Für die einen Sanierer, für andere Symbol des Niedergangs der Bank: Prozess gegen Ex-HSH-Chef Nonnenmacher beginnt. Die Anklage wirft dem Vorstand schwere Versäumnisse vor.

Hamburg. Der hünenhafte Mann mit den straff zurückgekämmten Haaren zwängt sich am Publikum vorbei in den überhitzten Gerichtssaal: Dirk Jens Nonnenmacher, Ex-Vorstandschef der HSH Nordbank. Für die einen der Sanierer der Bank, für die anderen eine Symbolfigur ihres Niedergangs. Zuletzt forderte der frühere Aufsichtsratschef der Nordbank, Hilmar Kopper, in der „Zeit“ sogar, dem 50-Jährigen „ein Denkmal“ zu setzen. Nonnenmacher habe „die Bank gerettet“.

Wenn der Mathematikprofessor Nonnenmacher sich etwas vorzuwerfen hat, dann lässt er es sich nicht anmerken. Betont lässig schlendert der Banker, der als „Dr. No“ unterzeichnete, kurz vor Prozessbeginn durch Saal 300. Nonnenmacher lächelt, spricht mit seinen Verteidigern und begrüßt einige seiner Ex-Kollegen aus dem HSH-Vorstand, die nach und nach den Saal betreten, mit Handschlag: Hans Berger, Joachim Friedrich, Hartmut Strauß, Peter Rieck und Bernhard Visker.

Seit Mittwoch steht die Ex-Führungselite der Bank wegen Untreue in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht. Zur Tatzeit war Nonnenmacher noch einfaches Vorstandsmitglied, erst im November 2008 wurde er Vorstandsvorsitzender. Er und Friedrich müssen sich überdies wegen Bilanzfälschung verantworten. Alle Angeklagten, die bislang beteuerten, stets gewissenhaft gehandelt zu haben, schweigen zu den Vorwürfen. Im weiteren Verlauf will sich aber zumindest Hans Berger zur Sache einlassen.

+++ Dossier zum Prozess +++

Laut Staatsanwaltschaft sollen sich die Angeklagten trotz der globalen Finanzkrise 2007 auf ein riskantes Kreditgeschäft unter dem Namen Omega 55 eingelassen und der Bank damit einen Verlust von mehr als 158 Millionen Euro beschert haben. Ziel sei es gewesen, die Eigenkapitalquote vor dem geplanten Börsengang nach oben zu treiben. Für den Schaden müssen letztlich die Steuerzahler der HSH-Anteilseigner Hamburg und Schleswig-Holstein geradestehen.

Die Anklage wirft dem Vorstand schwere Versäumnisse vor. „Die Zeit für eine gewissenhafte Risikobewertung war unangemessen kurz“, sagte Staatsanwalt Karsten Wegerich. Die Angeklagten hätten auf der Grundlage ihrer Unterlagen die Chancen und Risiken gar nicht abwägen können. „Omega 55“ habe zudem im Widerspruch zum im August 2007 erklärten Verzicht des früheren Vorstands auf derart unwägbare Geschäfte gestanden. Zudem wird Nonnenmacher und Friedrich zur Last gelegt, sie hätten den Deal falsch verbucht und im Quartalsbericht 2008 einen Überschuss von 81 Millionen Euro statt eines Verlustes von 31 Millionen Euro ausgewiesen. Die Angeklagten, so Wegerich, seien „den Anforderungen nicht gerecht geworden“, hätten „bewusst gegen ihre Prüfungspflichten verstoßen“ und ein „unüberschaubares Risiko“ billigend in Kauf genommen.