Dirk Möhrle, Sohn des langjährigen Eigners Peter Möhrle, verstärkt Konsortium um Dortmunder Baumarktkette Hellweg. Wie Max Bahr kann auch Hellweg auf eine lange Tradition als Familienunternehmen zurückblicken.

Hamburg. Es war kein schöner Abgang für Dirk Möhrle, damals im Jahr 2004. Ausgerechnet im 125. Jahr des Bestehens der traditionsreichen Hamburger Baumarktkette Max Bahr hatte sich der Junior mit seinem Vater und Firmenpatriarchen Peter Möhrle über den weiteren Kurs des Unternehmens zerstritten.

Nach den Meinungsverschiedenheiten zog sich der Sohn überraschend von der Unternehmensspitze zurück. Der Vater installierte familienfremde Manager und trieb in der Folge den Verkauf des Unternehmens an den Konkurrenten Praktiker voran. Eine Entwicklung, die letztlich in einer schweren Krise und der Insolvenz der einst soliden Kette endete.

Nun aber ist der Ex-Chef und einstige Mitinhaber des Unternehmens wieder da. Wie Dirk Möhrle dem Abendblatt bestätigte, verstärkt der 49-Jährige das Konsortium um den Dortmunder Baumarktbetreiber Hellweg und die Familie Trautwein, die hinter dem Einkaufsbüro deutscher Eisenhändler (EDE) steht.

Gemeinsam wollen die drei Interessenten einen möglichst großen Anteil von Max Bahr übernehmen. Zum Verkauf stehen einerseits die 78 Bestandsmärkte von Max Bahr, sowie rund 50 weitere ehemalige Praktiker-Filialen, die der Konzern noch vor der Pleite auf das Konzept der Hamburger Tochter umgestellt hatte.

„Vor Jahren haben mein Vater und der Rest der Familie die Zuversicht verloren, das Unternehmen weiter führen zu können. Jetzt bietet sich die einmalige Gelegenheit, Max Bahr zusammen mit kompetenten Partnern wieder neu aufzustellen“, sagte Möhrle.

Das Engagement des Ex-Chefs von Max Bahr kommt überraschend. Eigentlich hatte sich Dirk Möhrle nämlich komplett aus dem Baumarktgeschäft verabschiedet und die Möhrle Group in Berlin gegründet, die sich mit Immobilienprojekten beschäftigt. Zudem war der Unternehmer im Januar dieses Jahres beim Hamburger Wirtschaftsmagazin Impulse eingestiegen.

Mit seinem Vater Peter Möhrle, der Max Bahr einst zu einer der größten Baumarktketten Deutschlands ausbaute, hat sich der Sohn nicht abgestimmt. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen handelt es sich um ein Einzelengagement.

Im Bieterkonsortium sieht sich Dirk Möhrle in der Rolle eines Minderheitsgesellschafters. Sollte die Gruppe tatsächlich den Zuschlag für Max Bahr bekommen, strebe er keine Rückkehr in die Geschäftsführung an, betonte der Ex-Chef. Er werde aber gern seine früheren Erfahrungen in der Branche als Berater einbringen.

Wichtig dürfte Möhrle auch als Geldgeber sein, da die Dortmunder Kette Hellweg finanziell allein kaum in der Lage ist, den Konkurrenten Max Bahr zu übernehmen. Mit 92 Hellweg-Baumärkten und 56 Filialen der gerade erst übernommenen Kette BayWa kam das Unternehmen im vergangenen Jahr auf einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Vom Filialnetz und der Strategie her passen Hellweg und Max Bahr durchaus zusammen. Während die Dortmunder vor allem im Ruhrgebiet und in Süddeutschland stark vertreten sind, ist Max Bahr traditionell besonders im Norden aktiv, es gibt daher kaum Überschneidungen der Filialnetze. Mit einer Schließung von Märkten ist vor diesem Hintergrund daher eher nicht zu rechnen.

Wie Max Bahr kann auch Hellweg auf eine lange Tradition als Familienunternehmen zurückblicken. Noch heute wird die 1971 gegründete Kette von dem Inhaber Reinhold Semer und seinem Sohn Christoph geführt. Ähnlich ist auch die Ausrichtung der Märkte auf ein höherwertiges Sortiment und einen umfassenden Service. Mit den eher discountorientierten Praktiker-Märkten („20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“) hat es solche Übereinstimmungen in der Vergangenheit hingegen nie gegeben.

Ob das Konsortium um Hellweg, Trautwein und Möhrle am Ende allerdings wirklich den Zuschlag für Max Bahr bekommt, ist derzeit noch völlig offen. Der wichtigste Konkurrent ist die Handelskette Globus, die Max Bahr auch als Paket übernehmen will und deren Filialnetz sich ebenfalls mit dem der Hamburger gut ergänzen würde.

Neben diesen strategischen Investoren aus der Branche gibt es noch eine Reihe von Finanzinvestoren, die ihr Interesse an Max Bahr signalisiert haben, denen aber nach dem derzeitigen Stand des Verfahrens nur noch geringe Chancen für einen Einstieg eingeräumt werden. Offiziell hatten die Insolvenzverwalter von mehreren Angeboten für Max Bahr gesprochen, weshalb sie gute Chancen sehen, die Arbeitsplätze und Standorte der Kette zu sichern.