbetten aufgebaut sind. Zudem gibt es einen Catering-Bereich und Sanitär-Container. Die Flüchtlinge sollen dort nach Plänen der Innenbehörde nicht dauerhaft bleiben, sondern möglichst rasch auf andere Unterkünfte in der Stadt verteilt werden.

Die Flüchtlingsunterkunft in den Hamburger Messehallen ist mittlerweile voll belegt (Archivbild).
Die Flüchtlingsunterkunft in den Hamburger Messehallen ist mittlerweile voll belegt (Archivbild). © picture alliance/dpa

Kaminski lobte die Geduld der Flüchtlinge. Es werde viel Rücksicht genommen, auch von den Helfern. „Das Miteinander in dieser ja eigentlich eher bedrückenden Situation ist sehr harmonisch.“ Derzeit werde eine beaufsichtigte Beschäftigung für die vielen kleinen Kinder vorbereitet, die zumeist mit ihren Müttern aus dem Kriegsgebiet geflohen seien. „Die Großen können draußen Fußballspielen, das ist kein Problem“, sagte Kaminski. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten ihre Hilfe bei Kinderbetreuung angeboten. Häufig scheitere dies aber am dafür notwendigen erweiterten polizeilichen Führungszeugnis. „Das hat man ja nicht mal eben in der Schublade“, sagte er.

Hunderte Flüchtlinge bei Registrierungsstelle in Wandsbek

Hunderte ukrainische Flüchtlinge haben am Mittwochvormittag in Hamburg in einer etwa 250 Meter langen Schlange vor der neuen Registrierungsstelle im Amt für Migration auf ihre Erfassung gewartet. Alles verlaufe in geordneten Bahnen, sagte ein Sprecher der Innenbehörde. Flüchtlinge, die bereits über eine private Unterkunft verfügen, können sich nun auch in der Hammer Straße in Wandsbek registrieren lassen. Solche, die noch eine Unterbringung benötigen, müssen aber weiter in die zentralen Ankunftsstelle in Rahlstedt kommen. Dort hatte es vor allem am Wochenende stundenlange Wartezeiten gegeben.

Hunderte ukrainische Flüchtlinge warteten am Mittwoch vor der neuen Registrierungsstelle in der Hammer Straße.
Hunderte ukrainische Flüchtlinge warteten am Mittwoch vor der neuen Registrierungsstelle in der Hammer Straße. © Michael Arning

Am Mittwoch sei die Lage in der Ankunftsstelle weitgehend entspannt, sagte der Sprecher. Zeitweise gebe es zwar stärkeren Zulauf, etwa wenn viele Busse zugleich ankommen, und dann müsse auch mit Wartezeit gerechnet werden. Insgesamt sei die Lage aber deutlich ruhiger als am Wochenende. Im Laufe des Mittwochs werde in Rahlstedt auch die Ankunft eines Busses mit 20 behinderten Kriegsflüchtlingen erwartet, sagte der Sprecher. Die Mitarbeiter in der Ankunftsstelle seien darauf vorbereitet und die medizinische Versorgung sichergestellt.

Hannover-Laatzen wird Drehkreuz für Ukraine-Flüchtlinge

Niedersachsen wird in Absprache mit dem Bund von Donnerstag an den Messebahnhof Hannover-Laatzen als zentrales Drehkreuz für Flüchtlinge aus der Ukraine in Betrieb nehmen. Von dort würden sie auf weitere Bundesländer verteilt, teilte das Innenministerium in Hannover am Mittwoch mit. Der erste Sonderzug solle voraussichtlich am Donnerstag in Laatzen ankommen. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs werde zusätzlich eine Außenstelle der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen eingerichtet.

Tangstedt empfängt erste Ukraine-Flüchtlinge

Die ersten 47 Geflüchteten aus der Ukraine sind in Tangstedt eingetroffen. Die Nachricht von ihrer Ankunft hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Geschäftsleute haben ein Hotel für sie angemietet, Helfer organisieren Spenden.

Das Abendblatt berichtet von vor Ort: So gelang Nataliia mit Baby die Flucht nach Tangstedt

Nataliia Kovelenko flüchtete mit ihrer drei Monate alten Tochter Erika aus der Ukraine. „Unsere Männer helfen jetzt, zu gewinnen.“
Nataliia Kovelenko flüchtete mit ihrer drei Monate alten Tochter Erika aus der Ukraine. „Unsere Männer helfen jetzt, zu gewinnen.“ © Miriam Opresnik

Ukraine: Krieg könnte Ziele von Autozulieferer Continental umwerfen

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental peilt ein deutliches Wachstum seiner Geschäfte an - allerdings könnten die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Planungen umwerfen. Der Umsatz des Dax-Konzerns soll von 33,8 Milliarden Euro auf 38 Milliarden bis 40 Milliarden in diesem Jahr klettern, wie die Hannoveraner am Mittwoch mitteilten. Das ist deutlich mehr als von Experten erwartet. Conti rechnet mit einer Zunahme der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 6 bis 9 Prozent.

