Weltkongress gilt als wirtschaftlicher Erfolg. Geführte Shoppingtouren wurden gern angenommen. Eine Chance wurde allerdings vertan, wie einige Kritiker noch hinter vorgehaltener Hand sagen.

Hamburg. Die Stadt war rappelvoll. Überall Menschen mit Stadtplan oder Einkaufsratgeber in der Hand. Auf dem Jungfernstieg und dem Gänsemarkt wurde in den vergangenen Tagen vor allem Englisch gesprochen. Die 23.000 Teilnehmer des Lions-Weltkongresses fühlten sich in Hamburg wohl. „Die Hamburger sind sehr nett“, sagte Hella McAdam, die aus Australien in die Hansestadt gekommen war.

Auch die Erwartungen der Stadt an den Kongress haben sich offenbar mehr als erfüllt: Nach ersten Schätzungen haben die Lions mehr als 40 Millionen Euro in der Hansestadt ausgegeben – in den Hotels, den Restaurants und Bars, in den Theatern und vor allem natürlich in den Geschäften. Die 72 Kongresshotels, die besten Herbergen in der Stadt, waren fast zu 100 Prozent ausgelastet. Auch das Taxigewerbe profitierte nach eigenen Angaben deutlich durch Mehreinnahmen.

Der Einzelhandel rüstete während der Lions Convention auf. In der Innenstadt hatten die Läden Aufkleber („Welcome Lions!“) in ihren Fenstern, Görtz dekorierte sogar sein Schaufenster in Lions-Optik. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die vom City Management angebotenen, geführten Shoppingtouren in ausgewählte Geschäfte wurden von den Gästen gern angenommen. Auch die zahlreichen Ausflugsangebote, die die Teilnehmer buchen konnten, waren begehrt. Vor allem Kunden aus China, der USA und der Schweiz haben die Einkaufsangebote reichlich genutzt. Das hat sich auch für die Stadt gelohnt, die die Veranstaltung mit drei Millionen Euro bezuschusst hat, davon 1,5 Millionen Euro direkt aus Haushaltsmitteln.

Eine Chance wurde allerdings vertan, wie einige Kritiker noch hinter vorgehaltener Hand sagen: Viele Lions seien verwundert gewesen, dass die Geschäfte in der Innenstadt am Sonntag geschlossen blieben. Bei einem verkaufsoffenen Sonntag hätten die Kassen in Hamburg mit Sicherheit noch häufiger geklingelt.

Doch die finanziellen Vorteile für die Hamburger Wirtschaft sind nur eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig ist, dass die Hansestadt als Reise- und Tagungsziel in Übersee bekannter wird. „Die Lions Convention ist Gold wert für die Zukunft der Stadt und eine hervorragende Visitenkarte“, sagt Dietrich von Albedyll, Chef von Hamburg Marketing und Hamburg Tourismus. „Nach meiner Erfahrung hat jeder der Tausenden ausländischen Besucher, der erstmals nach Hamburg kommt, beste Eindrücke von unserer Stadt und gibt diese in seinem Heimatland an Freunde weiter.“

Hamburg hätte gezeigt, dass die Stadt in der Lage sei, die logistische Herausforderung einer derart großen Veranstaltung zu bewältigen. „Ich bin mir sicher, dass dies dazu führt, dass die Stadt in Zukunft weitere große Kongresse bekommt“, so von Albedyll.

Die Laune der Gäste gesteigert hat auch ein „Geo“-Heft als Gastgeschenk. Darin wird Hamburg in englischer Sprache von seinen besten Seiten präsentiert. Auch die Hamburg Messe hat profitiert und konnte ihre Bekanntheit steigern. Das sei wichtig für die Stadt, denn die Konkurrenz im Kongress- und Messegewerbe sei sehr groß. Allein durch die nationalen und internationalen Kongresse im CCH werden übrigens laut einer Studie des Münchner Ifo Instituts schon jetzt rund 1800 Arbeitsplätze gesichert. Rund 250.000 Übernachtungen können die Hotels jährlich allein durch Kongresse und Tagungen verzeichnen.

Selbst Hotels, die keine „Löwen“ zu Gast hatten, können zufrieden sein. „Wir haben ja noch den normalen Tourismus. Die Häuser in Hamburg sind nahezu ausgebucht, wir müssen manche Besucher schon im Umland unterbringen“, sagt von Albedyll. Gerade die Tatsache, dass viele Lions aus Übersee gekommen sind, könnte dazu führen, dass die Stadt auch international mehr beachtet wird. Zwar liegt Hamburg mit 10,6 Millionen Übernachtungen in 2012 noch vor Amsterdam auf dem zehnten Platz der beliebtesten Ziele für Städtereisen in Europa. Doch es kommen noch immer zu wenig Touristen aus dem Ausland.

Gerade in Übersee ist Hamburg als Reiseziel noch kaum bekannt. Das könnte sich durch Lions ändern. „Schließlich sind die Teilnehmer des Kongresses in der Regel Entscheidungsträger“, sagt Albedyll und hofft, dass künftig auch Lions Hamburg als Tagungsort für Veranstaltungen im Visier haben werden. „Das Fernsehen hat über die Veranstaltung berichtet, auch im Ausland. Das hat eine internationale Ausstrahlung“, hofft von Albedyll.

Der internationale Kongress sei einer von vielen Bausteinen die sich positiv auf das Image Hamburgs auswirken können. Langfristig könnte sich dieser Weltkongress auch für die hamburgische Wirtschaftsförderung auszahlen, etwa wenn internationale Unternehmen neue Standorte suchen.