Viele bleiben in der Hansestadt offenbar von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck verschont. Bundesweit stieg Verbrauch an Arzneimitteln.

Hamburg. Die Hamburger gehören offenbar zu den gesündesten Deutschen. Vor allem bei Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes schlucken sie deutlich weniger Medikamente als in anderen Bundesländern. Allerdings sind die Ausgaben für Erkrankungen wie HIV-Infektionen in Großstädten wie Hamburg und Berlin weitaus höher als im Bundesdurchschnitt. Das geht aus dem neuen Arzneimittelatlas hervor, den der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller herausgibt.

Danach brauchen die Hamburger am wenigsten Mittel zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks. Laut Arzneimittelatlas, der die rechnerische Größe Tagesdosis verwendet, fallen bundesweit im Schnitt pro Versicherten und Jahr 203 Tagesdosen an (viele Kranke benötigen mehrere Tagesdosen). In Hamburg beträgt der Durchschnittswert pro Versicherten nur 165 Tagesdosen. Spitze beim Schlucken von Pillen gegen Bluthochdruck sind die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit 293 Tagesdosen. Fast jeder achte Euro, der in Deutschland für Arzneimittel ausgegeben wird, fließt in die Behandlung dieser Volkskrankheit.

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"Überdurchschnittlich viele Hamburger treiben in Vereinen Sport", sagt der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, der Allgemeinmediziner Klaus Schäfer. "Das ist das Therapeutikum Nummer eins: Bewegung." Dadurch lasse sich das Risiko für Bluthochdruck und andere Krankheiten verringern.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Diabetes (sechs Prozent aller Arzneimittelausgaben). Hier hat sich der Verbrauch an Medikamenten in den vergangenen fünf Jahren bundesweit fast verdoppelt. Die Hamburger (im Schnitt jährlich pro Kopf 26,02 Tagesdosen) stehen jedoch wie die Schleswig-Holsteiner (24,95) und die Baden-Württemberger (25,25) gut da. In Sachsen-Anhalt brauchen die Bürger im Schnitt 46,43 Tagesdosen an Diabetes-Mitteln.

Vergleichbare Zahlen gibt es bei den Magen- und Darmerkrankungen, die vor allem auf das Ernährungsverhalten, Rauchen und Fettleibigkeit zurückgehen. Bei den entsprechenden Medikamenten hat Hamburg den niedrigsten Verbrauch, Mecklenburg-Vorpommern den höchsten. Bei Cholesterin- und Rheumamitteln liegt der Verbrauch in Hamburg leicht unter dem Deutschland-Durchschnitt. Hamburgs Mediziner, sagt Hausärztechef Schäfer, verschreiben besonders kostenbewusst. "Meine Kollegen und ich schauen genau, ob eine Tablette teilbar ist, in Hälften oder Viertel. Denn die Patienten müssen exorbitant zuzahlen."

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Bundesweit stieg der Verbrauch an Arzneimitteln im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent auf 39,27 Milliarden Tagesdosen - denn die Deutschen werden immer älter, und mit dem Alter steigt der Pillenbedarf. Allerdings gingen wegen gesunkener Preise die Ausgaben um 1,2 Milliarden Euro zurück. Etwa jeder sechste der 165 Milliarden Euro Gesamtausgaben der gesetzlichen Versicherung floss in Medikamente.

Hausärztechef Schäfer sagt: "Die Hamburger zählen insgesamt zu den glücklichsten Menschen in Deutschland." Das hätten viele Studien und Befragungen ergeben. Das trage zur körperlichen Gesundheit bei. Allerdings ist auch die Zahl der psychischen Erkrankungen im bundesweiten Vergleich sehr hoch. Laut Barmer GEK liegen seelische Leiden als Grund für Krankschreibungen in Hamburg weit vorn.