Harburg, 19 Uhr: Lange bevor die Alternative für Deutschland (AfD) ihr großes Wahlkampffinale in Harburg starten kann, befindet sich die Heimfelder Friedrich-Ebert-Halle in einer Art Belagerungszustand. Die Linken hatten zu einer Gegendemo aufgerufen – und offenbar reichlich Gehör gefunden. So stehen etwa 50, zumeist in Schwarz gewandete Protestler vor den Pforten der altehrwürdigen Halle und begehren Einlass.

Das Kalkül, sie nur lange genug in der Kälte des Abends stehen zu lassen, geht nicht auf. Schließlich lässt man sie dann doch ein. Aber nicht im Pulk, sondern einen nach dem anderen. Und weil die AfD alle suspekten Besucher dann auch noch durch einen privaten Wachdienst einer peniblen Leibesvisitation unterzieht, verzögert sich der Beginn der Veranstaltung schließlich um eine halbe Stunde. Ohne dann jedoch auch nur annähernd nach Plan zu verlaufen.

Bereits der erste Redner, Spitzenkandidat Professor Jörn Kruse, sieht sich immer wieder mit Zwischenrufen, persönlichen Schmähungen („Nazi“) und Sprechchören konfrontiert. Nach zehn Minuten und mehreren Verwarnungen in Richtung Schwarzer Block ist die Geduld von AfD-Veranstaltungsmanager Detlef Ehlebracht erschöpft. Unter der dauerhaft tönenden Alarmsirene der Ebert-Halle und dem frenetischen Applaus der eingefleischten AfD-Anhänger, die nach einer Befragung beim „Warm-up“ sogar aus Saarbrücken und angeblich Australien angereist sind, lässt er die Störer von einem massiven Polizeiaufgebot aus dem Saal eskortieren.

Das Spektakel dauert schier endlos erscheinende 20 Minuten. Zeit genug, dass sich endlich auch Parteichef Professor Bernd Lucke und Mitstreiter Hans-Olaf Henkel einfinden können, die streikbedingt am Flughafen aufgehalten worden waren.

Dass die Atmosphäre hernach entspannter gewesen ist, lässt sich nicht wirklich behaupten. Als letzten Gruß zünden die Störer eine Stinkbombe mit Buttersäure. Chaotischer könnte das Wahlkampffinale der AfD in Harburg kaum verlaufen.