Bundesregierung plant Verbot von Neuzulassungen dieser umstrittenen Finanzprodukte. Investmentverband wehrt sich

Hamburg. Heute wird Thomas Richter bei einer Anhörung im Bundesfinanzministerium noch einmal alles in die Waagschale werfen, um das geplante Verbot offener Immobilienfonds abzuwenden. "Ein Verbot würde viele Kleinanleger vom Immobilienmarkt ausschließen", sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) bei einem Pressegespräch in Hamburg.

Die Regelung sei auch deshalb unverständlich, weil die bereits beschlossenen neuen Vorgaben zur besseren Regulierung der offenen Immobilienfonds (OIF) erst mit Beginn des neuen Jahres in Kraft treten. Denn dann lassen sich große Geldbeträge von mehr als 30 000 Euro pro Halbjahr nicht mehr plötzlich aus den Fonds abziehen. Die Anleger müssen ein Jahr vorher kündigen, damit sich die Fonds besser darauf einstellen können. Denn Immobilienverkäufe zur Liquiditätsbeschaffung lassen sich nicht innerhalb weniger Tage abwickeln. Selbst der Bundesverband der Verbraucherzentralen plädiert für den Erhalt der offenen Fonds. Das Verbot sei übereilt, sagt ein Sprecher.

Zwar können nach den Plänen bestehende Fonds weiter existieren. Doch neue Produkte dieser Art werden nicht mehr zugelassen. Anleger können nur noch unter vier Anbietern wählen.

Der Gesetzgeber zieht mit dem geplanten Verbot die Konsequenzen aus der jahrelangen Krise der Fonds. 24,4 Milliarden Euro in 13 Fonds sind derzeit dem Zugriff der Anleger entzogen. Die Liquidität der Fonds reicht nicht aus, um die Anleger auszuzahlen. Neun Fonds werden gar abgewickelt.

"Doch gleichzeitig müssen wir sehen, dass drei Viertel der in Fonds angelegten Gelder von dieser Entwicklung nicht betroffen sind", sagt Richter. Die Probleme werden vor allem darauf zurückgeführt, dass die Fondsgesellschaften Geld von Großanlegern angenommen haben, das nach der Lehman-Pleite plötzlich abgezogen werden sollte. Wegen mangelnder Liquidität wurden die Fonds geschlossen. Trotz vieler negativer Schlagzeilen sind die Fonds bei den Anlegern nach wie vor gefragt. "Jeder dritte Euro, der im ersten Halbjahr in Investmentfonds angelegt wurde, floss in Immobilienfonds", sagt Richter. "Gerade jetzt ist das Interesse an der Immobilienanlage groß, auch wenn man sich keine eigene Immobilie leisten kann." Anleger können sich mit den Fonds ab 50 Euro an Immobilien beteiligen. Künftig müssten sie auf geschlossene Fonds ausweichen. Bei diesen Produkten will die Regierung die Mindestanlage aber auf 50 000 Euro festsetzen.

In Norddeutschland besitzt nach einer aktuellen BVI-Umfrage nur jeder Vierte Investmentfonds. Das unterscheidet sich nicht vom Bundesschnitt. Tatsächlich sind die Hamburger aber viel stärker von Fonds abhängig. Denn fast jede Lebensversicherung investiert in Spezialfonds. Von den 1,8 Billionen Euro in Investmentfonds entfällt die Hälfe auf diese Spezialfonds, die ein starkes Wachstum verzeichnen.