Azubis sollen für Zimmer in Farmsen-Berne mehr als 29 Euro pro Quadratmeter zahlen – mit Bad auf dem Flur.

Hamburg. Die Stadt Hamburg stellt in Farmsen-Berne 60 neue Wohnplätze für Auszubildende zur Verfügung. Die Frage ist nur, welcher Lehrling sich das leisten kann: Das Internat des Berufsförderungswerks (BFW) an der August-Krogmann-Straße vermietet die möblierten 12,27 Quadratmeter großen Zimmer für 360 Euro warm. Das Bad befindet sich auf dem Flur, außerdem gibt es eine Gemeinschaftsküche.

Umgerechnet heißt das: Das BFW und dessen Gesellschafter, die Stadt, verlangen mehr als 29 Euro pro Quadratmeter. Kaum günstiger wird es, wenn die Auszubildenden sich in der Anlage für ein etwa 18 Quadratmeter großes Zimmer mit Bad inklusive entscheiden. Es kostet 400 Euro warm und damit mehr als 22 Euro pro Quadratmeter. Solche Preise werden selbst in Spitzenlagen mit Alsterblick nur äußerst selten verlangt.

Die Politik ist empört. „Das ist ein starkes Stück“, sagte der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Anjes Tjarks dem Abendblatt: „Ein Auszubildender mit 600 Euro Gehalt kann sich keine Wuchermiete von mehr als 29 Euro pro Quadratmeter leisten!“ Tjarks hatte die Preise durch eine Kleine Anfrage an den Senat ans Licht gebracht. Auch der Junge-Union-Landesvorsitzende Carsten Ovens übt Kritik: „Die geplanten Mieten sind ein schlechter Scherz und für Azubis kaum bezahlbar.“ Der SPD-Wirtschaftsexperte Hansjörg Schmidt räumt ein, dass es sich um eine „hohe Miete“ handele: „Deshalb kann dieses Angebot auch nur eine Übergangslösung sein.“

Die Sozialbehörde aber findet die Miete im BFW-Internat durchaus vergleichbar mit anderen Angeboten. Zudem sei das Angebot nur ein Baustein im Projekt Azubi-Wohnen, sagt Behördensprecher Marcel Schweitzer. Er verweist auf ein weiteres Vorhaben: Das Studierendenwerk werde zum Sommer hin jeweils insgesamt 70 Wohnplätze für Auszubildende für 283 Euro pro Monat anbieten.

Für das Berufsförderungswerk ist die Bereitstellung von Azubi-Wohnraum ein guter Deal: Bis zu 356.318 Euro wurden der BFW Vermittlungskontor GmbH für ihre Leistungen für einen Zeitraum von drei Jahren von der Stadt zugesagt. Das heißt: Für jeden Wohnplatz bezahlt die Stadt dem BFW fast 2000 Euro pro Jahr. Tjarks kritisiert: „Die Stadt lässt extrem hohe Mieten für Azubis zu, und zur Belohnung erhält das BFW dann noch je nach Belegung fast 360.000 Euro. Aber wofür?“ Laut Senat gehört zu den Leistungen unter anderem „Initiierung von gemeinsamen Treffen der Auszubildenden“.