Er ist ein handfester Mann, ein ganzer Kerl, obwohl sich sein Leben in vielerlei Hinsicht um Löcher dreht. In der Tiefbauabteilung des Bezirksamts Mitte kümmert sich Lutz Meistring um den Asphalt der Hamburger Straßen - und in diesem Jahr besonders um die Löcher darin. Denn gerade das, was nicht mehr ist, ist Thema in Meistrings Büro.

Seit Wochen ist der 62-Jährige damit beschäftigt, Schlaglöcher zu begutachten, Bauaufträge zu vergeben, Rechnungen zu begleichen. Wenn's schnell gehen muss, packt der gebürtige Magdeburger selbst mit an und schüttet die Löcher mit Kaltasphalt zu. Denn Meistring, der Büromensch, ist im tiefsten Herzen ein Handwerker. Seine private Baustelle ist das Haus in Farmsen-Berne. Das Dach hat der vierfache Vater erneuert, das Obergeschoss für seine jüngste Tochter ausgebaut und im Keller Sauna und Whirlpool installiert. "Ich genieße die körperliche Arbeit, weil ich weiß, wie es ist, wenn der Körper streikt", sagt er. Nach einer Nervenentzündung 2005 waren seine Unterschenkel nahezu gelähmt. Drei Jahre ging Meistring an Krücken. Ans Standardtanzen mit Ehefrau Karin war nicht zu denken.

Inzwischen geht es ihm wieder gut. Meistring tanzt wieder Slow Fox, läuft Schlaglöcher ab und macht sein Haus schön. Er hämmert, er schraubt, er bohrt. Schöne tiefe Löcher.