Noch zwei Tage bis zur Bürgerschaftswahl. Die Parteien sind im Endspurt. Die CDU hatte ihre Schlussveranstaltung, wie berichtet, am Mittwoch. Die FDP beendet ihren Einsatz morgen. Am Donnerstag hatten vier Spitzenkandidaten ihre letzte Großkundgebung. Das Abendblatt war dabei

HafenCity, 18.03 Uhr: Es ist ein Schuss Ironie in der übersprühenden Spiellaune der Brassband Tätärä. Zum Auftakt der Wahlkampfendspurts der SPD im Cruise Center auf dem Großen Grasbrook heizen die Musiker rund 600 Besuchern kräftig ein – und spielen einmal kurz den Edward-Elgar-Marsch „Land of Hope And Glory“ an, der sofort royale Gefühle weckt. Warten auf „König Olaf“ also? Doch genau das will SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz ja nicht sein, der wenige Minuten später allerdings doch mit viel Pomp, Beifall und begleitet von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und dem SPD-Vorsitzenden und Vizekanzler Sigmar Gabriel Einzug hält.

Im Wahlkampf hat sich die Bundesprominenz rargemacht, aber nun loben sie den Ersten Bürgermeister über den grünen Klee. „In Hamburg wird die richtige Politik gemacht: schnörkellos und gerade“, sagt Kraft, die bewundernd nach Hamburg blickt, wenn es um Kitas, Krippenplätze und Ganztagsschulen geht.

Die Stimmung ist gut, da stören auch die rund 70 TTIP-Gegner nicht, die brav ihre Schilder mit der Aufforderung „Demokratie retten“ hochhalten, sobald das Wort „Hamburg“ fällt. „Das Freihandelsabkommen ist unsere letzte Chance, in der Welt Standards zu setzen. Wir dürfen in Europa nicht so dumm sein, darauf zu verzichten“, ruft Gabriel den Protestlern entgegen. Und unter kräftigem Beifall: „Olaf Scholz ist ein Vorbild für ganz Deutschland. So muss man regieren.“

Der so Gelobte bleibt während seiner Rede ziemlich ernst, wie es seine Art ist. „Wir haben gutes Regieren angekündigt, und ich glaube, wir haben es ganz gut gemacht“, sagt Scholz. „Wir haben alle Wahlversprechen gehalten.“ Und dann zählt er alles noch einmal auf – vom Wohnungsbau über die abgeschafften Kita- und Studiengebühren bis hin zum Haushalt. Auch der Verkehr wird erwähnt. „Es kommt auf jede Stimme an“, ruft Scholz nach 16 Minuten. Dann ist Schluss, früher als geplant. Es scheint so, als ob auch der professionellste Wahlkämpfer einmal erschöpft ist.