Kleine Anfrage der CDU ermittelt, wo Sexarbeit stattfindet.

Hamburg. Rund 2500 Prostituierte, etwa 1500 davon mit Migrationshintergrund, arbeiten nach Schätzung der Polizei aktuell in Hamburg. Doch kaum eine hat sich registrieren lassen. Das ergibt sich aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll (CDU). Lediglich 205 Prostituierte, darunter elf Männer, haben sich steuerlich angemeldet – und das oft nicht freiwillig, wie ein Insider verrät. „Prostituierte, die wegen Steuervergehen erfasst werden, wurden zeitweise zwangsangemeldet.“

Prostitution wird, so ergibt sich aus der Anfrage, in ganz Hamburg, insbesondere in 250 Modellwohnungen, 22 Clubs, 45 Steigen, vier Laufhäusern und sechs Stundenhotels ausgeübt. Schwerpunkte sind St. Pauli und St. Georg. Rund 1500 der 2500 überwiegend Frauen im Prostitutionsgewerbe haben Migrationshintergrund. Diese Tendenz, so die Erkenntnisse der Behörden, ist steigend. „Viele Frauen melden sich nicht als Prostituierte an, weil sie Nachteile für sich und ihre Familie befürchten“, heißt es beim Berufsverband Sexarbeit. „Sie sind beim Finanzamt als Personal Coach oder beispielsweise Wellness-Masseurin registriert.“ „Viele Frauen und auch die Zuhälter haben kein Inter-esse daran, dass sie Abgaben an den Staat zahlen“, sagt ein Behördenmitarbeiter.

„Die Antwort des Senats auf die Anfrage hat auch ergeben, dass insbesondere Modellwohnungen zum Teil kurzfristig eröffnet und schnell wieder geschlossen werden“, so Trepoll. Einen Überblick, wo in ihrem Bereich Prostitution ausgeübt wird, haben die meisten Bezirksämter nicht. Auch das ergibt sich aus der Antwort auf die Anfrage. Außerhalb des Bezirks Mitte sind den Bezirksämtern lediglich 90 Bordelle oder Modellwohnungen bekannt. Davon sollen sich sechs – darunter drei ungenehmigte – in Wohngebieten im Bezirk Eimsbüttel, zwei im Bereich Bergedorf und fünf im Bezirk Altona befinden. Das Harburger Bezirksamt meldet 68 Bordelle und Modellwohnungen.

CDU-Politiker Trepoll will Prostitution in Wohngebieten unterbinden

13 dieser Wohnungen in Harburg befinden sich genehmigungsfrei in Wohngebieten. Experten halten die Zahlen für unvollständig. „Nach unseren Erkenntnissen findet Prostitution im gesamten Stadtgebiet statt, und das einigermaßen gleich verteilt. Es gibt bekannte Clubs, die oft schon seit Jahrzehnten bestehen, und Modellwohnungen, von denen es Ende der 1990er-Jahre rund 900 gab“, so ein Beamter. „Gegenden, in denen sich Prostitution ballt, gibt es, ausgenommen St. Pauli und St. Georg oder rund um die Süderstraße, nicht. Wir haben aber immer wieder einzelne Gebäude, in denen mehrere Prostituierte arbeiten, die sich oft eine Wohnung teilen.“

CDU-Politiker Trepoll hält die Zahlen für alarmierend. „Insbesondere die Prostitutionsausübung in Wohngebieten sollte unterbunden werden. Das ist nur möglich, wenn die zuständigen Bezirksämter auch einen Überblick über die Situation haben und konsequent dagegen vorgehen. Das scheint nicht so zu sein.“