Zahl der Veranstaltungen geht zurück. Konkrete Kostenschätzung erst Mitte August

St. Pauli. Das Congress Center Hamburg, besser bekannt als CCH, feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Der in die Jahre gekommene Gebäudekomplex wurde im April 1973 eröffnet. Doch einen Grund zum Feiern haben die Verantwortlichen bei der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) eigentlich nicht. Die Zahlen werden Jahr für Jahr schlechter. Aus der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft, die dem Abendblatt vorliegt, geht hervor, dass es im vergangenen Jahr insgesamt 245 Veranstaltungen im CCH gab. Davon waren 156 Tagungen und Kongresse sowie 89 gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 gab es noch insgesamt 371 Veranstaltungen, davon waren 239 Tagungen und Kongresse.

Dass die Zahl der Buchungen zurückgeht, dürfte auch am baulichen Zustand des Kongresszentrums liegen. Deshalb soll die Immobilie revitalisiert werden. Der Beginn der Sanierung ist für den 1. Januar 2017 geplant. Bis Ende 2018 sollen die Bauarbeiten dauern und das CCH geschlossen bleiben. Der Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks kritisiert: „Es ist seit Jahren bekannt, dass das CCH dringend saniert werden muss. Dass jetzt für die Planungen noch einmal knapp vier Jahre kalkuliert werden, bevor es richtig losgeht, ist nicht mehr nachvollziehbar.“

Aber Bernd Aufderheide, Chef der Hamburg Messe und Congress GmbH, verteidigt den Zeitplan: „Das CCH ist eines der am besten gebuchten Kongresszentren Deutschlands. Wir haben zum Teil langfristige Verträge mit unseren Kunden. Die benötigen Planungssicherheit.“ Außerdem sagt Messechef Aufderheide: „Das CCH ist ein elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells der Hamburg Messe und Congress GmbH. Seit 40 Jahren nutzen wir erfolgreich die Synergien mit dem Messegeschäft.“ Deshalb freue sich die HMC auch über die hohe Zustimmung, die es in der Stadt für eine Revitalisierung gibt, so Aufderheide weiter.

Wie teuer die Sanierung wird, weiß die Stadt offensichtlich selber noch nicht. Mal ist die Rede von 100 Millionen Euro, inzwischen wird sogar über 200 Millionen Euro spekuliert. Doch das soll sich schon bald ändern: Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde: „Der Senat wird sich am 13. August mit der Revitalisierung des Senats beschäftigen. Dann wird auch eine konkrete Kostenschätzung vorliegen.“ Fest steht bislang nur: Allein für die Planungskosten sind 12,5 Millionen Euro vorgesehen. Bekannt ist auch: Das 40 Jahre alte Vorfahrtsbauwerk an der Marseiller Straße muss erneuert werden. Dafür veranschlagt der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer immerhin 30 Millionen Euro.

In der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft heißt es: Das Vorfahrtbauwerk weise einen hohen Instandsetzungsstau auf. Die Dichtungen zwischen den unterschiedlich großen Betonteilen der Decke, der Belag auf dem Vorplatz sowie die Beleuchtung und Schallschutzdecke der unteren Ebene 1 müssen saniert werden. Außerdem müsse die Tunneldurchfahrt von der Marseiller Straße zum Dammtorbahnhof nach „europäischen Sicherheitsvorgaben“ nachgerüstet werden.

Mit der Revitalisierung soll auch der Platz vor dem Kongresszentrum umgestaltet und künftig barrierefrei erreichbar sein. Der Ostteil des Altbaus inklusive des Saals 2 soll abgerissen werden. Hier sollen neue Tagungs- und Ausstellungsflächen errichtet werden.

Das 1973 eröffnete CCH war viele Jahre lang ein wichtiger Ort für glamouröse Events, wie zum Beispiel der Musikpreisverleihung Echo. Auch Stars wie Liza Minnelli , Bob Dylan oder Howard Carpendale waren hier zu Gast und begeisterten ihr Publikum. Die Legenden der 1970er- und 1980er-Jahre spielten hier. In Hamburg wurde der Erfolg eines Künstlers daran abgelesen, wie oft er das CCH füllen konnte. Aber nicht nur musikalisch wurden im 1970er-Jahre-Design Akzente gesetzt, auch der Autokonzern VW hielt hier jahrelang seine Hauptversammlung ab. Doch auch das ist Geschichte: Die Buchung des CCH für den April 2013 wurde von dem Unternehmen Ende August 2012 storniert. VW hat sich für die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover als neuen Tagungsort entschieden. Dadurch gehen dem CCH Einnahmen von rund 1,25 Millionen Euro zuzüglich Mehrwertsteuer verloren.

Nach der Sanierung will das CCH mehr Geld verdienen. In der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft heißt es, dass die Preise wegen der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit nach der Revitalisierung des CCH um zehn Prozent erhöht werden können.