Hamburg. Die härteste Kritik an den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Einführung von bundesweit einheitlichen Bildungsstandards für das Abitur kommt von Walter Scheuerl, Sprecher der Elterninitiative "Wir wollen lernen" und Mitglied der CDU-Bürgerschaftsfraktion. "Die Ausrichtung des Abiturs und des Unterrichts in der Oberstufe an Kompetenzen, statt an einem geordneten, vernetzten und vertieften Wissen wird das deutsche Bildungssystem nachhaltig schwächen", sagte Scheuerl. Mit echter Studierfähigkeit werde "ein solches kompetenzorientiertes Abitur nichts mehr zu tun haben".

Die Bewertung von Scheuerls Fraktionskollegen Robert Heinemann fällt dagegen deutlich positiver aus. "Das Abitur in Deutschland wird vergleichbarer - das entspricht der Forderung vieler Eltern, der Universitäten und der Wirtschaft", sagte der Bildungspolitiker. "Leider ist es zunächst eine Einigung auf kleinstem Nenner." Einheitliche Prüfungsanforderungen, verbindliche Inhalte und unabhängige Zweitkorrekturen müssten hinzukommen.

Die Kultusminister unter dem Vorsitz von Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatten am Freitag in Hamburg beschlossen, einheitliche Bildungsstandards für das Abitur in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch oder Französisch bis 2017 einzuführen. "Die Entscheidung weist zwar in die richtige Richtung, behebt aber nicht das Grundproblem", sagte die FDP-Bildungspolitikerin Anna von Treuenfels. Eine immer größere Zahl von Abiturienten erreicht die Hochschulreife auf immer niedrigerem Niveau. "Statt Wissen dominiert zunehmend Kompetenz, deren Wert allein aber höchst zweifelhaft ist", so von Treuenfels.

Wolfgang Brandt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht eine Beeinträchtigung der in Hamburg eingeführten Profil-Oberstufe durch zentral gestellte Aufgaben. "Bedenkenswert ist allerdings die mit der Zentralisierung verbundene Arbeitsentlastung der Lehrkräfte", sagte Brandt.