Hamburger Fonds Hansaimmobilia sieht keine Perspektiven mehr. Anleger sollen jetzt ihr Geld erhalten, müssen dafür aber sofort selbst aktiv werden.

Hamburg. Die Nachricht kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Bundesregierung will die offenen Immobilienfonds wegen zahlreicher Probleme zum Auslaufmodell machen, und die Anbieter kämpfen dagegen an. In dieser Lage gibt ein weiterer Anbieter auf. Der offene Immobilienfonds Hansaimmobilia des Hamburger Unternehmens Hansainvest wird aufgelöst. Nachtrauern müssen die Sparer dem Fonds nicht. In den vergangenen zwölf Monaten lag die Wertentwicklung bei minus 1,2 Prozent, die Leerstandsquote beträgt 30 Prozent. Hansainvest gehört zur Signal Iduna Gruppe.

Insgesamt werden damit zwölf Fonds mit einem Volumen von zusammen rund 20 Milliarden Euro vom Markt verschwinden. Viele dieser Produkte haben Liquiditätsprobleme. Die Anleger wollen mehr Anteile zurückgeben, als Geld in der Kasse ist. Deshalb werden über die nächsten Jahre alle Immobilien verkauft und die Anleger ratenweise ausgezahlt. Die Kunden kommen also nicht mehr an ihr Geld.

Das soll beim Hansaimmobilia anders sein. Doch dazu müssen sich die Anleger beeilen. Bis zum 2. Oktober können die Anteile zum aktuellen Preis der Fondsgesellschaft zurückgegeben werden. "Dafür stellen wir ausreichend Liquidität zur Verfügung", sagt Nicholas Brinckmann, Immobiliengeschäftsführer von Hansainvest. Alternativ können die Anteile auch kostenfrei in andere Investmentfonds von Hansainvest getauscht werden. "Die Cash-Variante ist sicher die attraktivere", sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. "Immobilienfondsanleger sind ja sehr sicherheitsorientiert und wollen keine große Schwankungen ihrer Anlage. Deshalb werden Aktien- oder Rentenfonds kaum die richtige Alternative für sie sein."

Wer den Stichtag 2. Oktober verpasst, kommt erst wieder nach dem 5. April 2013, nach einer sechsmonatigen Schließungsphase des Fonds, an sein Geld. Außerdem steht noch nicht fest, welchen Wert die Anteile dann haben. Die Immobilien werden nicht auf dem freien Markt verkauft, sondern von einem Spezialfonds innerhalb von Hansainvest übernommen, hinter der institutionelle Anleger stehen. Deshalb ist auch die Auszahlung der Anleger kein Problem.

Ein Verkauf der Immobilien auf dem freien Markt wäre wesentlich schwieriger. Denn viele Anbieter müssen wegen der Auflösung alle ihre Objekte verkaufen, für die bis zu dreistellige Millionenbeträge gefordert werden. Potenzielle Käufer halten sich aber zurück, weil sie hoffen, die Preise noch drücken zu können. An Liquidität fehlt es den Käufern nicht, denn die Anleger haben allein im ersten Halbjahr 2012 rund zwei Milliarden Euro in die noch funktionierenden Fonds investiert. Transaktionen wären also durchaus möglich, "doch man lässt die verkaufswilligen Fonds lieber zappeln, das Wir-Gefühl in der Branche ist sehr begrenzt", sagt ein Immobilienexperte.

Die Auflösung des Fonds, der im Gegensatz zu anderen Produkten nie von zeitweise langen Schließungen betroffen war, begründet Hansainvest mit den fehlenden Perspektiven. "Nötig wäre ein Volumen von mindestens einer Milliarde Euro", sagt Brinckmann. Doch in einer Phase, in der laufend negative Nachrichten zu der Anlageklasse kommen, sei es nicht möglich gewesen, ausreichend neue Anleger für den Fonds zu gewinnen. Seit 2008 ist ein Teil der offenen Immobilienfonds in der Krise. Die Anleger entzogen dem Hansaimmobilia scheibchenweise das Vertrauen. Innerhalb von vier Jahren halbierte sich das Fondsvermögen auf aktuell 268 Millionen Euro.

"Die Abwicklung kommt nicht wirklich überraschend", sagt Sonja Knorr von der führenden europäischen Rating-Agentur Scope. "Der Fonds hatte viele Probleme, angefangen vom geringen Volumen, was für eine optimale Diversifizierung nicht ausreicht, bis zu älteren und teilweise schlecht vermieteten Immobilien." Außerdem seien die Möglichkeiten, den Fonds stärker an Privatanleger zu verkaufen, überschätzt worden.

Die Bundesregierung will künftig keine neuen offenen Immobilienfonds mehr zulassen. Bestehende Fonds haben aber Bestandsschutz. Doch so würden nur noch vier Anbieter den Markt bestimmen. "Die Produkte werden so als Auslaufmodell deklariert und das ist schade für diese Anlageklasse", sagt Knorr.