Zwei Gemeinden aus Borgfelde rufen zu Spenden für die libyschen Flüchtlinge in Hamburg auf. Afrikaner, die nach eigenen Angaben aus Libyen geflohen waren, leben derzeit über die Stadt verteilt.

Hamburg. Die christliche und die muslimische Gemeinde in Borgfelde haben sich in ihrer Hilfe für die in Hamburg lebenden afrikanischen Flüchtlinge eng zusammengetan. Kurz vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan am 9.Juli habe man jetzt sogar einen gemeinsamen Spendenaufruf gestartet, sagte Kay Kraak, evangelischer Pastor der Gemeinde St.Georg-Borgfelde. Im Ramadan würden sich die Muslime in besonderer Weise auf die Solidarität mit hilfsbedürftigen Menschen besinnen.

Seit zwei Monaten bietet die afrikanische „Moschee der Barmherzigkeit“ (Masjid Rahma) den Männern täglich Frühstück und eine warme Mahlzeit am Nachmittag an. Die African Christian Church (im Afrikanischen Zentrum Borgfelde) kocht seit vier Wochen dienstags und sonnabends im Café Mandela warme afrikanische Mahlzeiten und stellt die Erlöserkirche Borgfelde für Besprechungen der Flüchtlinge zur Verfügung. Eine wachsende Zahl an afrikanischen und deutschen Unterstützern schließe sich diesem Engagement als Köchinnen, Berater und Seelsorger an, so Kraack.

Gemeindemitglieder der Moschee haben dem Pastor zufolge in den vergangenen Wochen bereits rund 15.000 Euro private Spenden aufgebracht. Da die Moscheegemeinde selber für ihre Arbeit auf Spenden ihrer Mitglieder angewiesen ist, bringe sie diese Doppelbelastung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Daher rufen sie nun erneut zu Spenden auf. Die Verwendung der eingehenden Gelder werden von African Christian Church, Masjid Rahma und der Kirchengemeinde St.Georg-Borgfelde gemeinsam verantwortet. Informationen zum Verwendungszweck werden unter anderem auf der Facebook-Seite www.facebook.com/AfrikaZentrumHH veröffentlicht.

Die Verhandlungen über die von den Libyen-Flüchtlingen geforderte Perspektive in Deutschland sind ins Stocken gekommen: Die Hamburger Innenbehörde hält daran fest, jeden Einzelfall prüfen zu wollen. Das lehnen diese derzeit ab und fordern eine gemeinsame Lösung aufgrund von Paragraph 23 des deutschen Aufenthaltsgesetzes. Danach könnte bestimmten Ausländergruppen aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Diese Entscheidung liegt jedoch offenbar nicht in der Hand des Hamburger Senats – die Anordnung kann nur im Einvernehmen mit dem Bundesinnenministerium getroffen werden. Berlin jedoch bezieht sich klar auf das Dublin-III-Abkommen, nach dem das EU-Ankunftsland für die Flüchtlinge zuständig ist.

Die Afrikaner, die nach eigenen Angaben aus Libyen geflohen und über Italien nach Hamburg gekommen waren, leben derzeit über die Stadt verteilt. Insgesamt sollen es nach Angaben der Gruppe etwa 300 sein. 70 von ihnen kommen über Nacht in der St.Pauli Kirche unter. Einzelne Flüchtlinge sind in kleinen Kultureinrichtungen und bei Privatpersonen untergeschlüpft. Andere leben nach wie vor auf der Straße. Eine zentrale Anlaufstelle ist ein Info-Zelt nahe dem Steindamm am Hauptbahnhof.