Mit Charme, Gefühl und Kompetenz: In Altona hat die Firma Emma Peel ein neues Geschäftsmodell entwickelt. Mit erstaunlichem Erfolg.

Hamburg. Wenn Frauen exklusiv für Frauen arbeiten und das auch noch betonen, ist Vorsicht geboten. Denkt Mann. Doch beim direkten Kontakt mit den Emma Peel Immobilienfrauen am Eschelsweg in Nähe des Altonaer Bahnhofs werden Vorurteile schnell ad acta gelegt. Kompetenz und zielstrebiges Handeln schließen Esprit und menschliche Note nicht aus – ganz im Gegenteil.

„Die Idee unserer Firmengründung vor drei Jahren entstand aus dem Bedarf heraus“, sagt Geschäftsführerin Petra Krüger, 40, von Haus aus Architektin und Ingenieurin. Ungefragt beantwortet sie gleich zu Beginn die Mutter aller Fragen: „Frauen haben eine andere Sicht auf den Erwerb oder den Verkauf einer Immobilie als Männer. Sie haben eine andere Vision vom Leben darin, hängen mit ihrem Herzen daran, hegen den Wunsch nach einer bestimmten Ausstattung, Lage oder Größe – am besten alles gleichzeitig.“ Nicht dass Männer einen schlechteren Geschmack hätten, der Herr bewahre, nur sei dieser sachlicher und weniger emotional.

Passend zu dieser Erkenntnis wurde Emma Peel als Patin der Jungunternehmerinnen gewählt. Die Namensgeberin, eine intelligente, unabhängige und äußerst wehrhafte Ikone der 1960er-Jahre, erinnert an die Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Emanzipiert, humorvoll und entwaffnend charmant setzt sich die britische Agentin in der Männerwelt durch.

Eben dieses Ziel haben sich Petra Krüger und ihre Mitstreiterinnen im übertragenen Sinne gesetzt. Dazu gehören die Stadtplanerin Katja Ulbrich, 28, und die 46 Jahre alte Architektin Sibylle Kramer (SKA Architekten). Bei Bedarf wird auf ein eingespieltes Netzwerk aus Planerinnen und Juristinnen zurückgegriffen. Die Frauen huldigen dem Prinzip von Freiheit und Unabhängigkeit. Petra Krügers Credo: „Wir sind unabhängig von Banken und Maklern. Das gibt uns die Freiheit, objektiv zu beraten und individuelle Lösungen zu entwickeln.“ Immobilien würden „ganzheitlich“ betrachtet.

„Und wie geht das?“, fragt man sich. Die Antwort ist ein 980 Euro teures Beratungsmodul. Binnen drei Monaten kann die Kompetenz des gesamten Emma-Peel-Teams acht Stunden genutzt werden. Persönlich, telefonisch, schriftlich. Standortfaktoren, Objektbewertung, Bautechnik, Zeitplanung oder Genehmigungsrecht sind nur einige Stichworte aus viel mehr Möglichkeiten. Auch Begleitung bei Besichtigungen zählen zum Alltag, Messgeräte wie Feuchtigkeitsprüfer inklusive. Wer zusätzliche Beratung will, kann mehr buchen. Dieses Modell, sagen die Damen unisono, schaffe Klarheit und Transparenz. Irgendwelche Objekte aufschwatzen gilt nicht. Und das Festhonorar macht immun gegen Provisionen, die absolut tabu sind. Ein solches Geschäftsgebaren spricht sich herum. Nicht jedem Makler ist das geheuer. Und auch nicht jedem Bauherrn. Wobei letzterer Begriff in dieser Geschichte Bände spricht.

„Wir haben eine Marktlücke entdeckt“, sagt Petra Krüger, „und leben von Mundpropaganda.“ Die Mannschaft, die so natürlich nicht heißt, ist gut gebucht. Die Ladys verzichten auf konventionelle Werbung. Kundschaft soll durch Referate vor Frauen-Netzwerken oder Frauen-Finanzgruppen gewonnen werden. Einmal jährlich, aktuell wieder Ende Mai, steigt der Emma-Peel-Abend mit gut 100 Gästen an ausgefallenen Orten wie einem großen Gartenhaus in Eppendorf oder einem alten Eiskeller in Altona. Die Botschaft: Von der Stange ist hier gar nichts. Männer brauchen keineswegs vor der Tür zu stehen. Dennoch beträgt die Frauenquote im Kundenkreis über 90 Prozent.

Derzeit hat die Hamburgerin Catharina Jebe das Kompetenzteam Emma Peel mit einem Neubau am Mundsburger Damm beauftragt. Aus einem Erstkontakt wurde erheblich mehr. Weil auch Bauherrin Jebe weibliche Beratung frei von persönlichen Interessen zu schätzen weiß. Margrit Nitruch ist durch die Empfehlung einer Bekannten an das toughe Team aus Altona gekommen. Ihr Auftrag: Verkauf des Elternhauses. „Dabei geht es nicht nur ums Geschäft; es hängen auch viel Herz und Seele daran.“ Im Kontakt mit Emma Peel fühle sie sich gleichberechtigter und könne offener reden.

„Ich habe mich stark und persönlich beraten gefühlt“, bestätigt Meike Frers, Inhaberin einer PR-Agentur in Hamburg. „Die Frauen von Emma Peel haben verstanden, dass wir nicht nur eine neue Immobilie, sondern vielmehr ein Zuhause suchten.“ Lebensgefühl spiele eine bedeutende Rolle. Das wisse auch ihr Mann zu würdigen.

Offensichtlich ist ein sensibles Händchen für solche Ansprüche im Baugeschäft nicht immer Standard. „Emma Peels besonderer Nutzen für Frauen ist das Gegenüber mit Frauen, die die gleiche Sprache sprechen und sich in manche Gedanke, Gefühle und Bedenken von Frauen besser hineinversetzen können“, meint die Steuerberaterin Corinna Wiesemann. „Wohlfühlen im eigenen Zuhause, im Nest, hat für Frauen einen hohen Stellenwert“, ergänzt Friederike von Ehren vom gleichnamigen Pflanzenhandel und ebenfalls Mitglied im Frauen-Netzwerk Hanseatic Council Club. „Fachleute wie Petra Krüger von Emma Peel verbinden dieses Wissen auf angenehme Weise mit technischem Know-how.“

Zwei Stunden in Emma Peels Kontor in einem früheren Fabrikgebäude, in dem heute Kreativbüros zu Hause sind, klingen fröhlich aus. „Letztlich geht es um Vertrauen und Intuition“, sagt Petra Krüger. Gut 100 Kundinnen hat ihr Team im vergangenen Jahr beraten. Das Geschäft läuft gut, sagt sie. Auch ohne John Steed, Emma Peels kongenialen Partner in der legendären Fernsehserie. 161 Folgen gab es, stets mit Happy End.