Die Eltern in dem Gebiet müssen mit ihren kranken Kindern 20 Minuten und länger per Bus oder U-Bahn zum nächsten Kinderarzt fahren.

Hamburg. Auch zwei Jahre nachdem der letzte Kinderarzt fortgegangen ist, gibt es im Rahlstedter Ortsteil Hohenhorst noch keinen Ersatz. Die Eltern in dem sozial schwachen Gebiet müssen mit ihren kranken Kindern 20 Minuten und länger per Bus oder U-Bahn zum nächsten Kinderarzt fahren.

"Es ist wirklich anstrengend, mit einem kranken Kleinkind eine halbe Stunde bis zu meinem Kinderarzt nach Rahlstedt fahren zu müssen und dort dann auch noch zwei Stunden Wartezeit zu haben", sagt Doreen Schosinsky, 47, Mutter der zweijährigen Virginia. Samaneh Zamani, 23, fährt mit ihrem einjährigen Sohn Keyven sogar bis nach Horn zum Kinderarzt. Von Tür zu Tür braucht sie eine Stunde.

Früher praktizierte der Kinderarzt Stephan Schultz im Einkaufszentrum am Berliner Platz. Doch 2009 zog er um an die Wandsbeker Marktstraße, weil er größere Räume mieten wollte. Der Bedarf für einen Kinderarzt bestehe weiterhin, sagte der Mediziner damals.

"Die Eltern müssen nach Tonndorf, Rahlstedt und Jenfeld. Dort sind die Kinderarztpraxen aber total überlaufen", sagt Vanessa Steenwarber vom Stadtteilbüro Hohenhorst. 2000 Kinder leben laut Statistik in dem Gebiet. "Wir brauchen dringend einen Kinderarzt." Die U-Untersuchungen zum Entwicklungsstand von Kindern seien gerade in einem sozial benachteiligten Gebiet wie Hohenhorst so wichtig für die Entwicklung der Kinder. "Wenn es dann keinen guten Kinderarzt gibt, der sich Zeit nimmt und die Sprache spricht, gehen viele Eltern lieber gar nicht mehr zu den Untersuchungen", sagt Bärbel Appelhans vom Runden Tisch Gesundheit.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KV) hält die Versorgung für ausreichend. Walter Plassmann, Vizevorsitzener: "Zehn Kinderärzte sind im Umkreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen."