Nach der US-Marke North Face drängt auch Mammut mit einem Geschäft in die City. Der Hamburger Hersteller Globetrotter leidet darunter.
Hamburg. Hohe Gipfel sind für Rolf Schmid nichts Ungewöhnliches. Mehrere Viertausender hat der sportliche Chef des Outdoorherstellers Mammut schon in der Schweiz erklommen und ist erst kürzlich für drei Monate in den peruanischen Anden herumgekraxelt. Nun aber wagt sich der 51-Jährige mit seinem Schweizer Unternehmen in eher ungewohntes Terrain, in die norddeutsche Tiefebene, vor.
Nach einem neuen Geschäft in Bremen wird der Hersteller von Allwetterjacken und Wanderstiefeln im November auch in der Hamburger Innenstadt am Großen Burstah einen ersten eigenen Shop eröffnen. "Hamburg ist für uns ein interessanter Markt, weil hier trotz der Nähe zum Wasser viele Menschen leben, die sich für das Bergsteigen und andere alpine Aktivitäten begeistern", sagt Schmid dem Abendblatt.
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Mit dem Schweizer Traditionsunternehmen siedelt sich ein weiterer, großer Outdoorhersteller in der City an. Erst Ende vergangenen Jahres war der US-amerikanische Weltmarktführer The North Face mit einem Markenshop ins Hanseviertel gezogen.
Die eigenen Geschäfte sind bei den Herstellern vor allem deshalb so beliebt, weil sie hier ihre Produkte selbst in Szene setzen können und nicht auf die Auswahl im Fachhandel angewiesen sind. "In unseren Shops können wir die gesamte Bandbreite unseres Sortiments zeigen, das von Bekleidung über Schuhe, Rucksäcke und Seile bis hin zu Kletter- und Lawinenausrüstungen reicht", sagt Mammut-Chef Schmid.
Von elf auf 13 Geschäfte soll sich die Zahl der deutschen Mammut-Shops daher in diesem Jahr erhöhen. "Weltweit kann ich mir in den nächsten fünf Jahren sicher 100 zusätzliche eigene Geschäfte und solche von Franchisenehmern vorstellen", so der Chef des Schweizer Unternehmens. Interessante Märkte seien vor allem Korea, Japan und China.
Ausgesprochen ärgerlich sind die zunehmenden Markenshops allerdings für die deutschen Fachhändler. So macht der Chef des Hamburger Outdoorspezialisten Globetrotter, Andreas Bartmann, keinen Hehl aus seiner Kritik an der Geschäftspolitik der Produzenten. "Die Markenshops nehmen uns massiv Umsätze weg", sagt der Geschäftsführer. "Die Outdoorbranche kannibalisiert sich selbst."
Als Reaktion auf die Konkurrenz der Hersteller hat sich Bartmann nun entschlossen, die Produkte von Mammut und The North Face in den eigenen Filialen zu verringern. "Wir haben die Sortimente im zweistelligen Prozentbereich zurückgefahren und setzen verstärkt auf skandinavische Marken", sagt Bartmann. Eine immer größere Bedeutung bekämen auch die Eigenmarken. So bietet Globetrotter unter dem finnischen Namen Kaikkialla beispielsweise eigene Jacken, Schuhe, Ruck- und Schlafsäcke an.
Der Kampf um den deutschen Outdoormarkt wird auch deshalb mit immer härteren Bandagen geführt, weil die Bäume in der einst erfolgsverwöhnten Branche nicht mehr in den Himmel wachsen. So langsam haben sich die meisten Freizeitsportler nämlich mit wetterfesten Jacken und Schuhen eingedeckt und erneuern ihre Ausrüstung nur zögerlich. Hinzu kommt das Problem, dass preisaggressive Onlineanbieter in den Gefilden der Spezialisten wildern.
Als sich die Hersteller und Händler im Juli zur größten Fachmesse in Friedrichshafen trafen, waren die Kollektionen zwar farbenfroh wie eh und je. Doch statt Partystimmung herrschte auf allen Seiten eher Ernüchterung vor. Nach teils zweistelligen Zuwachsraten in den vergangenen Jahren dürfte der Markt in diesem Jahr bei etwa 1,8 Milliarden Euro stagnieren.
"Wir sind froh, wenn wir 2012 den Umsatz des Vorjahres erreichen", sagt Globetrotter-Chef Bartmann, der 2011 noch mit einem Erlösplus von zehn Prozent auf rund 250 Millionen Euro glänzen konnte. Allerdings erkauften sich die Hamburger diesen Zuwachs auch schon mit hohen Investitionen in drei neue Häuser und trugen auf diese Weise selbst zur Ausweitung der Handelsflächen und zur Verschärfung der Konkurrenzsituation bei.
Der Hersteller Mammut musste im vergangenen Jahr sogar einen Umsatzrückgang von 4,7 Prozent auf 211 Millionen Franken (176 Millionen Euro) verkraften, will in diesem Jahr aber wieder zulegen. Die Aufregung um die Markenläden kann Chef Schmid nur bedingt verstehen. "Wir sehen unsere Shops nicht als Konkurrenz zum Fachhandel", sagt er. Vielmehr sorge die höhere Präsenz und Visibilität der Marke auch für höhere Umsätze in den Fachgeschäften.