Hamburg muss sein Potenzial noch besser nutzen

Hamburg kann Metropole. Das hat die Stadt in diesem Jahr bereits zweimal bewiesen. Im Mai kamen mehr als 130.000 Besucher zum 34. Evangelischen Kirchentag. Die Menschen sangen und diskutierten, zogen friedlich-freundlich durch die Straßen, bedankten sich höflich bei hilfsbereiten Hamburgern und ließen die Stadt wegen der Kirchentags-Schals blau leuchten.

Und in den vergangenen fünf Tagen klappte der Weltkongress der Internationalen Lions Clubs wie am Schnürchen. Die Bilanz verzeichnet ausgebuchte Hotels, zufriedene Einzelhändler, Gastronomen und Taxifahrer sowie begeisterte Gäste.

Schade nur, dass viele Hamburger von beiden Events nichts mitbekamen. Während des Kirchentages machten sie Maiferien, jetzt sind sie im Sommerurlaub. Sonst hätten sie gemerkt, dass ihre Heimatstadt auch international ist. Oder sagen wir lieber: Auf dem Weg dorthin ist. Dass am Sonntag alle Geschäfte in der Innenstadt geschlossen waren, haben die Gäste aus Übersee, aber auch Großbritannien oder Polen erstaunt zur Kenntnis nehmen müssen. In ihren Heimatländern darf man am siebten Tag der Woche nach dem Kirchgang einkaufen gehen. Da hätte Hamburg trotz Sommerferien einen verkaufsoffenen Sonntag einplanen sollen und weitere Einnahmen verzeichnen können.

Dass bei beiden Veranstaltungen das Wetter mitspielte und Bilder der strahlend-sonnigen Hansestadt mit klarem blauen Himmel um die Welt gingen, ist ein glücklicher Zufall. Den aber sollten jetzt die Marketing-Strategen und Tourismus-Experten intensiv nutzen. Sie müssen Hamburg auf der Karte der attraktiven internationalen Ziele verorten. Die Stadt ist mehr als Musicals mit deutschen Texten.

Die Hansestadt ist das Tor zur Welt, aber dann sollte die Welt uns auch besuchen kommen. Einen arbeitenden Hafen mitten in der Stadt haben weder London noch New York zu bieten. Ein See zum Segeln im Zentrum findet sich weder in Paris noch in Rom. Und eine HafenCity entsteht weder in München noch in Heidelberg. Die Menschen aus aller Welt müssen es nur erfahren.