Abschied im März 2011. Nachfolger von Gerald Weber in seinem Amt als Produktionsvorstand in Toulouse wird ein Konzernfremder.

Hamburg. Gerald Weber , Produktionsvorstand von Airbus und Chef der Deutschland-Tochter in Hamburg, wird das Unternehmen Ende März 2011 verlassen. Das teilte Airbus gestern mit. Webers Abschied steht nach Informationen des Abendblatts nicht in Zusammenhang mit den Schwierigkeiten beim A380 nach der Qantas-Notlandung . Der Manager wollte den Job ohnehin nur zeitlich befristet wahrnehmen.

Als Weber im April 2007 zu Airbus kam, war der Flugzeugbauer in einem desolaten Zustand: Wegen der Verkabelungsprobleme beim Bau des Riesenjets A380 stand man vor Milliardenverlusten, gerade war deshalb das Sparprogramm Power 8 , das den Abbau von 10 000 Arbeitsplätzen und den Verkauf unter anderem der Werke in Nordenham und Varel vorsah, beschlossen worden. Zudem stand die gesamte Fertigungskette des A380 auf dem Prüfstand.

Bei seinem Amtsantritt sah sich Weber mit einer extrem herausfordernden Aufgabe konfrontiert: Mithilfe seiner jahrzehntelangen Erfahrung aus der Fahrzeugindustrie im Volkswagen-Konzern und bei Daimler sollte er das A380-Programm zu einer stabilen Serienfertigung bringen, den Serienbau des Militärtransporters A400M vorbereiten und sämtliche Werke durch Einführung modernster Produktionsverfahren und Arbeitsabläufe vollkommen neu ausrichten.

Auch wenn die Fertigung des A380 durch die Probleme mit den Rolls-Royce-Triebwerken nun wieder in Unordnung gerät, sieht Weber seine Mission als erfüllt an: "Angesichts einer Fülle von positiven und greifbaren Ergebnissen nach fast vier Jahren intensiver Arbeit ist es Zeit für mich, neue Wege zu gehen", erklärt er. "Gerald Weber hat seinen Auftrag umfassend erfüllt", wird Airbus-Chef Thomas Enders zitiert. Er sei Weber "überaus dankbar für seine herausragenden Leistungen". Man werde Webers Kreativität in der Flugzeugentwicklung, seinen vorbildlichen Einsatz und seinen "stets wohldosierten schwäbischen Eigensinn" vermissen.

Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter fällt das Urteil über Webers bisherige Arbeit gemischt aus. "Er war in einer sehr schwierigen Situation", sagt Horst Niehus, Betriebsratsvorsitzender am Standort Hamburg. "Seine Rolle als Chef von Airbus in Deutschland konnte er wegen der engen Einbindung in das Führungsgremium in Toulouse nie richtig spielen." Auf der anderen Seite habe Weber im Hinblick auf den Aufbau von Forschungs- und Entwicklungszentren zur langfristigen Sicherung der Standorte viel bewirkt. So gehörte er zu den treibenden Kräften bei der Gründung des Hamburger Zentrums für angewandte Luftfahrtforschung (ZAL), einer gemeinsamen Initiative der Industrie, der Hochschulen und der Stadt. Außerdem trug er wesentlich dazu bei, die Forschung zum Einsatz von Brennstoffzellen für Luftfahrtanwendungen in Hamburg zu etablieren. In Stade setzte er sich für den Ausbau des sogenannten CFK Valley und die Einrichtung neuer Studiengänge zu den neuen Werkstofftechnologien ein.

Airbus hat nach eigenen Angaben bereits einen Nachfolger für Webers Amt als Produktionschef gefunden. Doch erst Anfang 2011 soll mitgeteilt werden, um wen es sich handelt. Verraten wird lediglich, dass er bisher nicht innerhalb des EADS-Konzerns, zu dem Airbus gehört, tätig ist.

"Der Start der A350-Produktion wird sicherlich die wichtigste Aufgabe meines Nachfolgers werden", sagte Weber dem Abendblatt. Seine eigene Herausforderung habe darin bestanden, die Industrialisierung der A380-Fertigung zu bewerkstelligen: "Das haben wir geschafft und wir sind auf einem sehr guten Weg, dieses Jahr unser Auslieferungsziel von 20 A380 zu erreichen. Das sind doppelt so viele A380-Auslieferungen wie im vergangen Jahr."

Im Hinblick auf die zuletzt schlechte Stimmung bei Airbus sagt Weber: "Ich glaube, es verändert sich gerade sehr viel zum Positiven." Aber das Unternehmen wandle sich, "und wir müssen sicherstellen, dass die Mitarbeiter den Sinn und die Auswirkungen der Veränderungen besser verstehen."

Konkrete Pläne für die Zeit nach Ende März 2011 hat der promovierte Maschinenbauer offenbar noch nicht. "Es gibt einige interessante Angebote", verrät er. "Wenn man über 60 ist, überlegt man sich aber genau, wo man sich als Nächstes engagieren möchte." Darüber hinaus warteten auch ehrenamtliche Aufgaben auf ihn. Im April will Weber "zunächst ein wenig Urlaub machen und ganz für meine Familie da sein". Der passionierte Privatpilot Weber ist verheiratet und hat eine Tochter.