Kultusminister vereinbaren einheitliche Standards in drei Fächern. Die ersten Abi-Prüfungen nach dem neuen Verfahren wird es 2017 geben.

Hamburg. Die Abiturprüfungen in Deutschland sollen überall gleich schwer werden. Die Kultusminister und Schulsenatoren der 16 Länder haben nach fünfjährigem Vorlauf auf ihrer Herbstsitzung in Hamburg die Einführung von einheitlichen Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife beschlossen. Die verbindlichen Vorgaben gelten vom Schuljahr 2014/15 an zunächst für die Fächer Deutsch, Mathematik sowie Englisch oder Französisch als erster Fremdsprache.

Die ersten Abi-Prüfungen nach dem neuen Verfahren wird es 2017 geben. Die Kultusministerkonferenz (KMK) will darüber hinaus bundesweite Standards auch für die naturwissenschaftlichen Fächer beschließen - voraussichtlich 2013 oder 2014.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD), derzeit Präsident der KMK, sprach von einem "großen Schritt für das deutsche Schulwesen", der so vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten wurde. "Wir schaffen für das Abitur in zentralen Fächern die gleichen Leistungsanforderungen und sorgen für mehr Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern", sagte Rabe. "Dieser richtige Schritt zeigt, dass Bildungsföderalismus auf qualitätvolle Art funktioniert", sagte die hessische Kultusministerin Nicola Beer (FDP).

Herzstück der KMK-Einigung wird ein sogenannter Aufgabenpool für jedes Fach mit wissenschaftlich überprüften und gleich schweren Themenstellungen sein. "Für jede Aufgabe wird es eine Art Beipackzettel zur Bewertung geben", sagte Rabe. Die konkreten Definitionen der Leistungsanforderungen für die einzelnen Noten schafften "große Verlässlichkeit".

Auf eine Pflicht der Länder, nur Aufgaben aus dem Pool bei den Abi-Prüfungen zu verwenden, hat sich die KMK jedoch nicht verständigt. "Sich aus dem Aufgabenpool zu bedienen, ist freiwillig - wie alles in der Kultuspolitik", sagte Rabe. Der Senator will aber in Hamburg die länderübergreifenden Themen verpflichtend einführen.

Und Hamburg geht sogar voran: Zusammen mit Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen die Hamburger einheitliche Prüfungsthemen in den Kernfächern schon 2014 einführen. Die Vorarbeiten laufen bereits seit 2011 und waren unter Rabes Vorgänger Dietrich Wersich (CDU) begonnen worden.

Die bundesweit einheitlichen Bildungsstandards führen nicht zu einem Zentralabitur. Eine zentrale Prüfung an einem Tag scheitert schon an den unterschiedlichen Prüfungs- und Ferienzeiten in Deutschland. Die KMK hat sich aber auch aus inhaltlichen Gründen gegen ein Zentralabitur entschieden. "Die Qualität von Bildung hängt nicht davon ab, dass alle Schüler dasselbe Gedicht in der Abi-Prüfung interpretieren", sagte die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD).

"Aber man darf sagen, dass das Bildungssystem zusammenwächst", betonte Rabe. Trotzdem: Auch wenn die Abiturprüfungen in Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache angeglichen werden, umfassen sie nur rund 15 Prozent der Abitur-Durchschnittsnote. Allerdings beschreiben die KMK-Bildungsstandards auch detailliert, was in der gymnasialen Oberstufe gelernt werden muss, und enthalten erstmals Lernaufgaben, mit denen der jeweilige Leistungsstand überprüft werden kann.

Dabei beschreiben die Bildungsstandards die Kompetenzen, die Schüler erwerben sollen, und verzichten zum Beispiel auf feste Lektürevorgaben im Fach Deutsch. "Wir haben bewusst keinen literarischen Kanon definiert", sagte Petra Stanat vom Berliner Institut zur Qualitätssicherung im Bildungswesen, das die KMK unterstützt.