St.Georg. Die Interessengemeinschaft Steindamm ist alarmiert. Drogen, Alkohol, Sex – die Straße und der Hansaplatz in St. Georg verkommen, heißt es wie berichtet. In die Debatte hat sich jetzt Gudrun Greb von der Beratungsstelle Ragazza eingeschaltet. Sie warnt vor einer Kriminalisierung der Prostituierten. „Die Polizei verbreitet im Bereich des Hansaplatzes und am Steindamm Angst und Schrecken, um das seit 2012 existierende Kontaktverbot durchzusetzen“, sagt Greb, deren Beratungsstelle sich seit 22 Jahren um Prostituierte kümmert, die illegale Drogen konsumieren. „Seitdem es das Kontaktverbot gibt, ist der Druck für die Prostituierten sehr viel größer geworden. Sie werden regelrecht von der Polizei verfolgt.“ Allein im ersten Quartal 2014 wurden gegen 244 Freier, die gegen das Kontaktverbot verstoßen haben, Verfahren eingeleitet.

Wie berichtet, sehen Politik und die Interessengemeinschaft Steindamm im Zusammenhang mit der offenen Prostitution im Bereich Steindamm und Hansaplatz, sowie der sich ausweitenden Trinkerszene dringenden Handlungsbedarf. Es wird sogar von Seiten der IG geprüft, ob ein privater Sicherheitsdienst eingesetzt wird. Gudrun Greb dagegen fordert: „Das Kontaktverbot, das auch nicht zu einem Rückgang der Prostitution geführt hat, muss abgeschafft werden.“ Die Stadt, die Politik und die Beratungsstellen müssten sich an einen Tisch setzen, um eine Lösung zu finden. „Es muss ein Weg gefunden werden, dass die Prostitution hier nicht mehr kriminalisiert wird“, so Greb.

Unterstützung kommt von Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg: „Das Kontaktverbot muss überprüft werden. Es muss einen runden Tisch geben.“ Die SPD setzt weiter auf die Regelung: „Die Kontaktverbotsverordnung verfolgt im Grundsatz das richtige Ziel, nämlich gegen die dort verbotene Straßenprostitution vorzugehen“, sagte Innenexperte Arno Münster. Aufgrund der kurzen Geltungsdauer sei ein abschließendes Urteil über diese Regelung noch nicht möglich.

Weniger dramatisch sieht der Einwohnerverein St. Georg die Situation: „Wir wollen keinen Stadtteil, keinen Hansaplatz, der quasi als gesäuberte Visitenkarte firmiert, wir wollen vielmehr die Mischung, die ein Hauptbahnhofviertel nun einmal auszeichnet“, sagte der Vorsitzende Michael Joho. Und dazu gehörten auch die bettelnden und verarmten, sich prostituierenden, Drogen und Alkohol konsumierenden Menschen, so Joho.