Luftverkehrsverbandschef Klaus-Peter Siegloch aus Hamburg fordert die Abschaffung der Ticketsteuer und sorgt sich um regionale Airports.

Hamburg. Für alle, die gern spontan mit dem Billigflieger in den Süden oder zu einer Shoppingtour in eine europäische Hauptstadt düsen, hat Klaus-Peter Siegloch keine guten Nahrichten: "Fliegen wird tendenziell teurer", sagt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). "Zwar wird es nicht wieder dazu kommen, dass Fliegen nur für eine Elite erschwinglich ist", sagt er, "aber die Zeit der ganz billigen Tickets geht zu Ende. Die Durchschnittserlöse müssen steigen, wenn wir in Zukunft noch solvente Fluggesellschaften haben wollen."

+++ Gefährliche Ticketsteuer +++

In Deutschland trage auch der Staat dazu bei, das Fliegen teurer zu machen: "Den deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen werden immer mehr Belastungen aufgebürdet, die es im Ausland nicht gibt. Das hat den Wettbewerb massiv verzerrt und das geht am Ende auch zulasten der Passagiere." Dabei tragen schon die Kerosinpreise - die immerhin ein Drittel der Kosten einer Fluggesellschaft ausmachen - dazu bei, dass die deutschen Anbieter heute mit dem Rücken zur Wand stehen. "Gerade angesichts solcher Entwicklungen aber darf der Staat die Lage der heimischen Unternehmen nicht noch künstlich schlechter machen", sagt Siegloch.

Der gebürtige Hamburger und frühere Fernsehjournalist steht seit Juni 2011 an der Spitze des BDL. Seine Karriere begann 1973 als Redakteur des Norddeutschen Rundfunks. Im Jahr 1988 wechselte er zum ZDF, wo er für Sendungen wie "Länderspiegel" und "Politbarometer" zuständig war und zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg. Von 2003 bis 2007 moderierte Siegloch das "heute journal", später leitete er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem ZDF im April 2011 das Büro des Senders in New York.

Während höhere Treibstoffpreise weltweit die gesamte Branche treffen, belastet die von der Bundesregierung zum Jahresanfang 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer einseitig die deutschen Fluggesellschaften, die seit Jahresbeginn 2012 außerdem noch im Rahmen des EU-weit eingeführten Emissionshandels für ihren CO2-Ausstoß zur Kasse gebeten werden.

Auf der Basis eines Gutachtens der Münchner Beratungsfirma Intraplan geht der BDL davon aus, dass der deutschen Luftfahrt aufgrund der Ticketsteuer innerhalb eines Jahres fünf Millionen Passagiere entgangen sind - 198 Millionen Fluggäste waren es im vergangenen Jahr insgesamt.

"Wir fordern von der Regierung die Abschaffung der Steuer, denn sie nimmt den deutschen Airlines die letzte Luft zum Atmen - und das in einer eh schon knallharten internationalen Konkurrenzsituation" sagt der Präsident des Verbandes, der Fluggesellschaften und Flughäfen vertritt. Inzwischen seien fast alle deutschen Airlines in die roten Zahlen gerutscht. Die Flughäfen seien von der Ticketsteuer ebenso betroffen. "Von 22 Verkehrsflughäfen in Deutschland schreiben nur noch sechs Gewinne - Hamburg gehört glücklicherweise dazu", sagt Siegloch.

Auch mit einem Anstieg der Passagierzahl um 3,3 Prozent im ersten Halbjahr hatte Hamburg Airport im ersten Halbjahr besser abgeschnitten als der deutsche Gesamtmarkt (plus 2,0 Prozent). Hamburg gehört nach Einschätzung von Siegloch nicht zu den Flughäfen, die extrem unter der Steuer leiden. Ganz besonders unter Druck geraten seien Airports mit einem hohen Anteil an Niedrigpreisanbietern und grenznahe Flughäfen, wo man Abwanderungen von Flugverkehr ins Ausland verzeichnen könne: "Das niederländische Infrastrukturministerium hat sich geradezu bedankt für die deutsche Luftverkehrssteuer. Denn es hat jüngst explizit erklärt, dass die deutsche Steuer niederländischen Flughäfen massive Zuwächse beschert hat."

Gerade für kleinere regionale Flughäfen - so wie etwa Lübeck-Blankensee -, die vielfach schon heute nicht profitabel sind, "wird die Lage in Zukunft schwieriger", ist Siegloch überzeugt. "Der Luftverkehr finanziert sich immerhin größtenteils selbst. Das heißt, auch für die Flughäfen gilt das Gebot, dass sie ihren Betrieb selbst finanzieren müssen."

Kritiker des Luftverkehrs, etwa die Umweltschutzorganisationen, argumentieren allerdings seit Langem, die Fluggesellschaften würden in großem Stil subventioniert, weil sie auf den von ihnen eingekauften Treibstoff keine Mineralölsteuer zahlen müssen. Siegloch lässt diese Argumentation nicht gelten: "Die Luftfahrt ist ein globales Geschäft, und es gibt aus guten Gründen eine internationale Vereinbarung über die Steuerbefreiung, weil sonst die Gefahr bestünde, dass Regierungen über unterschiedliche Steuersätze den Wettbewerb verzerren." Statt Kerosinsteuern zahle der Luftverkehr Gebühren - allein im vorigen Jahr in Deutschland mehr als drei Milliarden Euro unter anderem für die Flugsicherung und die Arbeit der Polizei an den Flughäfen.

Das steuerfreie Kerosin bevorzuge den Luftverkehr auch nicht unfair gegenüber der Bahn: "Zwar zahlt die Bahn - zu ermäßigten Sätzen - Steuern auf Energie, aber sie erhält hohe staatliche Zuschüsse für Investitionen und den laufenden Betrieb." Siegloch hält ohnehin nichts davon, die Fluggesellschaften und die Bahn gegeneinander auszuspielen: "Wir ergänzen uns. Eine vernünftige Verzahnung des Flugverkehrs mit der Bahn ist eine sehr wichtige Aufgabe der Verkehrspolitik."

Sorgen macht dem BDL-Präsidenten dagegen die zunehmende Konkurrenz durch Airlines vom arabischen Golf. "Schon aus diesem Grund sollte die Bundesregierung darauf achten, dass sich die Bedingungen für deutsche Fluggesellschaften nicht immer weiter verschlechtern."

Denn sonst könnten immer mehr Direktverbindungen zwischen Deutschland und anderen Kontinenten unwirtschaftlich werden und wegfallen. "Für heimische Unternehmen sind solche Flugverbindungen aber wichtig", sagt Siegloch, "weil sie deutsche Unternehmen anbinden, uns als Exportland international wettbewerbsfähig halten - und deswegen besser als Umsteigeverbindungen zum Beispiel über Istanbul oder Dubai sind."