Der Veranstalter Uwe Bergmann will das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld in diesem Jahr zu einem kosmopolitischen Karneval machen.

Hamburg. Während der Weltmeisterschaft in Südafrika will Hamburg eine hervorragende Rolle übernehmen - Frohsinn, Fairness und Spaß am Spiel betreffend. Von übermorgen an soll La Ola, die Welle der Begeisterung, über das Heiligengeistfeld schwappen und eine verborgene brasilianische Ader der Hanseaten kultivieren. Bis zum finalen Kick am 11. Juli werden eine Million Besucher erwartet. Der Eintritt ist frei, und nur wenn mehr als 70 000 Sportsfreunde auf einmal erscheinen, werden die Tore geschlossen.

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"Fußballspiele übertragen kann jeder", sagte Veranstalter Uwe Bergmann gestern bei der Präsentation seiner Philosophie im Fan Park. "Wir wollen mehr. Viel mehr." Angestrebt wird eine Fiesta ganz besonderer Qualität, bei der sich vermeintliche Gegner verbrüdern und Hand in Hand einen kosmopolitischen Karneval zelebrieren. Zielgruppe, so Bergmann, seien "weniger klassische Fußballverrückte, sondern vielmehr Menschen, die Spaß am Spaß haben". Passend sollen die Kontrollen an den drei Eingängen entschärft werden. Nur wenn Verdachtsmomente bestehen, gibt es Leibesvisitationen.

Im Fokus des acht Hektar umfassenden Fan Parks steht eine 70 Quadratmeter große Monitorwand. Rund 600 000 Leuchtdioden sollen auch bei Sonneneinfall und schräger Sichtposition eine erstklassige Optik garantieren. Als einzige Veranstaltung ihrer Art in Deutschland überträgt sie sämtliche 64 Spiele - in kompletter Länge. Im Gegensatz zur Party vor vier Jahren, als viele Menschen den Platz vier Wochen wie im Rausch erlebten, werden diesmal keine großen Tribünen (2500 Zuschauer) aufgebaut. Nach Angaben der Ausrichter kosten diese Aufbauten viel Geld und verschlechterten zudem die Sicht vor Ort. Auf dem Boulevard der Nationen direkt nebenan stehen mehr als 6000 Sitzplätze in und vor den Pagodenzelten sowie im Beach-Club zur Verfügung. Ausnahmen sind die Familientribüne der Techniker Krankenkasse und des Abendblatts (siehe unten) mit 250 Plätzen und der Business-Bereich.

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"Ich sehne den Anpfiff herbei", sagte der für den Sport zuständige Staatsrat Manfred Jäger (CDU). "In den kommenden Wochen wird das Heiligengeistfeld zum zentralen Anziehungspunkt für alle sportbegeisterten Fans und Familien der Metropolregion Hamburg." Längst ad acta gelegt sind alte Pläne, das Fest in den Volkspark zu verlegen. Hinter den Kulissen hatte Bürgermeister Ole von Beust ein Machtwort gesprochen. Kurz, aber heftig. Wurden anlässlich der WM 2006 noch fast zwei Millionen Euro zugeschossen, so kostet die Fiesta den Steuerzahler diesmal 150.000 Euro.

Uwe Bergmann und sein in Eppendorf ansässiges Unternehmen Uba betreiben die Veranstaltung auf eigene Rechnung und eigenes Risiko. Spielt das Wetter mit, soll Gewinn erwirtschaftet werden. Über Zahlen spricht der 49 Jahre alte Hanseat weniger gerne. Die gastronomischen Stände tragen ebenso wie das zweistöckige VIP-Zelt zur Refinanzierbarkeit bei.

Klar ist unter dem Strich nur, dass sich Hauptsponsor Hyundai mit einem "erheblichen Betrag" engagiert, der sich Insidern zufolge in höheren sechsstelligen Dimensionen bewegt. Läuft alles nach Plan, werden der Fantasie keine Grenzen gesetzt - wie schon 2006 und während der EM 2008. Zentrum internationaler Aktivitäten ist der erwähnte Boulevard der Nationen: 28 der 32 Teilnehmerländer präsentieren sich dort mit eigenen Aktivitäten. Nur Nigeria, Nordkorea, Serbien und Slowenien machen nicht mit. Platzhirsch ist das WM-Gastgeberland Südafrika mit einer umfangreichen Angebotspalette auf 250 Quadratmetern. 20 Prozent kleiner fällt das deutsche Zelt aus; dafür kommt ein Garten (100 Quadratmeter) mit Liegestühlen, Sesseln und Strandkörben hinzu. Insgesamt stehen 250 Sitz- und 800 Stehplätze zur Verfügung. Monitore für Fußballübertragungen, ein Discjockey sowie eine Tauschbörse für Fußballbilder runden das Programm ab.

"Essen und Trinken sollen zum Sport passen", sagt Uwe Bergmann. Das heißt Mineralwasser, Brause und Bier statt Schampus. Und Bratwurst statt Rinderfilet. Passend zu den Spielpaarungen in Südafrika werden zum Beispiel Empanadas, Tapas, Fish & Chips, , Chorizo oder Cevapcici feilgeboten - angeblich zu erschwinglichen Preisen. Exklusiver Bierpartner ist der dänische Brauereikonzern Carlsberg, dem auch Holsten gehört.

Vor, zwischen und nach den Spielen wird auf zwei Bühnen ein internationales Programm geboten. "Wir transportieren Stadionfeeling auf das Heiligengeistfeld", verspricht der Norddeutsche Rundfunk. Bereits vor dem Anpfiff sollen die Fans in Stimmung versetzt werden. Damit sich die Lautstärke dennoch in Grenzen hält, gibt es eine Einschränkung für Anhänger hoher Phonpegel: Tuten und Rasseln sind ausdrücklich erwünscht. Vuvuzelas dagegen, die infernalisch lärmenden Tröten südafrikanischer Machart, sollten besser draußen bleiben.