Die Bezirke fordern mehr Geld zur Sanierung der Fahrbahnen. Harburger Chaussee und Hafenrandstraße werden sogar gesperrt.

Hamburg. Die Stimmung war angespannt beim "Schlagloch-Gipfel" am Montagmittag in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) an der Stadthausbrücke - das berichten zumindest Teilnehmer. Kein Wunder, denn schließlich ging es bei der gut zweistündigen Besprechung um die Verteilung von Zehn Millionen Euro aus dem Sofortprogramm der BSU. Mit diesem sollen die schlimmsten Winterschäden auf dem rund 3600 Kilometer langen Straßennetz der Hansestadt behoben werden.

Die sieben Bezirke hatten ihre Experten in die BSU geschickt, und am Ende stand zumindest fest, welche zehn Hauptverkehrsstraßen nun zuerst instand gesetzt werden sollen. Darunter sind beispielsweise die viel befahrene Bramfelder Chaussee und die Steilshooper Allee im Bezirk Wandsbek oder die stark frequentierte Ludwig-Erhard- Straße in Mitte. Auch die Elbgaustraße im Bezirk Altona und der Reinbeker Redder in Bergedorf gehören dazu.

Für die ersten nun benannten zehn Straßen rechnet die BSU mit Kosten von rund 3,5 Millionen Euro. Damit sind dann aus dem Sofortprogramm noch 3,5 Millionen Euro für weitere Sanierungsarbeiten auf Hauptverkehrsstraßen im Pott. "Es wird geprüft, welche das sein werden", sagt BSU-Sprecherin Helma Krstanoski. Weitere drei Millionen Euro erhalten die Bezirke zur freien Verwendung für die Sanierung von Nebenstraßen.

Nach Abendblatt-Informationen hatten die Bezirke insgesamt 620 Straßen benannt, die dringend repariert werden müssten. Die Kosten dafür dürften nach vorsichtigen Schätzungen bei weit mehr als 60 Millionen Euro liegen. Da sind Zehn Millionen Euro schnell aufgebraucht - es fehlen somit mindestens 50 Millionen Euro allein für die dringenden Fälle: "Die Stadt sollte lieber mal Prestigeobjekte wie die Stadtbahn verschieben und stattdessen genügend Geld für die Straßen zur Verfügung stellen.

Das wäre eine notwendige und sinnvolle Investition", sagt Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD). Alleine für seinen Bezirk benötigt Schreiber rund 14,4 Millionen Euro und kündigte eine drastische Maßnahme an: "Wir werden Teile der Harburger Chaussee und der Hafenrandstraße wegen massiver Schäden sperren lassen. Die Situation dort ist lebensgefährlich und leider sind diese Straßen nicht unter den Top Ten zu finden", sagt Schreiber.

Von den drei Millionen Euro für die Nebenstraßen erhält der Bezirk Mitte rund 420 000 Euro. Schreiber sagt: "Das ist für 300 größere Schadensflächen viel zu wenig." Der Bezirk Eimsbüttel wird von der BSU mit 300 000 Euro bedacht. Damit ist Baudezernent Reinhard Buff nicht zufrieden: "Das ist viel zu wenig", so sein knapper Kommentar. Scharfe Kritik kommt auch von Metin Hakverdi, der für die SPD im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft sitzt: "Die dringend notwendige Sanierung der Straßen wurde durch die Stadt seit Jahren vernachlässigt.

Der Hamburgische Rechnungshof hat gerügt, dass der Senat es seit Jahren versäumt hat, jährlich Beträge im zweistelligen Millionenbereich in die Instandsetzung der Straßen zu investieren." Das Ergebnis sei nun für jeden sichtbar, und es müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, so Hakverdi. Für den CDU-Verkehrsexperten Klaus-Peter Hesse steht fest: "Wir dürfen unsere Straßen nicht weiter verkommen lassen. Zumindest die Hinterlassenschaften des Winters müssen nun fachgerecht und zügig beseitigt werden." Sollte das Sofortprogramm nicht ausreichen, werde die CDU-Fraktion darauf drängen, dass weitere Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Unterdessen gibt sich die zuständige Behörde zuversichtlich: "Mit dem angelaufenen Sofortprogramm wird es gelingen, die größten Schäden im Hamburger Straßennetz kurzfristig zu beseitigen", sagt Sprecherin Helma Krstanoski. Insgesamt stehen für die Instandhaltung aller Straßen in Hamburg für das gesamte Jahr rund 49 Millionen Euro zur Verfügung, einschließlich des Sofortprogramms. Krstanoski: "Über weitergehende Maßnahmen mit zusätzlichen finanziellen Bedarfen wird zu gegebener Zeit entschieden."

Es gibt auch schon erste Erfolgsmeldungen: Am Wochenende wurden bereits auf der Edmund-Siemers-Allee und der Holsteiner Chaussee Schäden beseitigt. Die Kosten von 240 000 Euro werden nicht aus dem Sofortprogramm finanziert, sondern aus dem Haushalt der BSU für 2010.