Privat finanzierter Ausbau zwischen Hamburg und Bremen hat Modellcharakter. Am 11. Oktober wird die sechsspurig ausgebaute A1 eröffnet.

Sittensen. Deutschlands größte Autobahnbaustelle gehört der Vergangenheit an: In diesen Tagen werden auf der A 1 zwischen Hamburg und Bremen die letzen Nothaltebuchten abgebaut und die letzten Markierungsarbeiten vorgenommen. Nach vier Jahren und einem Monat Bauzeit und damit drei Monate früher als geplant gibt es bereits freie Fahrt auf sechs statt der bisher vier Spuren.

Ob Elbphilharmonie, JadeWeserPort oder der neue Berliner Flughafen, große staatliche Bauprojekte sorgen mit unüberschaubaren Verzögerungen und explodierenden Kosten regelmäßig für Aufregung. Das Konsortium A 1 mobil unter Federführung des Baukonzerns Bilfinger Berger mit Sitz in Sittensen aber ist nach Angaben von Projektleiter Lutz Hoffmann "mehr als im Plan".

Das Konsortium arbeitet auf eigene Rechnung: Der Ausbau der A 1 ist das mit Abstand größte Modellprojekt, bei dem der Staat einen Teil der binnen 30 Jahren anfallenden Lkw-Maut an das Konsortium abgetreten hat. Die Unternehmen haben im Gegenzug auf eigenes Risiko und mit eigenem Geld im Rahmen des PPP-Projekts Planung, Bau und Betrieb der Autobahn für 30 Jahre übernommen. PPP steht für Public Private Partnership, also für die Kooperation von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft.

Vor allem in der Anfangsphase mobilisierte die Vergabe an einen privaten Investor die Kritiker. Von der Todesautobahn und Horrorstrecke war die Rede, weil auf sieben von 13 je etwa sechs Kilometer langen Abschnitten gleichzeitig gebaut wurde. Die Polizeiinspektion Rotenburg aber widerspricht ausdrücklich dem Eindruck, es habe eine Häufung schwerer Unfälle gegeben. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Und noch ein Faktor ist wichtig: Laut Straßenbauverwaltung Niedersachsen hätte der Ausbau in staatlicher Regie mindestens zehn Jahre gedauert.

Am 11. Oktober kommt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zur offiziellen Eröffnung. Nach Auskunft des zuständigen Verkehrsministeriums in Hannover wird es danach auf dem Neubauabschnitt keine Kilometerbegrenzung mehr geben.

Vorgesehen ist aber auch hier, Verkehrsbeeinflussungsanlagen zu errichten. Das sind die großen Portale, auf denen bei Bedarf Tempolimits, Überholverbote und Stauwarnungen angezeigt werden. Wann die allerdings kommen, ist erst einmal ungewiss. "Diese Anlagen sind alles andere als billig", erläutert ein Sprecher des Verkehrsministeriums das Problem. 420 Millionen Euro hat das Konsortium verbaut, insgesamt kostet das Projekt mit Fahrbahnunterhaltung und Winterdienst 650 Millionen Euro gerechnet auf 30 Jahre.

Projektleiter Hoffmann wird also in wenigen Wochen seine Koffer packen, aber vielleicht kommt er ja in einigen Jahren zurück in den Norden. Bilfinger Berger hat sich auch für den geplanten Ausbau der A 7 ab Hamburg Richtung Norden beworben. Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister verteidigte gestern beim Herbstempfang der CDU-Bürgerschaftsfraktion in Hamburg das PPP-Projekt Hamburg-Bremen ausdrücklich: "Das war der schnellste Autobahnbau, den es je gab. Davon muss es mehr geben."