Islamische Gemeinde kauft die Kapernaumkirche in Horn. Muslime wollen um Vertrauen werben. “Aus dem Gotteshaus wird wieder ein Gotteshaus.“

Hamburg. Nein, Minarette seien nicht geplant. Von außen soll die Kapernaumkirche in Horn eine Kirche bleiben, sagt Daniel Abdin, Vorstandsvorsitzender der islamischen Al-Nour-Gemeinde. Nur innen wollen die neuen Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes umdekorieren. "Ein Mihrab muss sein", sagt Abdin. Die islamische Gebetsnische gibt in einer Moschee traditionell die Richtung vor. Aber, und das sei ihm wichtig: "Aus dem Gotteshaus wird wieder ein Gotteshaus."

Abdin ist selbst erstaunt, wie viele Spender sich am Kauf der 2002 entwidmeten ehemaligen evangelischen Kirche beteiligt haben. Bereits im Dezember konnte die Gemeinde den Kaufpreis - einen sechsstelligen Betrag - begleichen. "Und es haben nicht nur Muslime gespendet", sagt er. Auch deshalb verstehe er nicht, weshalb es Kritik an der Umwandlung der Kirche zur Moschee geben soll: "Unsere Gemeinde setzt sich für den Dialog der Religionen ein. Hamburg ist eine einmalige, weltoffene Stadt." Wo sei das Problem? Als Vorsitzender des Rates der islamischen Gemeinschaften in Hamburg habe er schließlich den deutschlandweit ersten Staatsvertrag zwischen Stadt und Muslimen mit unterschrieben. Nun soll auch von der neuen Moschee ein sichtbares und inhaltliches Signal ausgehen. "Für eine offene Gesellschaft, deren Teil wir sind", sagt Abdin.

Dem Vorstandsvorsitzenden sei klar, dass seine Gemeinde das Haus nach den 2007 erlassenen Leitlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht direkt von dieser hätte kaufen können. Seitdem werden Kirchen nicht mehr an nicht christliche Organisationen veräußert. Insofern sei es ein Glücksfall gewesen, dass seit 2005 ein Hamburger Kaufmann Besitzer der Immobilie war. Er habe das Grundstück dreigeteilt. Auf einem Teil entstanden Seniorenwohnungen, auf dem anderen Pflegeeinrichtungen. Und weil aus einer geplanten Kita in der Kirche nie Wirklichkeit wurde, kam nun die islamische Gemeinde zum Zug.

"Wir wissen, dass wir jetzt auch in der Bringschuld stehen, Vertrauen zu schaffen", sagt Abdin. "Aber wir machen ja keinen Supermarkt aus dem Gebäude." Das Haus stehe nach der Eröffnung allen offen. Um prophylaktisch Berührungsängste abzubauen, plant Abdin eine Informationsveranstaltung Ende Februar/Anfang März. Am bisherigen Gebetsraum, einer Garage in St. Georg, wolle Al-Nour trotz der neuen Moschee festhalten.

Die Kapernaumkirche wurde 1961 nach Plänen des Hamburger Architekten Otto Kindt geweiht. Turm und Kirchenschiff bestehen aus einer Mischung rautenförmiger Betonelemente mit klassischen Ziegelsteinen. Von Kindt stammen auch die Dänische Seemannskirche im Portugiesenviertel und die U-Bahn-Haltestelle Messehallen.