Hamburger Unternehmer verrät seine große Schwäche, die auch in der “Höhle der Löwe“ zu beobachten war. Auftakt einer Serie.

In der Zeitung startet heute der „Fragebogen für Entscheider“, im Internet ein dazu passendes, neues Format zum Hören. Im Podcast „Entscheider treffen Haider“ spricht Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider künftig alle zwei Wochen mit Führungskräften darüber, wie sie geworden sind, was sie geworden sind.

Den Anfang macht Ralf Dümmel, der am Dienstag zum Abschluss der jüngsten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ auf Vox seinen 60. (!) Deal mit einem Start-up-Unternehmen abschloss. Dennoch ging der Hamburger im Kampf um eine Wärmeflache leer aus – was den 51-Jährigen sichtlich verärgerte. Schließlich gehört das Nicht-Verlieren-Können zu seinen großen Schwächen, wie Dümmel in den Antworten des Fragebogens verrät.

Was wollten Sie als Kind werden – und warum?

Als Kind wollte ich unbedingt Lkw-Fahrer werden. Auf den Raststätten sah ich, dass die Fahrer fernsehen konnten, und dachte als kleiner Junge: „Fernsehen und große Laster fahren – was für ein Traumjob.“ Mir war damals natürlich nicht klar, dass gerade Lkw-Fahrer einen wirklich harten Job haben.

Was war der beste Rat Ihrer Eltern?

Respekt, Disziplin und Fleiß sind Tugenden, die ich sehr früh von meinen Eltern gelernt habe, denn sie haben sie einfach gelebt.

Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?

Meine Eltern waren immer meine Vorbilder, weil sie mich auf den richtigen Weg gebracht haben, auch wenn ich es als Kind immer so gesehen habe, dass sie viel strenger sind als andere Eltern. Dieter Schwarz, der Gründer von DS Produkte, ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Er machte mich zum Unternehmer.

Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?

Professoren? So was hatte ich gar nicht. Was meine Lehrer damals über mich gedacht haben? Da ich kein Musterschüler war, werden sie keinesfalls über meine schulischen Glanzleistungen gesprochen haben. Vermutlich haben sie auch nicht gedacht, dass ich es mal zum Unternehmer schaffen würde.

Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute machen?

Meine damalige Freundin hat beim Firmengründer babygesittet. Als Assistenz-Babysitter bin ich dann am Wochenende immer dabei gewesen, und dann blieb es nicht aus, dass ich damals auch mal mit ihm ins Gespräch kam. Ich berichtete immer voller Überzeugung von meiner Ausbildung bei Möbel Kraft. Das wiederum hat ihn überzeugt, sodass er mich ins Unternehmen holte.

Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?

Es gibt viele Menschen, die mich begleitet haben und denen ich Meilensteine meiner Karriere verdanke. Der Ausbildungsleiter damals bei Möbel Kraft hat etwas in mir erkannt und hat mich gefördert. Und natürlich der DS Produkte-Gründer Dieter Schwarz, mein Ziehvater und Mentor.

Auf wen hören Sie?

Auf mein Team. Als Unternehmer muss man immer Leute einstellen, die in ihren Bereichen besser sind als man selbst.

Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?

Fleiß, Ruhe bewahren und den Mut, Probleme – die leider auch mal vorkommen – als Herausforderung zu sehen.

Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?

Nie den Respekt vor anderen Menschen verlieren. Man sollte sich immer bewusst sein, dass das größte Kapital eines Unternehmens die motivierten Mitarbeiter sind.

Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?

Nie den Humor verlieren! Der Austausch mit dem Team muss immer auf Augenhöhe passieren, egal, was für ein Titel auf der Visitenkarte steht.

Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?

Ich würde lügen, wenn Geld gar keine Bedeutung hätte oder Dinge nicht erleichtern würde. Aber wenn nur Geld der Motivationsmotor für das Unternehmertum ist, dann ist das falsch. Die wichtigsten Dinge im Leben kann man mit Geld nicht kaufen. Das sollte man nie vergessen.

Inwieweit bestimmt das Sein das Bewusstsein?

Gute Frage! Man sollte sich immer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und den Alltag bewegen und sich bewusst sein, dass jegliches Handeln immer auch Konsequenzen hat und mittelbar oder unmittelbar Menschen und das Umfeld betrifft. Umso wichtiger, dass man nie den Respekt verliert, weder­ anderen noch sich selbst gegenüber.

Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?

Das Gleiche, was Mitarbeiter auch vom Unternehmen und mir verlangen können: Loyalität, Ehrlichkeit und Motivation.

Worauf achten Sie bei Bewerbungen?

Auf wirklich sehr wenig, denn ich kann mit der klassischen Bewerbung selbst nicht so viel anfangen, da mir die Menschen persönlich viel mehr sagen können als ein geschriebener Lebenslauf.

Duzen oder siezen Sie?

Spannendes Thema. Bis vor einem Jahr hat man sich bei uns im Unternehmen immer gesiezt. Durch die Zusammenarbeit mit den Gründern gab es plötzlich immer mehr das „Start-up-Du“, und so gab es Situationen, in denen wir uns in Meetings gegenübersaßen und sich einige duzten und andere wiederum siezten.

Wir haben uns dann vergangenes Jahr dazu entschieden, dass wir uns kollektiv duzen. Wir hatten großen Respekt davor, ob das funktionieren würde, und waren überrascht, wie schnell das für alle zum Normalzustand wurde. Das Team ist noch mal ein Stück enger zusammengewachsen, und wir sind sehr glücklich mit dieser Entscheidung.

Was sind Ihre größten Stärken?

