Seit 1990 arbeitet Claudia Ludwig als Kommunikationstrainerin. Sie ermutigt Frauen, die an die Spitze deutscher Unternehmen wollen.

Hamburg. Selbstbewusst, sympathisch, mit Spaß bei der Sache: Die schlanke Frau, die ihren Vortrag mit sicherer Stimme hält, wirkt wie der Prototyp einer weiblichen Führungskraft. Als Claudia Ludwig vor der Entscheidung stand, hat sie sich allerdings eine solche Position nicht zugetraut: "Ich habe elf Jahr lang als stellvertretende Schulleiterin gearbeitet. Aber der ständige Stress mit meinem Vorgesetzten hat mich dann in die Selbstständigkeit geführt." Seit 1990 arbeitet Claudia Ludwig als Kommunikationstrainerin und Coach. Heute ist sie schlauer und sagt: "Meine Karriere fängt jetzt erst an!" Ihr Thema: "Frauen und Führung". Die 60-Jährige will Frauen Mut machen, die in die Top-Etagen von deutschen Unternehmen wollen.

Trotz vieler Förderprogramme habe sich da herzlich wenig in 20 Jahren getan. Die Anforderungen an Frauen, Partnerschaft, Kinder und Karriere zu vereinen, seien sehr hoch, die Angebote für flexible Arbeitszeitmodelle dagegen verschwindend gering. Das liege daran, dass viele Arbeitgeber ihren Angestellten nicht vertrauten, sie lieber im Büro kontrollieren wollten. "In männlich dominierten Abteilungen muss alles messbar sein. Personal und Arbeitsklima kommen zu kurz - Dinge, die Frauen sehr wichtig sind", sagt Claudia Ludwig. Daher sei es so wichtig, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen. Denn dadurch würde auch mehr soziale Kompetenz in die Firmen kommen. "Frauen können sich besser in andere Menschen hineindenken und gehen Probleme kreativer an", sagt die Beraterin. Außerdem seien sie ohnehin diejenigen, die viel machen und organisieren.

Häufig fehle ihnen nur die nötige Risiko- und Stressbereitschaft, die ein Top-Job eben fordere. Davon ausgehend hat Claudia Ludwig Entscheidungen formuliert, die Frauen treffen sollten, wenn sie ganz nach oben wollen. Die wichtigste lautet: "Will ich mit den Jungs Fußball spielen?" Da die Management-Welt eine männlich dominierte ist, müssen Frauen erst einmal bereit sein, darin mitzuspielen. Das bedeutet auch, die Regeln zu kennen und sie anzuwenden. Ob sie ein Alphatier sei, das Verantwortung trägt und auch unpopuläre Entscheidungen fällt, müsse frau ebenso für sich klären wie die Frage "Kann ich gut mit Stress umgehen?" und "Habe ich die richtigen Netzwerke, die mich nach oben bringen?". Nicht zuletzt müsse eine Frau akzeptieren, dass eine Führungsposition auch mit Verlust verbunden sei. Die Wahl eines Partners, der ihre Karriere unterstützt, sei genauso wichtig wie die Kinderfrage. "Dann", so die Beraterin, "kann Karriere Spaß machen."