In dem Quartier zwischen Rahlstedt und Jenfeld gibt es mit dem Haus am See ein neues Zentrum - jetzt auch mit Vorplatz und einer Terrasse.

Rahlstedt/Jenfeld. Seit etwa zehn Monaten steht es nun, ein auffälliges Haus in skandinavischer Optik, mit bunten Fenstern, schräg versetztem Obergeschoss und einer Fassade aus Lärche, die in den kommenden Jahren noch ergrauen wird. Das Haus am See, das eigentlich an einem Rückhaltebecken liegt, hat im März dieses Jahres in Hohenhorst eröffnet: Treffpunkt und Gastronomie, wo es zuvor kaum Gastronomie und Treffpunkte gab. Dafür ziemlich viel Niemandsland. Hier soll sich nun das neue Zentrum dieses Stadtteils entwickeln, der offiziell gar keiner ist.

Hohenhorst: ein Drittel Jenfeld, zwei Drittel Rahlstedt, entstanden zu größten Teilen in den 60er-Jahren nach der Flut, als auf dieser Brache zwischen den Stadtteilen in aller Eile Plattenbauten und Hochhäuser hochgezogen wurden, um die heimatlos Gewordenen anzusiedeln. Viele der Straßen sind nach Berliner Vorbildern benannt: Potsdamer Platz, Berliner Platz, die Schöneberger Straße. Heute ist es ein grüner, aber eher armer Stadtteil - stets am Rand gelegen und zerschnitten von Verwaltungsgrenzen.

Torsten Höhnke, Leiter des Hauses am See, arbeitet schon seit 17 Jahren hier. Er kennt den Stadtteil und dessen Bedürfnisse, er weiß, dass Hohenhorst sich in der Sozialstruktur teilweise nicht sehr vom Kern Jenfelds unterscheidet, und Jenfeld wird immer ganz vorne genannt, wenn es um Brennpunkte geht. 11 400 Einwohner hat Hohenhorst, es ist wie eine kleine Stadt. Viele wohnen schon seit 50 Jahren hier und würden sich nie als Rahlstedter oder Jenfelder bezeichnen. Im vergangenen Jahr hat der breite Grünzug, der sich zwischen den Häusern durchzieht, endlich einen Namen bekommen: Hohenhorst Park. Es klingt schlicht und wie ein Versprechen zugleich. Hier soll der Stadtteil in den kommenden Jahren weiter aufgewertet werden.

Das Haus am See steht schon am Park, gebaut mit 1,7 Millionen Euro Fördermitteln aus dem Bundeskonjunkturprogramm - und mit Schwierigkeiten. Aus Furcht, es könne nicht rechtzeitig fertig werden und dann die Förderung verfallen, stoppte der Bezirk im Jahr 2010 den Bau - um ihn kurz darauf doch zu genehmigen. Rechtzeitig zum Ende des Jahres 2011 wurde er dann fertig. Höhnke ist mit der Entwicklung zufrieden. "Die Einrichtungen, die hier untergebracht sind, haben Zulauf", sagt er. "Das Haus hat sich schon zum Treffpunkt entwickelt." Die Volkshochschule hat Räume gemietet, ebenso Selbsthilfegruppen, die "alsterdorfer assistenz ost" und eine sehr aktive Seniorengruppe mit dem vielsagenden Namen "U99"; außerdem gibt es eine Elternschule und eine Tagesgruppe, in der Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen betreut werden.

Im Café gibt es günstiges Mittagessen, eine Terrasse führt auf den See hinaus. Die Beratungsstelle "Auf Kurs" steht jedem offen und allen Problemen - egal ob Geldsorgen oder Soziales. Einige der Mieter waren schon vorher im Stadtteil, aber früher gab es kaum Berührungspunkte. "Jetzt haben alle Kontakt, es gibt Synergieeffekte", sagt Höhnke. Einer der Senioren etwa bot sich irgendwann als Aufsicht in der Tagesgruppe an und brachte die Kinder zum Spiele-Nachmittag der Senioren mit. Zwei Stunden lang beschäftigten sich Alt und Jung gemeinsam.

Einiges soll in Hohenhorst noch zusammenwachsen - nicht nur im Gebäude selbst, sondern im gesamten Stadtteil. Hohenhorst nimmt teil am Programm "Integrierte Stadtteilentwicklung", das die Bedingungen in Stadtteilen mit besonderem Handlungsbedarf verbessern soll. In zwei Entwicklungskonferenzen kamen die Einwohner selbst zu Wort: Es sei zu dunkel im Stadtteil, sagten sie, zu unübersichtlich, es sei schwer, sich zu orientieren. Mangelnde Aufenthaltsräume und schlechte Pflege beklagten sie und wünschten sich eine bessere Verkehrsanbindung und mehr Gastronomie.

Seither ist einiges geschehen. Ein Stadtteilbeirat wurde gegründet, eine Stadtteilzeitung und eine Homepage eingerichtet, das Außengelände der Grundschule Charlottenburger Straße umgestaltet und der Spielplatz für alle nutzbar gemacht. Die Buslinien 162 und 262 fahren jetzt doppelt so oft wie früher. Und natürlich das Haus am See: Es ist mit seinen sozialen Angeboten ein Schlüsselprojekt der Entwicklung.

Der nächste Schritt ist auch schon gemacht. Direkt vor dem Haus am See ist ein terrassenartiger Vorplatz entstanden, der zum Wasser hinunterführt und auf dessen Stufen die Leute im Sommer die Sonne genießen können.

Die Umgestaltung des Hohenhorster Parks kostet 1,7 Millionen Euro

Es ist der erste Abschnitt der Umgestaltung des Hohenhorster Parks, für die 1,7 Millionen Euro veranschlagt sind. Das Wegenetz soll verbessert, der Spielplatz südlich des Sees erneuert und um Seilbahn, Trampolin und viele Spielgeräte erweitert werden. Sport- und Freizeitangebote für verschiedene Altersgruppen sollen entstehen, um das grüne Herz des Stadtteils zu stärken.

Noch laufen die letzten Arbeiten zum Vorplatz, am kommenden Montag wird er eingeweiht und dann einen offenen, breiten Zugang vom Haus am See in den Park bilden. Torsten Höhnke überlegt schon, wie man ihn am besten nutzen kann. Er hofft auf den nächsten Sommer. Dann möchte er vielleicht Bands einladen und Live-Musik am Wasser anbieten.

Einweihung des Vorplatzes ist am Montag, 15-17 Uhr, am Haus am See, Schöneberger Straße 44.