Hamburg.

Ferien sind wie Weihnachten: Dem Versprechen von Freude steht eine brutale Realität entgegen: Das Leben fühlt sich eng an, unlustig – und dauernd muss was erledigt werden. „Overtourism“ heißt der Stress, den Amsterdam und Barcelona, Paris oder Berlin zu spüren bekommen. Unzählige Menschen aus aller Welt wollen in proppevollen Gassen „Ursprüngliches“, „Individuelles“, „Familiengeführtes“ oder andere Fake-Au­thentizitäten „entdecken“.

Alles Unsinn. Europas Metropolen sind wie seine Inseln und Küstendörfer komplett durchentdeckt. Tourismus ist wie Bauerntheater in Endlosschleife: Langmütige Einheimische legen die Klamotten ihrer Großeltern an, klemmen sich Baguette, Hering, Goudarad unter den Arm und spielen nach, was die Reisenden bereits im Internet gesehen haben und nun selbst noch mal fotografieren wollen, um die Bilder daheim Menschen zu zeigen, die entweder auch schon da waren oder demnächst losfahren, um eben dort garantiert nichts Überraschendes zu entdecken. Die industrielle Produktion instagrammabler „Momente“ verschafft jedem Touristen zuverlässig dasselbe Motiv.