Das müssten andere beurteilen. Man sagt mir wohl nach, dass ich meine Leidenschaft für Produkte ganz gut in Vertriebsgesprächen zeigen kann.

Was sind Ihre größten Schwächen?

Ich kann nicht gut verlieren. Das mussten meine Kinder schon früh beim „Mensch ärgere Dich nicht“-Spielen mit mir lernen. Meine größte private Schwäche: Ich liebe Eis, Schokolade, Chips, Currywurst und Pommes – alles, was leider viel zu viele Kalorien hat.

Welchen anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?

Es gibt so viele tolle Persönlichkeiten, die ich gerne mal treffen würde und könnte hier eine lange Liste aufzählen, aber ich beschränke mich mal auf drei Personen: Barack und Michelle Obama sowie Helmut Schmidt, auch wenn dieser Traum nicht mehr in Erfüllung gehen wird.

Was würden Sie ihn fragen?

Von den Obamas würde ich gerne wissen, wie man mit der Ehre und gleichzeitig der Last und der damit einhergehenden Verantwortung umgeht, zu den mächtigsten Menschen der Welt zu gehören. Mit Helmut Schmidt hätte ich gerne zu Lebzeiten einen längeren „Klönschnack“ gehalten. Als Hamburger hätten wir eine ganze Menge zu besprechen, über Hamburg, aber auch über die Welt.

Was denken Sie über Betriebsräte?

Die Mitbestimmung von Mitarbeitern ist sehr wichtig. Als Unternehmer sollte man dieser immer den entsprechenden Raum geben, und dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?

Wahrscheinlich vor ein paar Minuten. Wer viel arbeitet, macht Fehler, denn niemand ist fehlerfrei. Wichtig ist ja, was man aus ihnen lernt und wie man sie künftig vermeidet.

Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?

Ich bin durch Türen, die sich geöffnet haben, durchgegangen. Außerdem stehe ich immer zu meinem Wort – meine Verbindlichkeit hat mich immer weit gebracht.

Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?

Das habe ich noch nie gezählt. Unternehmer bleibst du immer – egal, wie spät es am Tag ist. Aber ich liege wohl nicht falsch, wenn ich sage, dass es mehr als die klassische 39,5-Stunden-Woche ist. Dass ich den 450-€-Job bei der „Höhle der Löwen“ angenommen habe, hat sie nicht verkürzt.

Wie viele Stunden schlafen Sie pro Nacht?

Durchschnittlich fünf Stunden – zum Glück habe ich dieses Jahr bei der „Höhle der Löwen“ in das Nahrungsergänzungsmittel Smart Sleep investiert, das den Regenerierungsprozess bei weniger Schlaf unterstützt.

Wie gehen Sie mit Stress um?

Stress ist ja relativ – das empfindet ja auch jeder anders. Probleme, wenn sie auftauchen, sehe ich ja als Herausforderung, und daher lasse ich mich nicht stressen. Nur so kann ich den vollen Terminkalender auch entspannt (über-)leben.

Wie informieren Sie sich (außer über das Hamburger Abendblatt natürlich)?

Natürlich lese ich das Hamburger Abendblatt! Inzwischen lese ich sehr viel online – und das auch bei verschiedenen Medien. Durch „Die Höhle der Löwen“ habe ich inzwischen viel mit der Presse zu tun und freue mich aber insbesondere für die Gründer, wenn sie nach der Ausstrahlung große Berichterstattungen in den Medien erhalten. Auch das Hamburger Abendblatt berichtet ja sehr umfassend, und das vor allem über die Hamburger Gründer.

Wie kommunizieren Sie?

Am liebsten persönlich. E-Mails mit 65 Menschen in Kopie sind mir wirklich ein Gräuel – da weiß doch niemand mehr, wer eigentlich angesprochen ist. Besonders Herausforderungen löst man doch am schnellsten, wenn man einfach mal zum Hörer greift und das persönliche Gespräch sucht.

Wie viel Zeit verbringen Sie an Ihrem Schreibtisch?

Insgesamt eher wenig, da ich viel reise und viel in Besprechungen bin.

Wenn Sie morgen keine Lust mehr auf ihren Job hätten – gäbe es im Unternehmen einen Mann UND eine Frau, die sofort übernehmen könnten?

Ich vertrete die Meinung, dass jeder Mensch ersetzbar ist, also ja. Wir haben viele gute Leute bei DS Produkte. Kein Unternehmen sollte sich ab einer gewissen­ Größenordnung von einer Person abhängig machen. Das wäre fahrlässig.

Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für Ihren beruflichen Werdegang
geben dürften, welcher wäre das?

Ich sage immer „Können kommt von wollen“! Such dir die Dinge, die dir Spaß machen und für die du brennst. Dann wirst du umso erfolgreicher.

Was unterscheidet den Menschen Dümmel vom Chef Dümmel?

Es gibt keinen Unterschied. Ich bin, wie ich bin, und ich will und werde keine Rolle spielen, weder als Chef noch als Investor.

Worauf kommt es im Leben wirklich an?

Das vergisst man zu oft. In Frieden leben zu können, das sollte das Wichtigste für alle Menschen sein. Persönlich sind für mich Gesundheit, Liebe und Familie die wirklich wichtigen Werte.

Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?

Die Politik sollte aus meiner Sicht endlich weniger schnacken und einfach mal mehr machen und die Ärmel hochkrempeln. Und das parteienübergreifend. Es gibt Themen, über die wir offen sprechen müssen. So ist es aus meiner Sicht absolut inakzeptabel, dass Kinder- und Alters­armut in einem Land wie Deutschland überhaupt möglich sind.