Hamburg. Die Ermittler wollten alte Verbrechen lösen, aber gerieten selbst in Verdacht. Dossier über einen Krimi hinter den Kulissen der Polizei.

Am Ende der Geschichte ist Klaus W.* frei, aber es fühlt sich kaum so an. Er verlasse selten die Wohnung, sagt sein Anwalt, und wenn doch, meist abends, um den Blicken und dem Getuschel der Nachbarn zu entgehen. Klaus W. sitzt einfach da, schaut fern, denkt nach über die Frage, ob man ihm einen Mordversuch anhängen wollte. Vier Monate in einer Gefängniszelle hätten sich in ihn hineingegraben. „Ihm steht Schadenersatz zu“, sagt sein Anwalt.

Im Polizeipräsidium haben sie die Akten des Falls wieder abgelegt. Darin sind die Bilder einer 16-Jährigen, die vor 38 Jahren in Steilshoop nachts angegriffen, ausgezogen und mit Messerstichen so zerschunden wurde, dass sie fast starb. Die Aussagen einer traumatisierten Frau, zu der das Mädchen von damals geworden ist. „Die Sache ist leider durch“, sagt ein Beamter. Ein anderer meint: „Wir haben es vergeigt, es tut richtig weh.“ Dass Klaus W. unschuldig ist, bezweifeln sie.