Die richtige Kleidung, die richtige Bar: Zwei Erfolgstipps des Teams um Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis.

Ahrensburg. Mut zeigen, Hosenanzüge tragen und Fußballwissen parat haben - das waren einige der Karrieretipps für die mehr als 300 Frauen, die am Dienstagabend zum Netzwerkabend "Frauen im Blick - starke Frauen im Norden" in den Ahrensburger Marstall gekommen waren. Eingeladen hatten der Landesfrauenrat Hamburg, der Verband selbstständiger Frauen Schöne Aussichten, die Handelskammer Hamburg und die IHK zu Lübeck.

"Frauen merken langsam: Wenn wir uns nicht um Macht bemühen, werden wir ohnmächtig bleiben", sagte Daniela Barth, Vizepräses der IHK, zur Begrüßung. Wie Frauen den Aufstieg nach ganz oben schaffen können, darüber diskutierten anschließend Schleswig-Holsteins ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis, die Kulturjournalistin Andrea Wilke und Marion Knaths, die mit ihrer Firma "sheboss" Führungsseminare für Frauen anbietet. Moderiert wurde die Talkrunde von der Journalistin Nicola Sieverling.

"In der Politik braucht es vor allem eines: Nerven. Frauen sollten nicht so zurückhaltend sein und vor allem nie anfangen zu grübeln", sagte Simonis. Außerdem sei es wichtig, Allianzen einzugehen - auch wenn dafür ein Abend draufgehe, an dem man viel lieber früh ins Bett gegangen wäre. Simonis: "Die wichtigen Entscheidungen werden an der Bar gefällt."

Deshalb sollten Frauen nicht nur auf die offiziellen Besprechungen setzen, sagte auch Knaths. "Man muss abends wissen, in welcher Bar die Wichtigen aus der Branche sitzen." Für den Smalltalk sei es gut, ein bisschen "Fußballisch" zu sprechen. Sie gucke deshalb vor wichtigen Treffen nach den Ergebnissen der Bundesliga, verriet Knaths. Das Publikum nahm diesen Tipp teilweise amüsiert, teilweise skeptisch hin. Knaths blieb dabei: "Die persönlichen Kontakte werden immer wichtiger, je weiter es nach oben geht."

Anders sah das Andrea Wilke, die als freie Mitarbeiterin für den NDR arbeitet und nach eigenen Angaben nicht gezielt nach Kontakten sucht. Sie erntete viel Applaus, also sie einwandte: "Es geht mir hier zu sehr um den Wunsch, in der männlichen Liga mit den Waffen zu spielen, die die Männer vorgeben." Vielmehr müssten die besonderen Stärken der Frauen mehr geschätzt werden. "Ich arbeite zu 90 Prozent mit Kolleginnen zusammen, und das klappt hervorragend. Frauen, die sich auch noch um Kinder, Haushalt und vieles mehr kümmern, können zielorientiert, konzentriert und schnell arbeiten. Manche Männer können das nicht", sagt Wilke. "Für endlose Diskussionen habe ich aber keine Zeit."

Nicht in allen Branchen sei das Netzwerken gleich wichtig, räumte Simonis ein. "Und es kommt darauf an, was die Frauen wollen. Sie sollten auf jeden Fall ihr Ziel kennen." Wer aber in Politik oder Wirtschaft durch die oft zitierte gläserne Decke stoßen wolle, müsse einige Dinge beachten. Nicht zu unterschätzen sei die Kleidung, waren sich Simonis und Knaths einig. Als Moderatorin Sieverling nach den "No-Gos" fragte, antwortete die ehemalige Ministerpräsidentin sofort: "Kurze Röcke mit Schlitz, Strumpfhosen mit einer Naht hinten, enge Blusen, Spitze - eben alles, was hübsch ist." Sie empfehle einen Hosenanzug, sagte Knaths. "Im Unternehmen, wo ich ernst genommen werden will, ist das die beste Wahl."

Nach der Diskussion über dieses offenbar Erfolg versprechende Kleidungsstück, das auch viele Besucherinnen trugen, kam die Runde auf die Vereinbarkeit von Kind und Karriere zu sprechen. "Bei erfolgreichen Müttern stehen oft Männer dahinter, die in ihrer Karriere etwas zurückstecken", sagte Marion Knaths. Andrea Wilke erzählte, dass sie für ihre zwei Kinder jeweils ein Jahr zu Hause geblieben sei. "Es ist wichtig, auch mal etwas ganz anderes zu tun. Das hat neue Energie in mir freigesetzt."

Das dürfe aber nicht für alle als Voraussetzung gelten, sagte Heide Simonis: "Diese Gesellschaft hat dafür zu sorgen, dass Kinder betreut werden." Allen Frauen, die Karriere machen wollen, riet sie: "Habt Mut. Das lohnt sich."