200 Millionen Euro im Gespräch. Grüne werfen Senat Fehler wie bei Elbphilharmonie vor

Hamburg. Auf Hamburg kommt ein neues Großprojekt zu: Das marode Congress Center Hamburg (CCH) am Dammtor, 1973 eröffnet, wird grundlegend saniert und modernisiert. Die Bauarbeiten sollen im Januar 2017 beginnen und zwei Jahre dauern. Das geht aus einer Senatsdrucksache hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Das CCH, das sich im städtischen Besitz befindet, soll während des Umbaus geschlossen bleiben. Wie teuer es am Ende werden wird, weiß offenbar noch niemand – aber allein für die Planungskosten hat die Wirtschaftsbehörde bereits 12,5 Millionen Euro eingeplant.

Eine Expertenkommission der Stadt hatte sich monatelang mit der Zukunft des 40 Jahre alten Gebäudes befasst – und war zu einem eindeutigen Urteil gekommen. In einer Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft, die bislang noch nicht versendet wurde, heißt es: „Die technische Gebäudeausstattung des Altbaus ist weitgehendst abgenutzt oder veraltet und muss erneuert werden.“ Besonders alarmierend: „Der technische Zustand des Altbaus würde auf längere Sicht einen weiteren Betrieb des CCH nicht mehr zulassen, weil die notwendige Betriebssicherheit nicht mehr gegeben wäre.“

Die Opposition warnt vor einer Kostenexplosion. Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks: „Der Senat plant offenbar, die Sanierung des CCH voranzutreiben, ohne auch nur ansatzweise die Gesamtkosten zu benennen.“ Das sei ein Vorgehensmuster, das „wir aus leidvollen Erfahrungen mit anderen Großprojekten wie die Elbphilharmonie kennen“. Erst schaffe man scheibchenweise Fakten, dann komme das dicke Ende am Schluss, kritisierte der Grünen-Politiker.

Auch der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Wankum, der Mitglied im Wirtschaftsausschuss ist, übt Kritik: „Dass die Stadt die Sanierung des CCH plant, ohne eine Vollkostenaufstellung vorzulegen, ist bedenklich. Bei einem solchen Großprojekt, muss im Vorfeld absolute Kostensicherheit gewährleistet sein.“

Die letzte Kostenschätzung für eine Sanierung stammt aus dem Jahr 2008, damals waren 100 Millionen Euro im Gespräch. Inzwischen wird über 200 Millionen Euro spekuliert. In der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft ist zwar eine Tabelle zu finden, in der es um die Kosten geht, doch in dieser sind keine Zahlen eingetragen.

SPD-Wirtschaftsexperte Jan Balcke räumt ein: „Natürlich ist es wichtig, dass hier schnellstmöglich die Gesamtkosten für die Revitalisierung ermittelt und genannt werden.“ Es sei aber gut, dass die Stadt jetzt handele und die Planungen für die dringend notwendige Sanierung vorantreibe. „Ansonsten kann das CCH im Wettbewerb mit anderen internationalen Kongressstandorten nicht mehr mithalten.“

Der FDP-Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth fordert: „Die Sanierung des CCH darf nicht den Steuerzahler belasten, sondern sollte von privaten Investoren übernommen werden.“ Dies würde bedeuten, dass ein Unternehmen das CCH kauft, saniert und an die Stadt zurückvermietet. Doch dafür sei natürlich zunächst eine genaue Berechnung der Kosten notwendig, so Kluth. Auch die Stadt prüft diese Option – eine Entscheidung gibt es aber noch nicht.