Ottensen, 15.12 Uhr: Am Ende gehen die Grünen noch einmal dorthin, wo es wehtut – auf die Straße. Die übrigen politischen Mitbewerber bevorzugen geschlossene Räumlichkeiten für ihre Abschlusskundgebungen. Die Ökopartei wählt dagegen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt die Ottenser Hauptstraße zwischen Bahnhof Altona und Mercado-Einkaufszentrum. Während die rund 50 (meist grünen) Zuhörer vor Kälte zitternd von einem Bein auf das andere treten, schwingt also vor allem Erleichterung mit, dass der Winter-Wahlkampf sich nun dem Ende neigt. Am Donnerstagnachmittag leitet Spitzenkandidatin Katharina Fegebank den „72-Stunden-Wahlkampf“ ein.

Prominente grüne Unterstützung kommt aus Kiel und Berlin. Robert Habeck, Schleswig-Holsteins Vizeministerpräsident und Umweltminister sowie Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth („Das Wahlkampftier“ – O-Ton Fegebank) treten nacheinander an das Mikrofon. Dabei offenbart sich, dass Habeck nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich näher an Hamburg dran ist als Roth. So kritisiert er, dass der Senat sich mehr um Wirtschaftskonzerne kümmere, als etwa mit dem Nachbarbundesland in Sachen ökologischer Landwirtschaft zusammenzuarbeiten. („Wir bauen das an, was ihr esst.“) Zudem könne er in Hamburg kaum Unterschiede zwischen SPD, CDU und FDP feststellen. Claudia Roth dagegen macht einen thematischen Rundumschlag vom Freihandelsabkommen TTIP, dem Bürgerkriegsland Syrien über das Flüchtlingsland Jordanien, der CSU, die das Asylrecht verschärfen will, bis hin zu Pegida. Das macht sie aber mit Verve und Lautstärke, sodass ein grüner Wahlkämpfer schmunzelnd meint: „Na, gut zu verstehen ist sie ja.“

Abseits des Podiums sprechen die Grünen über die Kampagnen der anderen Parteien. Die FDP mache das gewieft, heißt es. Und auch die SPD mache es aus ihrer Sicht gut. „Dass Olaf Scholz nur mit uns über eine Koalition sprechen will, hat ja nur einen Grund“, sagt eine Grüne, „der will uns raushaben.“