Die Ziele stehen unter Vorbehalt: „Sollte die geopolitische Lage, insbesondere in Osteuropa, weiterhin angespannt bleiben oder sich gar weiter verschlechtern, kann dies eine nachhaltige Störung in Produktion, Lieferketten und Nachfrage verursachen“, hieß es vom Unternehmen. Je nach Ausmaß könnten Umsatz und Ergebnis dann auch unter den Vorjahreswerten liegen.

IG Metall Küste ruft zu Schweigeminute für Kriegsopfer auf

Um 11 Uhr rufen Nordmetall und IG Metall Küste zu einer Schweigeminute für die Opfer des Kriegs gegen die Ukraine auf. "Wir wollen an die Opfer des von Putin ausgehenden Angriffskriegs in der Ukraine gedenken und so ein Zeichen für Frieden in der Ukraine setzen", heißt es in dem Aufruf.

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LNG-Terminals: Niedersachsen setzt auf Finanzhilfe vom Bund

Für den Bau von Flüssiggasterminals (LNG) in Niedersachsens Häfen ist Wirtschaftsminister Bernd Althusmann offen für finanzielle Beteiligungen durch das Land - er sieht zunächst aber die Bundesregierung in der Pflicht. „Damit wir die bisherigen Investitionsrisiken schnellstmöglich überwinden, muss die Bundesregierung jetzt mehrere Maßnahmen zügig umsetzen: regulatorische Hemmnisse müssen abgebaut werden, wir müssen Genehmigungsverfahren beschleunigen, und alle Standorte brauchen eine direkte finanzielle Unterstützung“, sagte der CDU-Politiker.

Die Neuausrichtung der Energieimporte, um die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern, nannte der Minister eine „immense Aufgabe von nationaler Tragweite“. Althusmann betonte, auch die Landesregierung werde ihren Beitrag leisten, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten.

Krebskranke Kinder aus der Ukraine erreichen das UKE

Sechs an Krebs erkrankte Kinder und deren Familien, die vor Putins Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, haben am frühen Dienstagmorgen das UKE erreicht. Die Kinder im Alter von vier bis elf Jahren seien mit Unterstützung von Hilfsorganisationen aus Polen nach Hamburg gebracht worden, sagte UKE-Sprecherin Saskia Lemm dem Abendblatt. Vier der insgesamt sechs Patient:innen wurden in andere norddeutsche Kliniken weiterverlegt", fügt Lemm an. Das Kinder-UKE behandele derzeit zwei Patientinnen im Alter von sieben und elf Jahren.

Die an Krebs erkrankten Kinder aus der Ukraine werden teilweise in andere Kliniken in Norddeutschland verlegt.
Die an Krebs erkrankten Kinder aus der Ukraine werden teilweise in andere Kliniken in Norddeutschland verlegt. © TV News Kontor

Der Konvoi sei von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. organisiert worden. Die Verteilung der Patienten werde von der Gesellschaft für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie e.V. (GPOH) koordiniert und sei eingebettet in ein internationales Projekt, das onkologisch erkrankte ukrainische Kinder auf die EU verteilt. "Darüber hinaus stehen wir mit den Hamburger Behörden in engem Austausch, wie das UKE auch weitere Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet bestmöglich medizinisch unterstützen kann", so Lemm.

Sonntag: Große Friedensdemo in Hamburg geplant

Die Gewerkschaften in Hamburg rufen gemeinsam mit dem DGB für Sonntag, 13. März, zu einer weiteren Groß-Demo gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine auf. Die Kundgebung „Stoppt den Krieg – Frieden in der Ukraine jetzt“ beginnt um 12 Uhr auf dem Jungfernstieg, wie der DGB am Dienstag ankündigte.

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Beteiligt sind unter anderem die evangelische Nordkirche, SPD, Grüne, CDU, Linke und FDP, Diakonie und Unternehmerverbände. Auch in anderen großen deutschen Städten sind Friedensdemos geplant. Bereits vergangenen Sonnabend hatten in Hamburg 30.000 Menschen gegen Putins Krieg demonstriert.

Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag